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Das Dorf in die Stadt geholt

Bei schönstem Wetter feierte Bautzen am ersten Oktobertag sein zweites Herbstfest. Das kam bei allen gut an.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Wann kann man schon mal im Stroh toben, wenn man ein Stadtkind ist und keine Oma auf dem Dorf hat? Die Bautzener Kinder waren am Sonntag kaum zu bremsen. Immer wieder kletterten sie auf die Strohballen, die vor dem Rathaus aufgestapelt waren. Juchzend sprangen sie herunter. Aber auch die Halme in die Luft werfen machte Max, Maximilian, Mira, Jenö und Noah viel Spaß. Und ihre Mütter waren sehr zufrieden. Sabine Ehrke, die Mama von Mira und Maximilian, sagte, das Bautzener Herbstfest sei diesmal sehr schön, weil auch das Wetter mitspielte. Voriges Jahr bei der Premiere regnete es.

„Wenn die Kinder sich wohlfühlen, fühlen wir uns auch wohl“, sagte Sabine Ehrke. Lucia Großmann, die Mama von Jenö und Noah, sagte, diese Strohburg sei viel besser, als die üblichen Hüpfburgen. „Das kostet nichts und macht den Kindern viel Spaß.“ Sehr schön fand die junge Mutter auch die Musik. Die Sängerin Theresa Randall aus Leipzig begleitete sich selbst auf dem Piano und spielte sowohl selbst geschriebene Lieder als auch Hits von anderen Sängern. Nach Bautzen geholt hatte sie Heike Wenskus, bekannt durch die Showtruppe „Angels in Motion“ und durch ihren 32 000-Euro-Gewinn bei Günter Jauch. Für die musikalische Unterhaltung sorgten zudem die Band „5 an der Feier“ sowie der Liedermacher Toni Tempo.

Großen Spaß machte den Besuchern auch in diesem Jahr wieder der Streichelzoo vom Bauernhof Helm aus Eutrich. Unter anderem gab es Schafe, Enten und ein Kälbchen zu streicheln. Lenya und ihrer Freundin Kim hatten es besonders die Kaninchen angetan. Es war eine Hasenmutter mit ihren Jungen. Tapfer ließ sich eines der Hasenjungen von den beiden Mädchen knuddeln, obwohl es ein bisschen ängstlich war.

Kims Mutter Silke Bogdan aus Auritz fand das Fest diesmal total schön. Sie erinnerte sich an das vergangene Jahr, wo eben das schlechte Wetter der Feierfreude etwas Abbruch getan hatte. „Alle geben sich viel Mühe“, sagte Silke Bogdan. Besonders positiv fand sie, dass es besondere Speiseangebote gab. Das wiederum freute die City-Managerin Gunhild Mimuß. Genau das sei ihre Absicht gewesen, den Bautzenern außergewöhnliche Gaumenfreuden zu bieten.

Erstmals auf dem Hauptmarkt mit dabei waren die Kirschauer Aquakulturen. Inhaber Karl Dominick wollte die Bautzener mit seinem „Sachsenbarsch“ bekannt machen. Unter dieser Bezeichnung wird seit Kurzem der Tilapia vermarktet. Das ist ein Fisch aus der Familie der Buntbarsche. Da sich die Kunden darunter aber wenig vorstellen könnten, sei man auf die Bezeichnung Sachsenbarsch umgestiegen, sagte der Inhaber des Kirschauer Unternehmens. Und er fügte hinzu, der Stand auf dem Herbstmarkt sei ein erster Versuch gewesen, um zu testen, ob es sich lohnt, ständig auf dem Bautzener Wochenmarkt präsent zu sein. Mit dem Test sei er sehr zufrieden.

Wer bei einem Besuch am Stand der Aquakulturen plötzlich doppelt sah, hatte nicht zu viel getrunken, sondern er sah sich mit Karl Dominicks Zwillingsbruder Uwe konfrontiert. Das war mit Sicherheit der Gast, der mit rund 12 000 Kilometern die weiteste Anreise zum Bautzener Herbstfest hinter sich hatte. Er lebt nämlich in Südafrika und betreibt wie sein Bruder dort eine Fischzucht. Er kommt drei- oder viermal pro Jahr in die Oberlausitz, sagte er. Das Herbstfest sei sehr schön, sowohl für die Bautzener, vor allem aber auch für die Touristen.

Kulinarische Besonderheiten hatte auch Tobias Herkner zu bieten. Mit seiner Frau Eva-Maria betreibt er in Ebersdorf bei Löbau einen Bio-Bauernhof. Als Ergänzung zu seinem Hofladen fährt er gelegentlich auf Märkte. In Bautzen war er zum ersten Mal. Seine Burger, Steaks und Schaschliks aus hochwertigem Ochsenfleisch vom Limousin-Rind oder Produkte aus Geflügel vom eigenen Hof seien sehr gut angekommen, sagte er.

Was noch nicht funktionierte, war der geplante Grillwettbewerb. Auf den per Facebook verbreiteten Aufruf von City-Managerin Gunhild Mimuß hatte sich niemand gemeldet. Aber sie war mit Frank Großmann ins Gespräch gekommen. Der outete sich als Barbecue-Spezialist, der mit einem Wasser-Smoker arbeitet. Er sei gerne bereit, nächstes Jahr mit anderen in Wettstreit zu treten, bekundete er.