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Das eigene Bad für die Kinder

Vielen erscheint das zweite Bad im Eigenheim als Luxus. Doch der Nutzen im Alltag kann enorm sein. Immer mehr Bauherren setzen deshalb darauf.

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Warum ein zweites Badezimmer im Haus nur für seltene Gäste reservieren? Ein Bad für die Kinder entlastet zu Spitzenzeiten am Morgen die ganze Familie.
Warum ein zweites Badezimmer im Haus nur für seltene Gäste reservieren? Ein Bad für die Kinder entlastet zu Spitzenzeiten am Morgen die ganze Familie. © dpa-tmn/Andrea Warnecke

Bonn. Ein Kinder-Bad ist der neueste Trend beim Hausbau. "Einen Knaller" nennt selbst Bauexperte Christoph Windscheif vom Bundesverband Deutscher Fertigbau diese Entwicklung. Doch überdenkt man den Nutzen eines solchen Bads, macht das ganz schön viel Sinn.

Kommen sehen hat das keiner der Experten - den Trend zum expliziten Kinderbad. Klar, es gibt in vielen Häusern immer schon ein zweites Badezimmer, was für Gäste oder auch mal zum Ausweichen vorgesehen ist. Oder einen kleinen Raum mit extra Waschbecken und Toilette, oder Dusche. Aber ein zweites vollwertiges Badezimmer in kleineren Wohnungen mit unter 100 Quadratmetern Fläche - das war bislang nicht üblich.

Kein morgendliches Gedränge im Bad

Wer aktuell neu gebaute Wohnungen besichtigt, findet genau das. Auch in vielen Einfamilienhäusern sind zwei Bäder üblich, die im Alltag vollwertig genutzt werden. Hoch im Kurs sei das bei Bauherren, hat Windscheif bei Mitgliedsfirmen des Bundesverbands Deutscher Fertigbau erfahren.

Der Experte spricht von einer strategischen Überlegung der Bauherren: "Man plant das Bad für die Eltern und daneben das Schlafzimmer." Ein zweites Bad etwas weiter weg wird dann den Kindern zugesprochen.

Warum auch nicht? Im Alltag, vor allen am Morgen von Schul- und Arbeitstagen, wird gerade dieser Raum besonders intensiv genutzt. Statt Schlangestehen, Gemotze und Gedrängel teilen sich Eltern und Kinder auf und federn so Spitzenzeiten für das Badezimmer ab.

So hat für Jens Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS), ein zweites Bad auch bei einer insgesamt kleineren Wohnfläche seine Berechtigung: "Viele Bauherren überdenken heute Räume anders. Wenn man sich weniger Wohnraum leisten kann, stellt man sich auch bewusster die Frage, von welchen Bereichen man wirklich mehr braucht - und worauf man eher verzichten kann."

Ein willkommender Rückzugsort

Wischmann sieht noch einen zweiten Nutzen für das zweite Bad: Neubauten werden inzwischen fast ausnahmslos mit offenen Grundrissen geplant - die Bereiche Kochen, Essen und Wohnen gehen nahtlos ineinander über. Manchmal sind sogar die Schlafbereiche offen zum sonstigen Wohnraum angelegt. Das hat viele Vorteile, aber auch einen Nachteil: Es fehlen Rückzugsplätze. "Was ein zweites Badezimmer bieten kann", sagt Wischmann.

Na klar, das stille Örtchen! Und auch zum Bart trimmen, Nägel schneiden oder Augenbrauen zupfen - dafür zieht man sich schließlich immer gerne mal ins ruhige Badezimmer zurück. Zumal diese heute viel wohnlicher gestaltet werden - oft mit Sessel oder Liege zum Relaxen. Daher sieht Wischmann diesen Bautrend auch bei Haushalten ohne Kinder - hier erhält jeder Partner sein eigenes stilles Örtchen.

Teils werden die Badezimmer auch unterschiedlich ausgestattet: "Eines hat dann etwas Besonderes: Eine Sauna, eine Dampfsauna oder eine Whirlwanne", nennt Wischmann Beispiele. Wer Platz sparen muss, kann im zweiten Bad statt auf Badewanne nur auf eine Dusche und einen kleineren Waschtisch setzen. Für den Alltag reicht das schließlich.

Kindergerechte Toilette und Waschtisch

Wer auf ein echtes Kinderbad setzt, dem rät Wischmann auch zu kindgerechten Möbeln. Zum Beispiel zu einem Unterschrank mit einem Element zum Ausziehen, das als Hocker fungiert. Sinnvoll sind hier Elemente, die mitwachsen, wie höhenverstellbare Toiletten oder Waschtische. "Letztere sind übrigens auch im Alter wieder sinnvoll, wenn man mit einem Stuhl am Waschtisch sitzen möchte", ergänzt Wischmann.

Diese teureren Modelle sind allerdings aufwendiger zu installieren, da ihre Mechanik in die Wand integriert wird. "Pro Produkt muss man schätzungsweise 1000 Euro mehr rechnen", so Wischmann. Eine empfehlenswerte Alternative ist ein Waschunterschrank, der an der Wand hängt und keinen Bodenkontakt hat.

Er ist laut Wischmann sowieso in letzter Zeit beliebter geworden, da man hier die Füße unter den Schrank stellen und so näher an das Waschbecken beziehungsweise den Spiegel herantreten kann. Und im Kinderbad? Unter so einem Waschtisch lässt sich ein Hocker für die Kleinsten gut unterstellen.

Der VDS rät allerdings, sich nicht zu sehr auf den kindlichen Aspekt bei der Einrichtung eines Bads zu konzentrieren. Denn kindliche Motive gefallen den Teenagern dann schon nicht mehr. (Simone Andrea Mayer, dpa)