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Das Ende der Gemeinschaftsduschen

Die Jugendherberge will mit einem Umbau Gästewünschen nachkommen – und auch ein selbst gestecktes Ziel erreichen. 

Von Eric Weser
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Herbergsleiter Robert Müller in den Räumen, die viele mit dem Wort Jugendherberge verbinden: den Gemeinschaftsduschen.
Herbergsleiter Robert Müller in den Räumen, die viele mit dem Wort Jugendherberge verbinden: den Gemeinschaftsduschen. © Eric Weser

Strehla. Eine kalte Dusche war das Jahr 2018 für Robert Müller nicht. Im Gegenteil. Der Chef der Strehlaer Jugendherberge zeigt sich sehr zufrieden. Viele Stammgäste halten dem Haus die Treue – die Feuerwehr, die DLRG, Schulklassen, Sportvereine. 

Aber es gibt auch neue Gäste. Gerade aus dem Leipziger Raum sind es mehr Schulen, die inzwischen auf Strehla aufmerksam werden. Die guten Übernachtungszahlen von 2017 seien fast wieder erreicht worden, sagt Robert Müller. Fast 7 000 waren es damals. Eigentlich hätte das Ergebnis sogar noch übertrumpft werden können, meint der 33-Jährige. 

Aber dann sagte eine Schulklasse kurzfristig wegen Krankheit ab. Der heiße Sommer ließ viele Familien, die sonst übernachten kommen, ihren Radurlaub gar nicht erst antreten. Und im Herbst zog eine Tanzgruppe, die während der Tanz-WM in Riesa sonst immer in Strehla logiert, einen Wettkampf in Prag vor.

Doch all das ist Schnee von gestern. Robert Müller kümmert sich um die Zukunft und nutzt die Schließzeit von Dezember bis Februar, um die nächste Saison vorzubereiten. Wenn alles klappt, könnte an deren Ende ein großer Umbau in der Jugendherberge beginnen – im Seitentrakt zur Torgauer Straße hin. Es soll der dritte und vorläufig letzte große Sanierungsschritt für die 1971 eröffnete Herberge werden.

Pläne für eine Renovierung des 1975 entstandenen Hausteils hatte es schon gegeben, als Robert Müller vor drei Jahren die Leitung der Herberge von seinem Vater Wolfgang übernahm. Beim Ausbessern wollte es der neue Chef des Hauses aber nicht belassen. Bei der neuen Leitung des sächsischen Jugendherbergs-Verbandes stieß Robert Müller mit seinen Ideen auf offene Ohren, erzählt er. Ein Jahr lang wurde an den Plänen gefeilt, die jetzt zur Genehmigung bei den Behörden liegen.

Die Gemeinschaftsduschen liegen in Strehla in einem Seitentrakt der Windmühlen-Herberge (Gebäude mit der grauen Fassade). Für diesen Seitentrakt gibt es jetzt große Umbaupläne. Die beinhalten so einige Änderungen. 
Die Gemeinschaftsduschen liegen in Strehla in einem Seitentrakt der Windmühlen-Herberge (Gebäude mit der grauen Fassade). Für diesen Seitentrakt gibt es jetzt große Umbaupläne. Die beinhalten so einige Änderungen.  © Eric Weser

Die Entwürfe sehen unter anderem vor, den Seitentrakt zu vergrößern. Dazu soll eine Außenwand in Richtung des benachbarten Grundstücks verschoben werden. Im Gebäude soll etwas wegfallen, das viele Leute mit dem Wort Jugendherberge verbinden: die Gemeinschaftsduschen. „Heute gibt es andere Vorstellungen von Privatsphäre. Viele Gäste wollen im Bad nicht unbedingt auf Fremde treffen“, sagt Herbergsleiter Robert Müller. Anstelle der großen Sanitärräume sollen künftig drei Familienzimmer kommen, die jeweils ein Bad für sich haben. An der Bettenanzahl der Herberge soll sich durch den Umbau nichts ändern. Sie soll weiter bei 70 Stück liegen.

Eine Neuerung beim geplanten Bau soll dagegen die Vergrößerung eines Aufenthaltsraums im Seitentrakt zu einem großen Versammlungszimmer werden. Mit diesem will sich das perspektivisch im Tagungsgeschäft etablieren. Denn Herbergsleiter Robert Müller will langfristig gesehen nicht nur die Übernachtungszahlen im Haus steigern. Sondern auch erreichen, dass es künftig keine Schließzeit mehr gibt, der Herbergsbetrieb also zwölf Monate im Jahr läuft. „Die Kosten laufen ja in der Schließzeit trotzdem weiter.“

Was die Kosten für den Umbau der Herberge betrifft, hüllt sich Robert Müller in lächelndes Schweigen. Sagt lediglich so viel: Es gehe um eine sechsstellige Summe. Finanziert werden soll der Bau, der auch Barrierefreiheit und einen gefälligeren Eingangsbereich mit sich bringen soll, teils vom Landesverband des Deutschen Jugendherbergswerks, über EU-Fördermittel für den ländlichen Raum und auch von der Stadt Strehla. Der Kommune liegt laut Bürgermeister Jörg Jeromin (FWG) viel daran, den über die Grenzen der Region bekannten Herbergsstandort zu erhalten. Denn wenn Auswärtige etwas von Strehla kennen, dann die Jugendherberge mit dem markanten Mühlenturm.