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Das Ende einer Kneipe

Familie Pofand gibt die Königsbrücker Gastwirtschaft „Zur Post“ auf. Damit endet eine lange Geschichte.

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© Matthias Schumann

Nicole Preuß

Königsbrück. Die Erinnerungen sind präsent. Der Fasching war immer schön. Silvester wurde in der kleinen Kneipe gefeiert. Und die Adventsdeko hat Anita Pofand jedes Jahr selbst gemacht. Doch nun ist Schluss. Familie Pofand gibt zum Jahresende ihre Gastwirtschaft „Zur Post“ in Königsbrück auf. Man sieht Anita Pofand an, dass ihr die Entscheidung nicht leicht gefallen ist. Die 59-Jährige ist die gute Seele der Kneipe. Sie lacht gern und sie macht es ihren Gästen gern schön. „Gemütlich wollten wir es in der Kneipe immer haben. Es sollte sein, wie Zuhause.“

Dachdecker, Klempner und Maler kamen nach der Arbeit auf ein Feierabendbier in die Gastwirtschaft an der Kamenzer Straße. Sie saßen an dem Stammtisch ganz in der Nähe des Tresen. Sie würfelten, quatschten und lasen Zeitung. Die Köchin Anita Pofand bereitete ihnen und den anderen Gästen gute Hausmannskost zu. Die Stammgäste kannten die Öffnungszeiten, in der Woche von 16 bis 20 Uhr, am Wochenende machte Anita Pofand manchmal auch schon zum 11er-Zug auf.

Das war nicht immer so. Ihr Mann Andreas Pofand schloss mitunter erst morgens seine Kneipe. 2013 starb der Königsbrücker nach schwerer Krankheit. Er hatte die Gaststätte gemeinsam mit seiner Frau betrieben. Der leidenschaftlich-ehrenamtliche Feuerwehrmann kümmerte sich um die Gäste in der Gaststube, seine Frau stand in der Küche. In regelmäßigen Abständen wurde das kleine Lokal für Familienfeiern gebucht. „Das war zwar anstrengend, aber auch schön. Man kannte sich und so waren die Feiern fast wie in Familie“, sagt Anita Pofand. Der Tod ihres Mannes brachte einiges durcheinander. Doch die resolute Königsbrückerin machte erst einmal weiter. Ihr ältester Sohn und ihre Schwiegertochter halfen ihr. Denn nach wie vor war die Kneipe nur der Nebenjob von Anita Pofand. Eigentlich arbeitet sie als Verkäuferin bei einem Bäcker. Die Doppelbelastung macht ihr zu schaffen. Die Kinder arbeiten viel. Deshalb entschied sie sich nun für den klaren Strich. „Das tut mir schon ein bisschen leid, aber ich muss auf meine Gesundheit achten“, sagt sie.

Geschichte beginnt 1881

Die Geschichte der Gaststätte ist geprägt von Wechseln. Sie geht zurück auf das Jahr 1881. Damals wurde der Restauration zur Post eine Ausschankgenehmigung für Branntweine ausgestellt. Die Gaststätte lag unweit der alten Post. Daher kommt auch der Name. 1938 übernahm die Großtante von Andreas Pofand die Gastwirtschaft. Als Junge war er oft bei ihr und half ihr bei der Bedienung der Gäste. Ein Foto an der Wand zeigt die Inneneinrichtung der damaligen Gaststätte. Viel hat sich seitdem nicht verändert, selbst der Stammtisch ist derselbe. Die Tante sagte oft: Du übernimmst die Gaststätte mal. Doch es kam anders. Sie musste die Gastwirtschaft abgeben. Eine HO-Gaststätte wurde daraus. Später machte man aus dem Lokal in der Nähe des Marktplatzes ein Eiscafé. Nach der Jahrtausendwende zog der letzte Eismann weg - und Familie Pofand stand vor einer Entscheidung.

Die Familie lebte in dem Haus, Andreas Pofand hatte kurz zuvor seinen Musik- und Eisenbahnladen geschlossen. Er und seine Frau wagten den Neubeginn.

Schöne Feiern in Erinnerung

Anita Pofand bereut das bis heute nicht. Sie erinnert sich gern an die schönen Faschingsfeiern in der Kneipe. Auch die Fete zum 60. Geburtstag ihres Mannes ist ihr im Gedächtnis geblieben. 70 Gäste zwängten sich damals in das kleine Lokal. Silvester hatten die Pofands immer geöffnet. Die Familie war dabei, es gab Musik, Stammgäste kamen und Leute, die durch Königsbrück spazierten und in der Kneipe eine Pause machten. Dieses Silvester wird die Gastwirtschaft zum letzten Mal öffnen. Danach bleiben die Räume privat.

Die Familie der Pofands ist groß. Sie braucht daher Platz für Geburtstagsfeiern. Die Einrichtung der Kneipe wird sich damit auch nicht ändern. Nur eins kommt weg. Der künstliche Weihnachtsbaum, um den es auf Knopfdruck schneit. Andreas Pofand hat ihn vor Jahren gekauft - und seine Frau mochte ihn nie. Deshalb wird der Baum versteigert. Die Stammgäste haben schon Ansprüche angemeldet. Denn sie lieben den weihnachtlichen Baum.