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Das Ende einer Tradition

In kornblumenblauer Uniform zu Pferde – so wird Großenhain seine Husaren nicht mehr sehen.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Stolze Reiter in militärisch-zünftiger Uniform – die königsblauen Husaren zu Pferde – sie sind Geschichte. 2012 ritten Mitglieder des Husarenvereins letztmalig auf Pferden öffentlich durch die Stadt. Damals löste sich die Gruppierung als eingetragener Verein auf, zwei Jahre nach ihrem runden Jubiläum. Seitdem sind die betagten Traditionalisten auch nicht mehr in der Lage, zu reiten. Beim Tag der Sachsen liefen sie nur noch zu Fuß im großen Festumzug mit. Ober-Husar Manfred Leubner ist 2017 schon 80 geworden. Hinzu kommt nun ein Fakt, der auch jüngeren Uniformierten den Auftritt hoch zu Ross künftig unmöglich macht: die Pferde der Husaren werden verkauft.

Birgit Dreßler aus Walda stellte dem Großenhainer Husarenverein ihre Pferde – hier Pia und Linda – zur Verfügung. Doch sie muss sie nun verkaufen.
Birgit Dreßler aus Walda stellte dem Großenhainer Husarenverein ihre Pferde – hier Pia und Linda – zur Verfügung. Doch sie muss sie nun verkaufen. © Kristin Richter

Schlossmühle wird verkauft

Sie gehören Birgit Dreßler in Walda. Mit ihrem Ex-Mann Peter betrieb sie einst die Schlossmühle Walda – ein Wohnprojekt. Nun soll das Gebäude mit Grundstück an einen Berliner Investor verkauft werden. Der will die Pferdeställe abreißen und dort weitere Wohnungen errichten. Birgit Dreßler hat keinen Zugriff mehr darauf. Bis Jahresende, so konnte sie noch verhandeln, darf sie ihre fünf verbliebenen Tiere noch einstellen. Zwei Turnierpferde sind schon vermittelt, für zwei Weitere sucht die Waldaerin Interessenten. Auch die Koppeln musste sie kündigen. Der Reitplatz ist schon länger abgegeben.

Birgit Dreßler (58) ist dabei, sich nach 34 Lebensjahren mit Pferden daran zu gewöhnen, dass sie bald nicht mehr da sein werden. „Ich kann manche Nächte nicht schlafen“, gibt die passionierte Reiterin und frühere Turnierteilnehmerin zu. Die Großenhainer Husaren, zu denen die ausgebildete Kindergärtnerin gehört, müssen sich ihrerseits an Traditionspflege ausschließlich zu Fuß gewöhnen. Nur noch einmal, am 8. September, wollen sie für ein Abschiedsfoto in Uniform auf die Pferde steigen. „Leider haben wir auch keine jungen Mitstreiter, die das Reiten in Uniform weiterführen könnten“, sagt Manfred Leubner. Wie als Vorahnung bekam er zu seinem 80. Geburtstag im Vorjahr einen großen Kalender mit vielen schönen Reiterbildern der Husaren geschenkt.

So fanden sich die Reiter

Seit 1990 gab es mehrere Versuche, die Großenhainer Husaren wieder im Stadtbild aufleben zu lassen.

1998 wurde das 100-jährige Jubiläum des Großenhainer Husarenmarsches mit einem Umzug gefeiert. Es war der erste größere Auftritt der Interessengemeinschaft zu Pferde.

1999 ritten die Großenhainer Husaren beim Dresdner Stadtfest, später auch beim Stadtfest Riesa.

Am 22. September 2000 gründete sich der Husarenverein.

Vor der Gartenschau 2002 fanden erstmalig Biwak und Reittraining gemeinsam statt.

2004 gliederte sich der Arbeitskreis aus dem Verein aus.

Quelle: Großenhainer Husaren

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Seit 2000 hatte der Verein die Verbundenheit der Königsblauen bei so manchem Ausritt durch die Stadt in Erinnerung gehalten. Bei der 800-Jahrfeier 2005 ritten Vereinsmitglieder stolz im Festumzug mit. Bis 1918 waren Reiter des „1. Königlich-sächsischen Husarenregiments König Albert Nr. 18“ keine Seltenheit im Stadtgebiet. Doch das ist längst vorbei.

„Wir bedauern das Ende der berittenen Husarentradition in Großenhain sehr“, so Stadtsprecherin Diana Schulze. „Unser Dank gilt den geschichtsinteressierten und engagierten Vereinsmitgliedern, die hoch zu Pferde unsere Stadt bei wichtigen Anlässen und Veranstaltungen in der Vergangenheit repräsentiert haben.“ Vielleicht lebt diese Tradition durch eine neue Generation in Zukunft noch einmal auf, „darüber würden wir uns in jedem Fall freuen“, wünscht sich die Stadtspitze.

Dann müssten sich neue Enthusiasten vermutlich einen neuen Reiterhof suchen. Denn mit dem Ende von Dreßlers Pferden endet auch die Geschichte des Reiterhofes an der Schlossmühle. Viele Kinder und Jugendliche nahmen hier Reitstunden, Erwachsene konnten sich ebenso hoch aufs Ross schwingen. Pensionspferde waren bei Birgit Dreßler eingestellt. Doch der Reitverein Schlossmühle Walda ist schon seit sieben Jahren aufgelöst. Zuletzt war der Aufwand für den Reitbetrieb sehr hoch.

Dreßler war Gründungsmitglied

Birgit Dreßler wird weiterhin reiten, bei Freunden. In ihrem Heimatdorf engagiert sie sich zusätzlich als Vorsitzende des Vereins Röderpark Walda. Auch ihr früheres Geschäft „Sattelkammer“ betreibt sie weiter als Onlineshop. Den Husaren hält sie die Treue – auch ohne Pferde. Schließlich war sie Gründungsmitglied des Vereins.