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Das Ende für das Deutsche Haus

Der alte Gasthof soll noch in diesem Jahr abgerissen werden. Für den Denkmalschützer kein Grund zur Freude.

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Von Maria Lotze

Die Geschichte des Deutschen Hauses in Waldheim nimmt ein Ende. Noch in diesem Jahr soll das denkmalgeschützte Gebäude an der Döbelner Straße abgerissen werden. Die Stadtverwaltung ist zurzeit dabei, die notwendigen Genehmigungen einzuholen. „Das Deutsche Haus fällt auf jeden Fall 2012. Im dritten oder vierten Quartal soll der Abriss sein“, so Michael Wittig, Fachbereichsleiter Ordnung- und Bauverwaltung.

Das Haus stellt ein Sicherheitsrisiko dar. „Der Dachstuhl ist eingestürzt, der Schornstein stark geneigt“, beschreibt Wittig den Zustand des Hauses. Seit Kurzem ist daher auf dem Gehweg vor dem Haus ein Bauzaun aufgestellt. Neben dem Gebäude ist ein Durchgang errichtet worden. Er ermöglicht den Nachbarn, zu ihren Häusern zu kommen.

Von der unteren Denkmalschutzbehörde des Landratsamtes Mittelsachsen wurde bereits die Abrissgenehmigung erteilt. Mit dem Amt wurden alle Möglichkeiten, wie es mit dem Haus weitergehen soll, besprochen, so Jörg Liebig vom Denkmalamt. Schließlich hat man sich auf den Abriss geeinigt. Seit 1997 steht das Haus unter Denkmalschutz. Gebaut wurde es vermutlich um 1880. Seine heutige Form bekam es jedoch erst um 1900, so Liebig. Das Deutsche Haus ist ein Vertreter des Waldheimer Jugendstils. Denkmalschützer Liebig bedauert den bevorstehenden Abriss des Hauses: „Auch wenn das äußerlich schmucklose und nunmehr zur Gefahr verkommene Gebäude abgerissen werden muss, ein kulturgeschichtlicher Verlust ist es allemal und es besteht kein Grund zur grenzenlosen Freude.“ Ob ein Kulturdenkmal abgerissen wird oder nicht, richtet sich nach der Nutzbarkeit, Finanzierung und Zumutbarkeit, so Liebig. Seit Anfang der 1990er Jahre steht das Haus leer. Zuvor wurde darin getanzt, aber auch Fahrschüler haben im Deutschen Haus gelernt.

Was nach dem Abriss auf der Fläche entstehen soll, ist unklar. „Wir werden schauen, wie sich die Lücke entwickelt“, meint Wittig. Ähnlich ist die Stadt auch nach dem Abriss einiger Häuser an der Tal- und Feldstraße vorgegangen. Für einige Lücken hat sich ein Nutzer gefunden.

Im April hat die Stadt das Gebäude von einem Immobilienauktionshaus aus Bautzen ersteigert. Rund 9.000 Euro hat Waldheim dafür auf den Tisch gelegt. Im September 2011 beschwerte sich die Interessenvertretung der Senioren bei Bürgermeister Steffen Blech (CDU) über den Zustand des Hauses.