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Das erste E-Kennzeichen

Elektroautos sind teuer. Besondere Nummernschilder und Privilegien sollen sie auch in Löbau-Zittau attraktiver machen.

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© Rafael Sampedro

Von Mario Heinke

Dort, wo Katharina Roscher ihren Daumen hält, steht der entscheidende Buchstabe: Das E hinter den Ziffern bedeutet Elektroauto. Das spezielle E-Kennzeichen ist eher unauffällig und Ende September eingeführt worden. Es soll die Fahrer von klimafreundlichen Elektro-Autos künftig erkennbar machen und ihnen Privilegien einräumen.

Kommunen können ihnen beispielsweise kostenlose Parkplätze anbieten oder die Benutzung der Busspur erlauben. So die Theorie. In der Praxis gibt es in Löbau-Zittau bislang noch kein nennenswertes Netz von Ladestationen.

Das Autohaus Glaubitz in der Görlitzer Straße hat seit Kurzem einen neuen Mitsubishi Outlander auf dem Hof stehen. Der weiße Familien-SUV ist das erste in Zittau zugelassene Auto mit dem neuen E-Kennzeichen, sagt Betriebsleiter Henrik Gomille. Die Zulassung des Fahrzeuges habe etwas länger gedauert, weil man in der Zittauer Zulassungsstelle bis dahin noch keine E-Kennzeichen vergeben hatte, erzählt Gomille.

Seit Inkrafttreten des Elektromobilitätsgesetzes erhielten im Landkreis Görlitz bisher lediglich drei Fahrzeuge das neue E-Kennzeichen, bestätigt Gerlind Walter vom Landratsamt auf Anfrage der SZ. Neben reinen Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeugen werden auch von außen aufladbare Hybridautos – Plug-in-Hybride – privilegiert, wenn sie entweder höchstens 50 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen oder mindestens 40 Kilometer im vollelektrischen Betrieb schaffen. Der Mitsubishi Outlander ist so ein Auto, das diese Vorgaben des Gesetzgebers erfüllt. Hybrid ist eine Kombination von Elektro- und Verbrennungsmotor. Plug-In sagt hingegen, dass eine Batterie eingebaut ist, die an jeder Steckdose aufgeladen werden kann. Der Outlander bringt es auf eine rein elektrische Reichweite von 52 Kilometern. Reicht das im Alltag?

„Du kannst jeden Tag elektrisch auf Arbeit oder zum Bäcker fahren und hast am Wochenende trotzdem ein richtiges Auto“, erklärt Automobilverkäuferin Katharina Roscher an einem ganz praktischen Szenario den Nutzen. Aber nicht nur das. Sie will auch beweisen, welchen Spaß es bereitet, mit dem Hybrid zu fahren – und bietet eine Probefahrt an. Wie ein Brett liegt der Wagen auf der Straße und gleitet fast geräuschlos.

Erst als Frau Roscher zum Überholen ansetzt und das Gaspedal durchtritt, wird das Grummeln des sich automatisch zuschaltenden Verbrennungsmotors hörbar. Die 29-Jährige wird in den schwarzen Ledersitz gedrückt. Pfeilschnell zieht der schwere Familien-SUV an einem Laster vorbei. Als der im Rückspiegel sichtbar wird und die Geschwindigkeit sinkt, geht es elektrisch weiter. Die zwei 82 PS starken Elektromotoren übernehmen den Antrieb. Mit der Kombination von Verbrennungs- und Elektromotor wollen einige Automobilhersteller die Vorteile aus beiden Welten verbinden und den Abschied vom Verbrennungsmotor erleichtern.

Die Bundesregierung will mit dem Elektromobilitätsgesetz mehr Autofahrer dazu animieren, sich ein klimafreundliches Elektroauto zuzulegen. Bis 2020 sollen so eine Million E-Autos auf deutschen Straßen fahren. Damit dieses Ziel erreicht wird, müsste der Staat den Kauf der teuren Elektroautos subventionieren, so wie beispielsweise in Norwegen, sagt Frau Roscher. „Das wird erst passieren, wenn die deutschen Autohersteller mehr als bisher auf Hybrid- und Elektroantriebe setzen“, sagt die gelernte Autoverkäuferin. Darum werden die E-Kennzeichen vorerst wohl die Ausnahme auf den Straßen bleiben.