Von Ines Mallek-Klein
Käppler kann man nicht verfehlen. Gleich mehrere Hinweisschilder lotsen den Kunden in das Dohmaer Gewerbegebiet bei Pirna. Hier, umgeben von grünen Wiesen, steht ein Einrichtungshaus, das sich seit knapp 20 Jahren gegen die Höffners, Ikeas und Mahlers dieser Welt behaupten kann.
Kunden, die das Besondere suchen, können es hier finden. Das war das Motto von Beginn an, erinnert sich Varenia Käppler. Sie hat das Einrichtungshaus gemeinsam mit ihrer Mutter gegründet. Die heute 42-Jährige ließ sich damals noch an der HTW in Dresden zur Diplom-Kauffrau ausbilden, als Mutter Anita ihr die Gründungspläne offenbarte. Der Möbelhandel boomte. Neubauten wollten eingerichtet und sanierte Altbauten neu ausgestattet werden. Doch Familie Käppler, die damals gerade selbst in ein neues Heim zog, suchte vergeblich nach wertigen Möbeln aus Holz, elegant, zeitlos und doch mit dem gewissen Etwas. So entstand die Idee, selbst ein Einrichtungshaus zu eröffnen.
Dem Vater gehört die Polstermöbelmanufaktur in Rabenau, Mutter Anita sammelte Erfahrungen im Möbelhandel, sie war dort in leitender Funktion beschäftigt. Varenia Käppler legte ein Sabbatjahr beim Studium ein, fuhr mit der Mutter auf Messen, sichtete Kollektionen und schulte das Personal. Im September 1997 war es dann so weit. Das Einrichtungshaus Käppler eröffnete in Dohma in einer Halle, die von einem anderen Bauherren für den Möbelhandel errichtet, aber nie bezogen worden war.
Aus den ursprünglich geplanten 800 Quadratmetern Verkaufsfläche wurden so 2000. Aus heutiger Sicht ist das die perfekte Größe, um den Kunden in 60 arrangierten Zimmern genügend Auswahl zu bieten, sie aber auch nicht zu überfordern.
Käppler setzt auf natürliches Wohnen. „Damals haben wir den Landhausstil in den Mittelpunkt gerückt“, erzählt Varenia Käppler. Heute dominieren die etwas schlichteren Holzmöbel. Eines aber sind sie geblieben: massiv. Besonders beliebt bei den Kunden waren damals Möbel aus Buche, Pinie und Kiefer. Heute werden vor allem Eichenholzmöble nachgefragt. Dabei ist Eiche nicht gleich Eiche. Der Kunde kann wählen, zum Beispiel zwischen der Balkeneiche, der Eiche Bianco oder Möbeln mit einem Altholzanteil. Ein Klassiker ist auch die Kernbuche, und längst nicht mehr nur ein Geheimtipp sind die Zirbenmöbel.
Das Holz enthält ätherische Öle, die einen sehr aromatischen Geruch verströmen, gleichzeitig auch blutdrucksenkend und entspannend wirken. „Wer ein Bett aus Zirbelkiefer hat, schläft besser“, sagt Varenia Käppler. Käppler setzt auf Nachhaltigkeit. Die Hölzer, die hier angeboten werden, haben das PEFC- Zertifikat, stammen also aus der nachhaltigen Forstwirtschaft, die nicht nur abholzt, sondern auch wieder in gleichem Umfang aufforstet. Die Buchen wachsen meist in Deutschland und werden auch hier verarbeitet. Andere Möbellieferanten sitzen in Italien oder Spanien. Neu im Sortiment ist die Kollektion „Freistil“ von Rolf Benz. Sie möchte qualitäts- wie preisbewusste Kunden ansprechen.
Für Martin Käppler ist dieser Schritt nur die logische Konsequenz im Werben um neue Kunden. Der Plan geht auf. Es sind immer öfter auch die 30-Jährigen, die bei Käppler kaufen. Nicht jeder richtete sich hier gleich komplett ein. Aber ist mit einem Möbelstück der Anfang gemacht, kann daraus eine langjährige Geschäftsbeziehung werden. Dennoch, das Werben um den Kunden bleibt ein fortwährender Kampf, der heute schwerer ist als noch vor ein paar Jahren. Denn nahezu täglich gehen neue Onlineportale für Möbel an den Start. Doch so schnell wie sie entstehen, verschwinden sie auch wieder, sagt Martin Käppler, der die Branche sehr aufmerksam beobachtet.
Das Geschäftsmodell der virtuellen Konkurrenz ist immer gleich: verkaufen über den Preis. Service gibt es kaum, und Montageangebote sind selten. Auch Käppler möchte gute Preise anbieten und hat sich deshalb mit rund 500 weiteren Möbelhäusern zum Europa-Möbelverbund zusammengeschlossen. Das steigert die Absatzmenge und verbessert die Verhandlungsposition gegenüber den Lieferanten. „Zusammen haben wir eine ähnliche Schlagkraft wie Höffner und Co.“, sagt Martin Käppler und zeigt auf die ausgepreisten Massivholzmöbel. Große Prozentzeichen und Rotstiftangebote sucht man hier vergebens. „Wir kalkulieren ehrlich und machen keine Mondpreise“, sagt der 37-Jährige.
Er machte gerade Abitur, als das Einrichtungshaus vor zwei Jahrzehnten gegründet wurde, studierte dann Geografie und sattelte später auf Politik sowie Marketing um. Dafür ging Martin Käppler ein Jahr nach Canterbury. Fragt man ihn nach den Zukunftsplänen des Unternehmens, bleibt er bescheiden. Dem Standort Dohma möchte Käppler treu bleiben. Seit 2005 die Autobahn 17 eröffnet wurde, sind die Umsätze deutlich gestiegen. „Wir bewegen uns aktuell im unteren siebenstelligen Bereich“, sagt Martin Käppler.
Einen weiteren Zuwachs erhofft sich das Familienunternehmen nach dem Bau der Südumfahrung Pirna, die die Erreichbarkeit noch einmal deutlich verbessern wird. Schon jetzt kommen auch viele Kunden aus Tschechien. „Oft bringen sie ihren Architekten gleich mit“, sagt Varenia Käppler. Einen Trend, auf den die Unternehmerin auch in der Region hofft. „Wir möchten künftig noch enger mit den Planern kooperieren“, sagt sie. Auch die Ausstattung ganzer Objekte soll verstärkt angeboten werden. Ein Anfang ist gemacht. Es gibt bereits Kanzleien, Arztpraxen und auch Ferienwohnungen, die komplett von dem Pirnaer Familienbetrieb ausgestattet wurden.