Von Christoph Scharf
Riesa. Die Zeit für den Stahl-Andy vor der Arena ist abgelaufen. Sieben Jahre hatte die von Schlagerstar Andy Borg bei einer Aufzeichnung des Musikantendstadls geschweißte Skulptur vor der Riesaer Veranstaltungshalle gestanden. Dann war sie im Depot gelandet, weil ein neues Kunstwerk – ein stählernes Riesen-Motorrad – den Stahl-Andy verdrängte.
Vor dem Verstauben im Depot hat ihn eine Versteigerung der städtischen Gesellschaft FVG gemeinsam mit der SZ gerettet, die im Juni über die Bühne ging. Das Ergebnis: Für 501 Euro hat ihn das aus der Elektroabteilung des Stahlwerks hervorgegangene Unternehmen Elimo ersteigert, der die lebensgroße Figur bei den Festlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen im September bei sich an der Uttmannstraße aufstellen möchte. Doch vor dem Umzug kommt erst einmal die Bezahlung – und die ist jetzt über die Bühne gegangen. „Wir haben die 501 Euro überwiesen bekommen“, sagt Gitta Frensel vom Kinderschutzbund Riesa. Der war von Anfang an als Empfänger des Erlöses auserkoren worden – und hat auch schon ganz konkrete Pläne, was er mit dem Geld anfangen will. „Wir planen nächsten Sommer ein Zirkusprojekt für Kinder in Riesa“, sagt Gitta Frensel. Zusammen mit dem Zirkus Probst sollen mehr als 100 bedürftige Kinder eine Woche lang eine Zirkusvorstellung einstudieren. Dazu gehören artistische Übungen, Tier-Vorführungen, Kostüme, ein richtiges Zirkuszelt.
Die Artisten kommen extra eine Woche lang aus Berlin her, um in Riesa zu wohnen und mit den Kindern zu proben. Das durch die Auktion unterstützte Projekt des Kinderschutzbunds richtet sich ausschließlich an Mädchen und Jungen aus etwas schlechter gestellten Familien. „Wir kooperieren dafür mit den Kindertagesstätten und fragen auch die Kinder, die von uns ohnehin ihr Essen bezahlt bekommen“, sagt Schatzmeisterin Heidi Hoffmann. Denn für dieses Projekt ist der Kinderschutzbund ohnehin in Riesa bekannt: Familien, die sich nicht mal einen Euro Eigenanteil für das tägliche Essen ihrer Kinder in Krippe, Kindergarten oder Schule leisten können, erhalten diesen Anteil vom ehrenamtlich arbeitenden Verein abgenommen.
„Im Gegenzug laden wir die Eltern einmal jährlich ein, bei der Aktion ‚Sauberes Riesa‘ mitzuputzen“, sagt Gitta Frensel. Das klappt sogar, wenn die städtische Aktion wie dieses Jahr nicht stattfindet. „Da sind wir dann eben allein mit 40 Teilnehmern losgezogen, um das Areal im Umkreis der Stadtwerke zu putzen.“
Nun aber gilt alle Kraft der Vorbereitung des Zirkus-Projekts. Das hält die Riesaer Kinderschutzbund-Chefin für besonders wichtig. „Unsere Kinder stehen nicht so auf der Sonnenseite. Die sollen auch mal die Hauptrollen erhalten!“ Eine ganze Woche lang würden sie dort etwas Sinnvolles erleben – und könnten anschließend ihre Eltern zum Staunen bringen. „Es motiviert doch, wenn man auch mal gelobt wird.“ Geplant ist eine Vorstellung für die Eltern, eine für die Öffentlichkeit. Ganz billig ist das Vorhaben nicht: Rund 8 000 Euro kalkuliert der Verein dafür. „Danke, dass uns die FVG als Empfänger des Auktionsgelds ausgewählt hat“, sagt Gitta Frensel. „Und danke an die Firma Elimo!“