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Das lange Siechen des Geisinghofs

Der Ortschaftsrat wundert sich, dass an der Ruine nichts passiert. Mit einem Schlag ist nun klar, warum.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Altenberg. Der Geisinghof entwickelt sich zu einer grünen Hölle. Immer mehr wuchert das einstige Nobelhotel zu. Das ist kein gutes Zeichen, finden die Geisinger. Denn die wünschen sich, dass das Gebäude an der Hauptstraße endlich verschwindet. Nach jahrlangem Leerstand ist es nur noch ein Schandfleck. Doch dieser Wunsch wird sich so schnell nicht erfüllen.

Im März war Geisings Ortsvorsteher Silvio Nitschke noch zuversichtlich, dass der Geisinghof bald Geschichte ist.
Im März war Geisings Ortsvorsteher Silvio Nitschke noch zuversichtlich, dass der Geisinghof bald Geschichte ist. © Egbert Kamprath

Die Stadt Altenberg wird den Geisinghof in den nächsten Monaten nicht abreißen. Das stellte Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler) in der Stadtratssitzung am Montagabend klar. Und das überraschte auch Geisings Ortsvorsteher Silvio Nitschke (Wählervereinigung Geising), der sich zuvor im Auftrag seiner Räte nach dem aktuellen Stand in Sachen Abriss erkundigt hatte. Er erinnerte daran, dass dieser ganz oben auf der Prioritätenliste stand, die die Geisinger im Rathaus abgegeben haben. Das Geld für den Kauf und den Abriss sollte indirekt von den Geisingern zur Verfügung gestellt werden. Denn finanziert werden sollte beides vom Geld der Grundstückseigentümer im sogenannten Sanierungsgebiet, das die historische Altstadt umfasst. In den letzten 20 Jahren flossen hier Fördermittel rein, mit denen private und öffentliche Grundstückseigentümer ihre Häuser auf Vordermann bringen konnten. Am Ende des Programms bat der Gesetzgeber die Grundstückseigentümer zur Kasse. Sie sollten für den Wertzuwachs ihrer Grundstücke zahlen.

Dieses Geld wiederum soll nach Geising zurückfließen, unter anderem in den Kauf und Abriss des Geisinghofes. Im Frühjahr noch sah es so aus, als ob der Plan der Geisinger aufgehen würde. Denn der Eigentümer der Immobilie ließ im Gespräch mit dem Ortsvorsteher und dem Bauamtsleiter durchblicken, dass er bereit sei, das Grundstück zu verkaufen. Allerdings erbat er sich bis Mitte/Ende August Bedenkzeit, erinnert sich Nitschke. Für ihn war das auch der Anlass nachzufragen, und den Bürgermeister zu bitten, Druck aufzubauen, um die Entscheidung zu beschleunigen.

Doch das wird nicht geschehen. Wie Kirsten erklärte, habe der Besitzer angekündigt, dass er das Grundstück nicht verkaufen werde. Demnach wolle er das Gebäude selbst abreißen, um dort Häuser zu errichten. Eine entsprechende Bauvoranfrage gab es bereits, diese werde nun verlängert. Er persönlich würde es begrüßen, wenn der Immobilienbesitzer diese Ankündigung wahr macht. Schließlich entspreche das auch dem Wunsch vieler Geisinger. Allerdings sollte der Geisinghof-Besitzer das auch zügig tun und die Geisinger nicht so lange warten lassen.

Im Rathaus hat man sich indes mit der neuen Situation abgefunden. Weil der geplante Kauf des Geisinghofes nicht zustande kam, rücken zwei andere Maßnahmen auf der Prioritätenliste nach oben. So wird der Weg zwischen der Löwenhainer Straße und der Feldgasse für rund 5 500 Euro neu gestaltet. Außerdem werden zehn zusätzliche Parkplätze an der Turnhalle und am Kindergarten gebaut. Diese sollen auf den Flächen entstehen, auf denen bisher zwei Schrebergärten waren.

Den Zuschlag für diese Arbeiten haben die Baufirmen E.A.D. Maik Böhme und Arndt Brühl bekommen. Für insgesamt 33 600 Euro werden sie die Stellplätze am Kindergarten schaffen. „Die Arbeiten sollen zeitnah beginnen“, sagt Altenbergs Bauamtsleiter Andreas Gabler.

„Der Parkplatzbau ist eine wichtige Investition“, sagt Nitschke. Schließlich sei der Kindergarten stark frequentiert. Nicht nur den Erzieherinnen komme das entgegen, sondern auch den Eltern, die ihre Kinder in die Einrichtung bringen oder sie von dort abholen. Auch die Freizeitsportler werden froh sein. Denn auch an der Halle gibt es zu wenig Stellflächen. Dennoch hätte es Nitschke lieber gesehen, wenn die Stadt den Geisinghof kaufen würde. „Das ist ein echter Schandfleck, der für die Stadtentwicklung nicht förderlich ist“, sagt Nitschke. Zudem sei er auch ein nicht ungefährlicher Tummelplatz für Kinder. Zwar sei das Gebäude inzwischen deutlich abgesperrt. Die Absperrung auf der Seite zum Busbahnhof sei aber sehr mangelhaft.