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Das lange Warten auf die Feuerwehr

In der Gemeinde ist der Brandschutz nicht mehr jederzeit gewährleistet. Vor allem in Niederjahna nicht.

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© Symbolfoto/André Schulze

Von Jürgen Müller

Käbschütztal. Einwohner der Gemeinde Käbschütztal sollten darauf hoffen, dass es nicht brennt, jedenfalls nicht tagsüber in der Woche. „Der Brandschutz in der Gemeinde ist tagsüber nicht mehr durchgängig gewährleistet. Es ist halbstaatliche Politik, dieses Problem totzuschweigen. Wir sollten einen deutlichen Hinweis an alle Behörden geben“, so Gemeinderat Hans-Joachim von Zahn (Bürger für Käbschütztal). Im Brandschutzbedarfsplan werden zahlreiche Mängel und Schwachstellen aufgelistet. Kurzgefasst: Nahezu alle Feuerlöschteiche sind verschlammt und müssten instand gesetzt werden. Es gibt personelle Probleme in den vier Ortsfeuerwehren, vor allem tagsüber und in der Woche ist die Einsatzbereitschaft nicht gewährleistet. Zahlreiche Feuerwehrfahrzeuge sind sehr alt und müssten ersetzt werden. An den Gerätehäusern, die nach der Wende alle saniert oder neu gebaut wurden, stehen Baumaßnahmen an. Besonders prekär ist die Lage in Niederjahna. Seit der dortige Feuerwehrstützpunkt mangels Kameraden geschlossen werden musste, gehört der Ortsteil zu denjenigen in der Gemeinde, die nicht innerhalb der vorgeschriebenen Frist von vier Minuten erreicht werden kann. Außer Niederjahna können auch die Ortsteile Luga, Neu-Nössige, Gasern, Kleinprausitz, Niederstößwitz, Käbschütz, Kaisitz, Löbschütz, Neu-Mohlis, Sieglitz, Jesseritz, Oberjahna und Schletta nicht innerhalb der Vier-Minuten-Frist erreicht werden.

Genau ein Drittel der 2 818 Einwohner der Gemeinde müssen somit länger als neun Minuten auf das Eintreffen der Feuerwehr warten. Durch einen zusätzlichen Standort in Niederjahna wären nur noch elf Prozent von einer solch langen Wartezeit betroffen, heißt es im Brandschutzbedarfsplan. Die restlichen vorhandenen, einzelnen „roten Flecken“ auf der Karte müssten einerseits akzeptiert werden, da man eine so stark ländlich geprägte Region wie Käbschütztal nicht zu 100 Prozent abdecken könne. Andererseits würden sich mit notwendigen Fahrzeugneubeschaffungen auch die Fahrzeiten verkürzen und sich dadurch die Erreichbarkeit innerhalb der Vier-Minuten-Grenze verbessern. Als Beispiel wird der Ortsteil Kaisitz genannt. Dieser würde durch ein leistungsstärkeres Löschfahrzeug in Leutewitz mit Sicherheit innerhalb der vorgeschriebenen Zeit erreicht werden. Das sehr alte vorhandene Löschfahrzeug schaffe den Leutewitzer Berg nur sehr langsam. Gleiches würde vermutlich auch für die Ortsteile Käbschütz und Kleinprausitz gelten.

Als eines der größten Probleme in der Gemeinde Käbschütztal kann die Löschwassersituation betrachtet werden. In allen Ortsteilen wird der Grundschutz an Löschwasser nicht durch das öffentliche Trinkwassernetz abgesichert. Dies macht in allen Ortsteilen die Löschwasserversorgung über künstliche oder natürliche Löschwasserentnahmestellen notwendig. Weiterhin finden sich in der Gemeinde zahlreiche kleinere, abgelegene Bebauungen ohne Löschwasserversorgung. Unbedingt sofort zusätzlich erforderlich ist ein Tanklöschfahrzeug. Damit werden größere Mengen an Löschwasser transportiert. Nur mit einem solchen Fahrzeug wäre eine Überbrückung der momentanen Löschwassersituation bis zur Sicherung des Grundschutzes an Löschwasser möglich.

Das modernste Löschgruppenfahrzeug der Gemeinde steht in Krögis. Es ist 18 Jahre alt. Löthain hat ein Löschgruppenfahrzeug aus dem Jahr 1979, der Mannschaftstransportwagen auf B1000-Fahrgestell ist Baujahr 1974. Beide Fahrzeuge fielen in den vergangenen Jahren öfter aus. Es gibt kaum noch Ersatzteile. Am B 1000 fehlt nach einem Diebstahleinbruch die Sondersignalanlage. Laut Brandschutzbedarfsplan müssen in den nächsten zehn Jahren vier neue Löschfahrzeuge angeschafft werden. „Es kann eigentlich schon heute, spätestens aber 2025, nicht mehr von einer leistungsfähigen Feuerwehr gesprochen werden“, heißt es.

Derzeit sind 77 aktive Kameraden in den Ortsfeuerwehren gemeldet. Praktisch sind es aber nur etwa 70, weil Feuerwehrangehörige über 70 Jahre nicht mehr als einsatztauglich gewertet werden sollten. Insgesamt erforderlich wären für alle vier Ortsfeuerwehren mindestens 88 aktive Feuerwehrangehörige. Besonders dramatisch ist die Personalsituation in Leutewitz und Großkagen. Hier ist nur die Hälfte der geforderten Kameraden verfügbar, während in den Wehren Löthain und Krögis die Soll-Stärke erreicht wird.

Ein großes Problem stellt die Tageseinsatzbereitschaft der drei Feuerwehren Großkagen, Löthain und Planitz-Deila dar. Hier sind nur wenige bis gar keine Kameraden tagsüber verfügbar. In Krögis ist die Tageseinsatzbereitschaft mit 14 Kameraden sehr gut sichergestellt.

Deshalb soll die Alarm- und Ausrückeordnung dahingehend angepasst werden, dass während der Werktage die Feuerwehr Krögis zu allen Einsätzen als Unterstützung der zuständigen Ortsfeuerwehren mit alarmiert wird.