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Das Leuchtendste zum Schluss

Nach der Sanierung der Kuppelhalle im Ostflügel des Rathauses fehlten zunächst die Lampen. Sie sind jetzt die Krönung.

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© Sven Ellger

Von Lars Kühl

Dresden. Wer sich vom Gold nicht blenden und auch das Grün links liegen lässt, wird reich belohnt. Das gilt für alle, die die Rathauspforte passiert sowie das Atrium durchschritten haben und an den Stufen der Kuppelhalle den opulent geschmückten Aufgang zu den Festräumen bestaunen. Der erstrahlt nun auch im richtigen Licht. Das ist wörtlich zu verstehen. Denn die acht Decken- und 20 Wandleuchten sind der krönende Abschluss der Kuppelhallensanierung. Vor Kurzem wurden die Lampen angebracht, erklärt das städtische Hochbauamt. Obwohl sie original aussehen, sind es aber „nur“ Kopien.

Die Lampen wurden mit Hilfe von alten Fotos den Originalen von 1910 nachempfunden.
Die Lampen wurden mit Hilfe von alten Fotos den Originalen von 1910 nachempfunden. © Sven Ellger

1964 sollten angeblich noch drei Leuchten vorhanden gewesen sein, die den Brand am Kriegsende 1945 überstanden hatten. So steht es zumindest in einer Notiz von Denkmalschützer Fritz Löffler. Doch als der Ostflügel des Rathauses in den vergangenen Jahren saniert wurde, blieben die Lampen unauffindbar. Der Stadtrat beschloss deshalb 2015, alle durch Kopien zu ersetzen. Das Denkmalschutzamt stellte daran konkrete Forderungen: Die Rekonstruktionen sollten „so weit wie nur irgend möglich den Originalen gleichen“. Dazu zählen die alten Orte im Treppenhaus, identische Größen und möglichst auch übereinstimmende Gestaltungen. Ebenso sollten originale Materialien und Fertigungstechniken verwendet werden, sofern dies möglich ist.

Weil aber auch die heute gültigen Normen des Unfallschutzes und der Arbeitsplatzsicherheit sowie die Brandschutzvorschriften – das heißt für die Kuppelhalle entsprechend helle Rettungswege – eingehalten werden müssen, war eines klar: Die originalen Glühbirnen kamen nicht infrage. Stattdessen wurden moderne LED-Leuchtmittel eingesetzt.

Die Spezialanfertigungen der Lampen war eine Herausforderung. Die Leipziger Kunsthistorikerin Silke Rohmer zeichnete sie zunächst und schuf ein 1:1-Modell aus Holz und Pergamentpapier. Als Vorbild verwendete sie alte Fotos. Die Firma Dotzauer aus Österreich erhielt schließlich den Auftrag. Die Mitarbeiter mussten Konstruktionszeichnungen anfertigen, eine Technologie entwickeln und eine Musterleuchte bauen. Diese wurde im Kuppelsaal montiert und mit den Aufnahmen der Fotothek Dresden verglichen. Wieder gab es Änderungen und Anpassungen. Die Rekonstruktion hat ihren Preis, jede Lampe kostet immerhin 20 000 Euro. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wovon sich Besucher am Sonnabend beim Tag des offenen Rathauses selbst überzeugen können.

Die Kuppelhalle hat ihren originalen Raumeindruck zurückgewonnen. Den konnten die in den 1960er-Jahren nachgerüsteten, damals modernen Lampen, nie geben. Die jetzige Sanierung war die Chance, den einzigartigen Charakter des repräsentativen Treppenhauses wieder zur Geltung zu bringen. „In Dresden hat sich kein Innenraum in einem öffentlichen Gebäude erhalten, der eine ähnlich geschlossene und künstlerisch qualitätvolle Ausstattung besitzt“, sagt Stadtsprecher Karl Schuricht.

Prägend sind die Jugendstil-Malereien von Otto Gussmann, die neobarock anmutende, geschwungene Treppe. Die Stufen, die Säulen der Balustrade und die Wandverkleidungen bestehen aus unterschiedlichem Marmor. Bronzefiguren empfangen die Gäste an den Treppenabsätzen.

Was durch die knappen Finanzen in den 1960er-Jahren lediglich vereinfacht restauriert worden war, wurde jetzt wieder in den originalen Zustand von 1910 versetzt, als das sogenannte Neue Rathaus eingeweiht wurde. „Nur hier lässt sich noch erleben, mit welchem gestalterischen Anspruch und handwerklicher Fertigkeit seinerzeit die Dresdner Bürgerschaft ihr Rathaus ausstattete“, versichert Schuricht.