Am 13. Januar sind die Rocklegenden bereits zum dritten Mal in Riesa.
Wie entstand der Plan, Drei Ost-Bands in einem Konzert zu vereinen?
Maschine: Die Grundidee hatte unser Manager, der Rolf Henning damals. Der kam auf die Idee, dass die drei großen Bands was zusammen machen. Also, nicht hintereinander, sondern wirklich zusammen. Am Anfang waren wir ein bisschen skeptisch, aber es hat super funktioniert.
Was waren denn die Bedenken, die
Sie im Vorfeld hatten?
Dreilich: Na ja, wir haben ja schon eine ganze Menge Touren hinter uns gehabt, die auch ihre erfolgreichen Zeiten hatten. Aber die Zuschauerzahlen gingen dann doch sehr zurück. Und dann kommen wir wieder daher... Aber die Grundidee ist ja dieser Sing-meinen-Song-Gedanke. Da waren die im Fernsehen schneller, aber wir hatten die Idee viel früher. Sonst würde ein Sender wie Vox das ja nicht machen. Eigentlich müssten wir die mal fragen, ob wir da Tantiemen kriegen – wir haben’s ja erfunden.
Maschine: Die haben mir grad ne halbe Million überwiesen – ich beruhige!
Dreilich: Ach so, bei dir jetzt druff. (lacht)
Die Chemie zwischen Ihnen beiden scheint ja zu stimmen.
Dreilich: Ach, wir kennen uns ja schon ewig.
Wie groß sind die Überschneidungen der Fangruppen?
Maschine: Jede Band hat ihre eigenen Fans, aber es gibt auch Fans, die prinzipiell auf Ostrock stehen.
Wie erklären Sie sich das?
Dreilich: Na ja, für viele Leute ist das ja eine Erinnerung an früher. Nicht alles war schlecht früher. Man denkt heute mehr an die Seiten, die schön waren. Und da gehören City, Karat und die Puhdys dazu. Es konnte sich ja auch jeder erlauben, einmal in der Woche zum Tanz zu gehen, das war kein Problem. Diese Bilder holen sie sich wieder, wenn sie zu unseren Konzerten kommen. Das ist die eine Gruppe. Die andere sind die Leute, die über ihre Eltern an die Musik rangekommen sind. Bei der letzten Tour war ich echt überrascht: Das Publikum hat sich verjüngt.
Maschine: Es liegt natürlich trotzdem an der Musik. Jede Band ist klar identifizierbar, hat eigene Hits.
Maschine, Sie haben ja schon einige Jahrzehnte Bühnenerfahrung. Wie hat sich das Geschäft verändert?
Maschine: Als wir angefangen haben, war das alles natürlich viel spannender. Man hat sich über jede neue Gitarre gefreut oder jedes Mikro, oder dass statt 50 Leute 100 gekommen sind. Aber insgesamt ist das so, die Leidenschaft bleibt immer. Ich hoffe, dass ich irgendwann keine Lust habe, damit der Abschied von der Bühne nicht so schwer wird. Ich stell mir das ganz schlimm vor, wenn man innerlich noch voll Elan ist, aber nicht mehr kann. Entweder, weil man zu alt ist, oder krank – oder weil einen die Leute nicht mehr hören wollen. Insofern ist das für mich jetzt so ein langsames Abtrainieren, weil wir mit den Puhdys nicht mehr spielen.
Da liefern Sie gleich das nächste Stichwort. Werden die Puhdys bei den Rocklegenden fehlen?
Dreilich: Klar, wir haben ja auch groß gefeiert das letzte Konzert, und die Leute haben sich von den Puhdys verabschieden können. Da fehlt schon was. Ich hab mir das von der Bühnenseite angesehen. Das war etwas sehr Ergreifendes. Die Puhdys waren ja nicht irgendwer, die haben auch eine Lücke gelassen.
Maschine, Sie machen trotzdem weiter, wie auch Karat und City. Hätten Sie es denn finanziell nötig?
Maschine: Das ist Berufung. Da gehört alles dazu: Leidenschaft, der innere Drang, der Spaß an der Sache. Is’ auch schön, wenn du merkst, du bist erfolgreich mit der Sache. Und wenn man damit Geld verdient, ist auch schön. Rein theoretisch müsste man das jetzt nicht machen, aber ich hätt auch keine Lust, mit was anderem mein Geld zu verdienen. (lacht)
Dreilich: Wir sind ja auch Wirtschaftsunternehmen. Vom CD-Verkauf lebt ja keiner mehr, aber von den Live-Geschichten, da wird ne Riesen-Produktion gefahren – das muss ja auch bezahlt werden. Geld spielt da schon eine Rolle. Aber das ist nicht unsere Intention, da kümmern sich andere Menschen drum.
Wie kam es, dass Matthias Reim dazugekommen ist?
Maschine: Erstmal kannten wir uns sowieso, haben schon einmal zusammengespielt. Der wird ja von vielen immer so abgetan als Schlagersänger. Isser ja im Prinzip auch, aber er hat eigentlich ’ne richtige Rockerstimme. Das Schlager-Image kommt ja eher zustande durch die Texte, die er macht. Er hat aber gecovert von uns, auch von City und Silly. Da haben wir gesagt: Wenn er so auf Ostrock steht und das rüberbringt, dann laden wir den mit ein – auch, um sein Publikum mit ranzuziehen.
Dreilich: Die schöne Randmessage ist: Wir denken wirklich nicht in Schubladen. Vielleicht denken Kaufleute so. Da gab’s auch komische Einträge von Fans auf Facebook. Das kommentieren wir gar nicht, weil wir das albern finden. Er ist nicht schlecht, er ist gut, sonst würde er nicht die Wuhlheide in Berlin gefüllt kriegen. Wir verstehen uns gut, auch privat... und er ist mächtig aufgeregt – das kann ich auch schon mal sagen.
Wieso das denn?
Dreilich: Ja, das ist für ihn ungewohntes Terrain. Mit drei Bands auf einer Bühne zu stehen ist schon was anderes, er ist sonst immer alleine unterwegs.
Wen würden Sie denn sonst gerne
mit auf Tour nehmen?
Maschine: Ich hab ja das Glück gehabt, viele Leute aus dem Westen zu haben. International müssen wir nicht reden, eigentlich würde ich ja gerne mal mit Mick Jagger singen, aber der würde wohl nichts mit mir machen.
Dreilich: Ich hätte mir eine Wiedervereinigung mit Spliff und Nina Hagen gewünscht, auch weil ich auf die Musik stand. So hat man seine Träume. Ich glaub, Nina Hagen hätte da gar keinen Bock drauf.
Wen hören die Rocklegenden so?
Dreilich: Ska, Heavy Metal. Wahrscheinlich Bands, die keiner kennt. Und ich geh gerne auf Konzerte, Rod Stewart war total geil, oder U2. Unsere eigene Musik, das ist nicht zum Entspannen dann. Da geht die Arbeit wieder los.
Maschine: (hält das Handy nach oben) Ich hab alles voll, über 6 000 Titel. Da ist von Stones bis Rammstein alles dabei.
Wie halten Sie’s mit Ausflügen durch die Städte, in denen Sie spielen?
Maschine: Ich bin Kulturmuffel. Einmal sind wir eingeladen worden, an den Aralsee zu fahren. Es hieß dann: Morgen machen wir nen schönen Ausflug an den See. Da hab ich gesagt: Da sind wir doch gestern erst drübergeflogen. Mich interessieren da keine Gebäude, mich würden eher Rockkonzerte interessieren.
Das Interview führte Stefan Lehmann.