Merken

Das Töpferpaar

Thomas und Maranke Thunig sprühen vor Ideen. Aber erst einmal wird in Schmölln 40 Jahre Töpferei gefeiert.

Teilen
Folgen
© Steffen Unger

Von Constanze Knappe

Schmölln. Derart beschauliche Momente sind selten im Leben von Thomas und Maranke Thunig. Selbst an diesem Sonnabend, ihrem fünften Hochzeitstag, wird wenig Zeit für Zweisamkeit sein. Und dennoch freut sich Maranke Thunig auf den Tag. „Auf hoffentlich schönes Wetter, auf Musik und Tanz im Hof“, erzählt die Niederländerin mit leichtem Akzent und ihrem wunderbar strahlenden Lachen. Schon deshalb kann es nur ein schöner Tag werden, wenn die Töpferei in Schmölln ihr 40-jähriges Bestehen feiert. Seit vier Wochen, so erzählt Thomas Thunig, mache er sich Gedanken über die Festansprache. Zum Beispiel darüber, wie viel Tonnen Ton in der Zeit verarbeitet, wie viel Schüsseln gedreht und Pflaumen oder Erdbeeren darauf gemalt wurden. Einen Tag vor dem Fest ist er ziemlich aufgeregt. Es ist eben kein normaler Freitag. Keiner, an dem er um 8 Uhr in der Werkstatt steht, mit seinen zehn Mitarbeitern das Tagesgeschäft bespricht, mit ihnen frühstückt, Kunden bedient und sich im Büro der Organisation und dem Laden in Görlitz widmet. „Zahlen sind ein notwendiges Übel“, sagt er und ist froh, dass er zur Hälfte seiner Zeit noch selbst an der Töpferscheibe sitzt. Es ist auch kein Freitag, an dem er ohne Wecker aufsteht, die Liste im Kopf, womit er den Transporter bepackt und am Nachmittag zum Töpfermarkt startet. Auf 35 im In- und Ausland ist die Töpferei Thunig pro Jahr vertreten. Demnächst in Oldenburg oder Rostock wie in Gmunden in Österreich oder in Faenza in Italien, wo er und Maranke sich kennenlernten.

Auf Arbeit geht man gern

Nein, an diesem Freitag denkt Thomas Thunig an seine Eltern Wolfgang und Angela Thunig, die 1976 die Werkstatt gründeten, an seinen eigenen Berufseinstieg, an Meisterausbildung und Erfahrungen, die er in anderen Töpfereien sammelte, ehe er 1996 die väterliche Werkstatt in Schmölln übernahm. Und er denkt an den Brand im vorigen Jahr, den er am liebsten verdrängen möchte. Zum Glück gebe es derlei negative Ereignisse nicht allzu oft. Ihm sind die Schönen lieber. Wie das Betriebsklima. „Es ist unser tägliches Glück, dass man gern auf Arbeit geht“, erklärt er. 28 Lehrlinge wurden über die Jahre ausgebildet. Ein Grund dafür, weshalb das Team gut gemischt ist. Aus Mitarbeitern, die seit der Übernahme durch ihn dabei sind und aus jungen Leuten, die neue Ideen mitbringen. Diese, wie auch Kundenwünsche, fließen ein in die Entwicklung neuer Produkte.

Beim Abendbrot sprechen er und seine Frau darüber. Beide lieben ihren Beruf, sind Töpfer aus Leidenschaft. „Das ist gut so“, findet Maranke Thunig. So habe der andere Verständnis dafür, wenn einem abends der zündende Gedanke kommt und man noch mal in die Werkstatt muss. „Weil es zwei Wochen dauert von der ersten Idee bis zu einem fertigen neuen Produkt und weil der Ton den Zeitablauf vorgibt.“ In der Töpferei von Thomas Thunig entstehen blau-graues und braunes Steinzeug sowie bunte Keramik. Maranke Thunig fertigt in ihrer Werkstatt Geschirr und Vasen aus weißem Porzellan. Verschiedener könnten die Handschriften der Beiden kaum sein. Und dennoch sehen sie sich nicht als Konkurrenten. Was nicht nur damit zu tun hat, dass sie seit 2008 ein Paar sind. „Töpfer sind wie eine große Familie. Konkurrenz gibt es da nicht. Das sieht man auf den Töpfermärkten. Man freut sich, wenn man die Kollegen trifft“, sagt Thomas Thunig.

Arbeit bedeutet gemeinsame Zeit

Zwar bedeutet jeder Markt Arbeit und Anstrengung, für die beiden Schmöllner ist es zudem gemeinsame Zeit. Etwas mehr davon würden sie gern privat genießen, zum Beispiel beim Salsa-Tanzen in Dresden. Deshalb wollen sie auf einige Märkte weniger fahren, haben stattdessen im Frühjahr in Berlin ihren zweiten Laden eröffnet. Ein leichter Aufwind sei im Töpferhandwerk spürbar. „Je mehr sich die Leute dafür interessieren, was auf ihrem Teller liegt, umso mehr denken sie darüber nach, woher der Teller kommt“, erklärt Thomas Thunig. Zudem halte Keramik ewig, wenn man sie nicht gerade fallenlässt. „Immer mehr Menschen kaufen sich, was nicht alle haben“, ergänzt Maranke Thunig. Das merkt sie auch in ihrem eigenen neuen Laden.

Pläne für die weitere Entwicklung der Töpferei hat Thomas Thunig einige. „In der Werkstatt gibt es doch immer irgendwas zu verbessern“, sagt er. Ein bisschen muss ihn seine Frau da sogar bremsen. In diesem Jahr gäbe es schon so viele Veränderungen, begründet sie und zählt auf: ihr endgültiger Umzug nach Schmölln, die Eröffnung des Werkstattladens in Bischofswerda, der neue Laden in Berlin, der viel Aufmerksamkeit braucht, der geplante Ausbau des Bistros in Schmölln, wofür sie immer mehr Anfragen zu Familienfeiern bekommen.

Nicht zu vergessen das Sommerfest am Sonnabend. Da freuen sich Thunigs auf viele Gäste wie ihre langjährige Verkäuferin aus Wien oder Maranke Thunigs Mutti, die mit Saté-Spießen anreist. Eine ursprünglich aus der indonesischen Kolonie stammende Spezialität, die in Holland schon fast zur Nationalspeise wurde – und sicher auch den Schmöllnern schmecken wird.

Sommerfest Töpferei Thunig am 16. Juli 10 bis 24 Uhr in Schmölln, Dorfstraße 22, mit dem Duo M-Jazz, Akrobatik und Tanz bis Mitternacht. Das Heimatmuseum Schmölln zeigt die Firmengeschichte. www.toepferei-thunig.de