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Das Uhrenmuseum und seine wertvollste Uhr

Der Zeitmesser hat 21 Anzeigen. Er zeigt nicht nur die präzise Zeit an, sondern auch den Lauf der Gestirne.

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© Uhrenmuseum

Von Maik Brückner

Glashütte. Diese Uhr ist nicht nur ein beliebtes Fotomotiv. Vor ihr posieren auch Politiker und Ehrengäste des Deutschen Uhrenmuseums. Und das zu Recht. Denn die Goertz-Uhr ist eines der schönsten Ausstellungsstücke des Museums. Und vielleicht sogar das Wertvollste. Geschaffen hat sie der Uhrmachermeister Hermann Goertz. „Bedingt durch private Schicksalsschläge und Kriegswirren, benötigte er über 30 Jahre für die Konstruktion und den Bau dieses besonderen Zeitmessers“, sagt Sonja Hauschild vom Uhrenmuseum. Auch die technischen Raffinessen forderten ihren Tribut. Immerhin hat die Uhr 21 Anzeigen, die nicht nur die präzise Zeit, sondern auch die Wochentage, den Monat, den Mondverlauf sowie die Differenz zwischen der mittleren und der wahren Ortszeit abbilden.

Hermann Goertz (1862-1944). Der gebürtige Westpreuße wuchs in der Ukraine auf und kam 1918 nach Glashütte.
Hermann Goertz (1862-1944). Der gebürtige Westpreuße wuchs in der Ukraine auf und kam 1918 nach Glashütte. © Uhrenmuseum

Mit der Planung und Konstruktion der Uhr begann der gebürtige Westpreuße bereits 1891. Damals lebte er im Osten der Ukraine. Um 1900 hatte Hermann Goertz seine Uhr so gut wie fertig – in den Folgejahren feilte er an Verbesserungen und Erweiterungen. Nur für das Gehäuse fand er selbst in der ukrainischen Großstadt Charkiw niemanden, der seine Vorstellungen umsetzen konnte. Das sollte ihm erst in Glashütte gelingen. Hier kam er 1918 als 56-Jähriger an. Er schrieb sich als Schüler an der Deutschen Uhrmacherschule in Glashütte ein. Beibringen konnte man ihm hier nichts mehr. Trotzdem war die Einschreibung wichtig. Denn so erhielt Goertz den Status eines Schüler. Er bekam einen Arbeitsplatz und die Mittel, die er brauchte, um sein Lebenswerk zu Ende zu führen – die Astronomische Kunstuhr. Diese konnte er 1925 in Glashütte vollenden. Sie war sein Lebenswerk.

Seit nunmehr 90 Jahren schlägt dieser Zeitmesser im Foyer der ehemaligen Deutschen Uhrmacherschule Glashütte, dem heutigen Deutschen Uhrenmuseum Glashütte. Die Einrichtung nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, um das mechanische Innenleben dieses Meisterwerks in einer Ausstellung im Foyer vorzustellen. Außerdem hat das Team um Museumsleiter Reinhard Reichel ein Begleitprogramm erarbeitet, mit dem verschiedene Altersgruppen angesprochen werden sollen. So bietet das Museum zwei Führungen für Grundschulkinder an. In der 90-minütigen Führung sollen Fragen wie diese beantwortet werden: Wie hat es Hermann Goertz geschafft, diese Uhr zu bauen? Und wie kommt diese Großuhr überhaupt in Gang? Diese und andere Fragen zur Geschichte der mechanischen Zeitmessung sollen gemeinsam gelöst werden. Damit die Ferienkinder in Ruhe „arbeiten“ können, erhalten die Eltern zeitgleich eine Führung durch das Museum.

Ende Februar lädt das Museum zu einem Vortrag ein, bei dem es um die Uhr und das Schaltjahr geht. Denn nur alle vier Jahre zeigt die Goertz-Uhr den 29. Februar auf ihrem Ewigen Kalender an. „Dieser kalendarischen Besonderheit und den vielen weiteren technischen und astronomischen Details des mechanischen Meisterwerkes soll dieser Vortragsabend gewidmet werden“, sagt Frau Hauschild.

Ausstellung: 1.- 29. Febr., täglich 10-17 Uhr, kostenfrei; Ferienprogramm: 11./18. Febr., jeweils 10.30-12 Uhr, (Eintrittspreis zzgl. 1 Euro, Anm.: Sonja Hauschild, Telefon 035053 4612107; Vortrag: 29. Febr., 19 Uhr (kostenfrei)