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„Das war unter der Gürtellinie“

Klaus Przyklenk hat die Wettiner-Ausstellung nach Riesa geholt. Kurz vor der Eröffnung sorgt ein Prinz für einen Eklat.

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© Archiv/Lutz Weidler

Von Stefan Lehmann

Riesa. Klaus Przyklenk ist erschüttert, das macht er gleich zu Beginn deutlich. „Das geht mir richtig an die Nieren“, sagt der 70-Jährige. Przyklenks persönlichen Beziehungen ist es zu verdanken, dass die Kunstausstellung „Fürstenstraße der Wettiner“ nach Riesa kommt. Er sei mit Künstler Roland von Kuck befreundet, erzählt Klaus Przyklenk. Nachdem er ihn zu einem Besuch ins Stadtmuseum eingeladen hatte, war die Idee entstanden, die Porträts der Wettiner auch nach Riesa zu holen.

Dann, nur Tage vor der feierlichen Eröffnung, folgte der Paukenschlag: In der Bild-Zeitung erschien am Dienstag ein Artikel, in dem ein Adliger aus Thüringen offen erklärt, die Veranstaltung zu boykottieren. Prinz Michael Benedikt von Sachsen-Weimar-Eisenach sieht sich als Chef des Adelshauses, bezeichnete die Eröffnungszeremonie als „Faschingsveranstaltung“. Seine Begründung: Für die Ausstellung seien auch zwei noch lebende Männer porträtiert worden, die seiner Ansicht nach gar nicht zum Wettinergeschlecht gehören. Gemeint sind Prinz Rüdiger von Sachsen und dessen Sohn Daniel. Dass beide im Ausstellungskatalog als königliche Hoheiten tituliert werden, kritisiert Prinz Michael: „Da können sie sich gleich Kaiser von China nennen“, zitiert ihn die Bild.

„Das war unter der Gürtellinie“, sagt Klaus Przyklenk über diese Vorwürfe. Zumal es bei der Ausstellung „in erster Linie um die Kunst von Kuck“ gegangen sei. Auch Prinz Rüdiger von Sachsen, gegen den sich der Angriff aus dem Thüringer Haus richten, sei einigermaßen überrascht worden, erklärte er am Dienstag auf SZ-Anfrage.

„Die Behauptung, das Haus sei ausgestorben, ist absolut aus der Luft gegriffen.“ Es gebe eben immer das Problem, dass sich einige Leute profilieren wollten – in dem Falle Prinz Michael. Man sei schon am Überlegen, gegen solche Behauptungen rechtlich vorzugehen. Rüdiger von Sachsen verweist neben einem Gutachten darauf, dass er vom mittlerweile verstorbenen Prinz Albert von Sachsen explizit als sein Erbe benannt worden sei.

Streit um die Führung im Haus der Wettiner gibt es schon länger. Er brach aus, nachdem Markgraf Maria Emmanuel von Meißen 2012 gestorben war und keine leiblichen Kinder hinterlassen hatte. Eine Seite unterstützte Maria Emmanuels Adoptivsohn Alexander, die andere die Kinder seines Bruders Prinz Albert. Alexander sei mittlerweile aus dem Rennen, sagt Prinz Rüdiger von Sachsen. Das habe der Adelsrechtsausschuss festgelegt. Ruhe hat das offenbar nicht gebracht. „Mein Sohn wird am Freitag zur Eröffnung sicher noch etwas dazu sagen“, kündigt Rüdiger von Sachsen an.

Indirekt wirft Przyklenk dem Kritiker schlechten Stil vor. Er verweist auf den Katalog zur Ausstellung, in dem die Bilder allesamt zu sehen sind. Auch Prinz Michael Benedikt hat sich dort von Maler Kuck verewigen lassen. Dass er sich erst hinter das Projekt gestellt habe, sogar noch ein Grußwort schrieb, und es nun öffentlich als „Faschingsveranstaltung“ verunglimpfe, dafür fehlt nicht nur Klaus Przyklenk jegliches Verständnis.