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„Das war völlig daneben!“

Der SPD-Nachwuchspolitiker Johann Dulig provozierte auf Kosten von Kriegstoten – und erntet viel Kritik.

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Meißen. Ein Foto des zerstörten Dresdens, dazu der Satz „Pyro-Technik ist kein Verbrechen!!! Deutsche Kurven abfackeln!!!“ – mit so einem Beitrag hat der SPD-Kreistagsabgeordnete Johann Dulig auf Facebook von sich reden gemacht. Mit dem mittlerweile gelöschten Bild habe er dagegen protestieren wollen, dass „alte und neue Nazis“ den 13. Februar vereinnahmen wollen, erklärte der stellvertretende Meißner Juso-Chef. Dresden sei eben auch eine Täterstadt gewesen, sagt der 20-Jährige, der auch im Vorstand des SPD-Unterbezirks Meißen sitzt. Der Vorfall soll nun Thema auf der Sitzung der SPD-Kreistagsfraktion werden.

Die anderen Fraktionen jedenfalls reagieren nicht begeistert. „Das war ganz einfach eine nicht akzeptable Äußerung“, sagt Margot Fehrmann, Vorsitzende der CDU-Fraktion. Erklärlich sei sie nur durch die Unbedachtheit eines 20-Jährigen. „Vermutlich weiß er nicht, was Krieg bedeutet.“ Solche Dinge sollte man am Küchentisch Zuhause ausdiskutieren. Auf „jugendliches Geltungsbedürfnis“ führt Linken-Fraktionschefin Bärbel Heym das Posting bei Facebook zurück. „Das war völlig daneben!“ Nachvollziehbar sei weder die Kombination aus Text und Bild, noch Duligs nachträgliche Erklärungsversuche dazu. So geht es auch Anita Maaß, Vorsitzende der FDP-Kreistagsfraktion. „Ich verstehe diese Aussage überhaupt nicht. Die ist mir einfach zu dumm.“ Sicherlich seien auch provokante Äußerungen durch das Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt. Als Kreistagsmitglied habe man allerdings auch eine politische Verantwortung – und müsse wissen, was man sagt und wie man es sagt. „Dieses Niveau ist für mich einfach nicht nachzuvollziehen.“

Auch auf Facebook selbst erntete die Aktion von Johann Dulig Reaktionen. „Eine ganze Stadt der Täterschaft zu bezichtigen und deren Zerstörung damit zu rechtfertigen, wenn nicht sogar zu feiern, zeugt im günstigen Fall von Instinktlosigkeit und Unreife“, schreibt Jens Mahlow bei der Facebook-Präsenz der SZ Meißen. „Oder man muss von einer Gesinnung ausgehen, die bei einem Amtsträger und Mitglied einer demokratischen Partei nicht tolerierbar ist.“ Ähnlich sieht es Sebastian Fischer. „Die Verhöhnung von über 25 000 Opfern steht einer demokratischen Kreistagsfraktion schlecht an. So etwas enttäuscht – schwer!“ Ein Prince Buster springt Johann Dulig allerdings zur Seite. „Dresden war Täterstadt. Eine der ersten Bücher-Verbrennungen, Semperoper brüstete sich damit, als erstes deutsches Opernhaus „judenfrei“ zu sein ...“. Und ein Frank Leideck freut sich darüber, dass Dulig es verstehe, „die Tränendrüsigkeit zu provozieren“. (SZ/csf)