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Das Wetter messen jetzt Automaten

Die Wetterwarte in Zinnwald hat in diesem Jahr Jubiläum. Den Mitarbeitern ist aber gar nicht zum Feiern zumute.

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© Jörn Haufe

Von Mandy Schaks

Zinnwald. Ausgerechnet im 45. Jahr des Bestehens der Wetterwarte in Zinnwald wird das Personal von Bord geschickt. Der Deutsche Wetterdienst hat an seinen Plänen festgehalten und die Wetterstation still und leise zum 1. Februar auf automatischen Betrieb umgestellt. Die Wetterzentrale in Offenbach erklärte auf mehrfache Nachfrage der SZ lapidar: „Gegenüber unseren früheren Statements gibt es keine wesentlichen Änderungen.“ Die verbliebenen Mitarbeiter seien teilweise noch vor Ort oder haben neue Aufgaben übernommen.

Männer für jedes Wetter

Der Raureif-Spezialist  Roman Kristof (43) leitet die Wetterstation. Der gebürtige Zinnwalder ist immer wieder fasziniert von den Raureifablagerungen, die sich bei typisch böhmischem Wind, Kälte und Nebel bilden. „1996 konnten wir zuschauen, wie die Eisablagerungen wuchsen“, erinnert er sich. Innerhalb von 24 Stunden hat er bis vier Kilo gemessen. Er wird wahrscheinlich das Osterzgebirge verlassen und nach Leipzig in die Niederlassung des Deutschen Wetterdienstes wechseln.
Der Raureif-Spezialist Roman Kristof (43) leitet die Wetterstation. Der gebürtige Zinnwalder ist immer wieder fasziniert von den Raureifablagerungen, die sich bei typisch böhmischem Wind, Kälte und Nebel bilden. „1996 konnten wir zuschauen, wie die Eisablagerungen wuchsen“, erinnert er sich. Innerhalb von 24 Stunden hat er bis vier Kilo gemessen. Er wird wahrscheinlich das Osterzgebirge verlassen und nach Leipzig in die Niederlassung des Deutschen Wetterdienstes wechseln.
Der Abgewanderte Sein Namensschild hängt noch immer an der Eingangstür am Hochmoorweg 7 in Zinnwald-Georgenfeld. Dort, wo seit dem 1. Januar 1971 die Wetterwarte in 877 Metern Höhe ihren Sitz hat, wohnte zugleich viele Jahre Andreas Kühn (53). Der gebürtige Hoyerswerdaer genoss es, praktisch in Hausschuhen von der Dienstwohnung zu seinem Arbeitsplatz gehen und auf der Bergstation herrlichste Naturphänomene beobachten zu können. 26 Jahre hat er hier gearbeitet. Vor anderthalb Jahren, als sich die Veränderungen andeuteten, ging er schweren Herzens. „Ich wäre gern hiergeblieben“, sagt er. Heute beobachtet er in Berlin am Flughafen das Wetter. Die dramatischsten Tage als Wetterbeobachter erlebte er in Zinnwald. Am 12./13. August 2002 hatte er Dienst. 312 Liter Niederschlag – ein Rekord der Superlative – fielen binnen 24 Stunden. Er kam mit dem Entleeren der Messbehälter kaum nach.
Der Abgewanderte Sein Namensschild hängt noch immer an der Eingangstür am Hochmoorweg 7 in Zinnwald-Georgenfeld. Dort, wo seit dem 1. Januar 1971 die Wetterwarte in 877 Metern Höhe ihren Sitz hat, wohnte zugleich viele Jahre Andreas Kühn (53). Der gebürtige Hoyerswerdaer genoss es, praktisch in Hausschuhen von der Dienstwohnung zu seinem Arbeitsplatz gehen und auf der Bergstation herrlichste Naturphänomene beobachten zu können. 26 Jahre hat er hier gearbeitet. Vor anderthalb Jahren, als sich die Veränderungen andeuteten, ging er schweren Herzens. „Ich wäre gern hiergeblieben“, sagt er. Heute beobachtet er in Berlin am Flughafen das Wetter. Die dramatischsten Tage als Wetterbeobachter erlebte er in Zinnwald. Am 12./13. August 2002 hatte er Dienst. 312 Liter Niederschlag – ein Rekord der Superlative – fielen binnen 24 Stunden. Er kam mit dem Entleeren der Messbehälter kaum nach.
Der Vereinsgründer Als Norbert Märcz über Stationen in Frankfurt am Main, Stuttgart und den Fichtelberg 2010 in Zinnwald landete, glaubte er, endlich angekommen zu sein. „Ich dachte, die Arbeit ist sicher“, sagt er. Er fühlte sich von den Kollegen gut aufgenommen, seine Familie zog nach. Nun, sechs Jahre später, ist er Teilzeitarbeiter. Er besucht nun noch Lehrgänge, um in der restlichen Arbeitszeit eventuell Dienste in der Dresdner Flugwetterwarte übernehmen zu können. – „Wenn es gesundheitlich geht“, sagt er. „Die Verantwortung ist gewaltig.“ Das wechselnde Schichtsystem auch. Damit das Wetter in Zinnwald nicht ganz den Automaten überlassen bleibt, hat er vor fast zwei Jahren einen Wetterverein mit initiiert, dessen Vorsitzender er ist. Am 1. Februar begann der Verein mit der Beobachtung des Zinnwalder Wetters. Was er sieht und registriert, will er auch weiterhin den Menschen erklären.
Der Vereinsgründer Als Norbert Märcz über Stationen in Frankfurt am Main, Stuttgart und den Fichtelberg 2010 in Zinnwald landete, glaubte er, endlich angekommen zu sein. „Ich dachte, die Arbeit ist sicher“, sagt er. Er fühlte sich von den Kollegen gut aufgenommen, seine Familie zog nach. Nun, sechs Jahre später, ist er Teilzeitarbeiter. Er besucht nun noch Lehrgänge, um in der restlichen Arbeitszeit eventuell Dienste in der Dresdner Flugwetterwarte übernehmen zu können. – „Wenn es gesundheitlich geht“, sagt er. „Die Verantwortung ist gewaltig.“ Das wechselnde Schichtsystem auch. Damit das Wetter in Zinnwald nicht ganz den Automaten überlassen bleibt, hat er vor fast zwei Jahren einen Wetterverein mit initiiert, dessen Vorsitzender er ist. Am 1. Februar begann der Verein mit der Beobachtung des Zinnwalder Wetters. Was er sieht und registriert, will er auch weiterhin den Menschen erklären.
Der Altgediente Der Wetterbeobachter kennt alle Wetter und ist so etwas wie ein wandelndes Lexikon. Er weiß auf Anhieb, wenn es in der Zinnwalder Wetterküche brodelt. 2004/05 und 2005/06 waren solche Jahre, in denen der Winter zu Höchstform auflief. „Da hatten wir wahnsinnige Schneehöhen“, erinnert sich Schirrmeister. „Mit dem Schneepflug ging nichts mehr, nur noch mit der Fräse.“ Schon als Kind hat der Dresdner mit privaten Wetteraufzeichnungen begonnen. Aus dem Hobby wurde schließlich Beruf, seit 1972 ist er Wetterbeobachter. In der Wetterwarte Radebeul-Wahnsdorf hat er zunächst Wetterballons mit Radiosonde starten lassen. Als diese Radiosondenaufstiegsstelle zur Jahrtausendwende automatisiert wurde, kam er nach Zinnwald und erlebt nun alles noch einmal. „Ich werde zum Glück 65 und gehe im Oktober in Rente“, sagt er, „für meine Kollegen tut es mir leid.“
Der Altgediente Der Wetterbeobachter kennt alle Wetter und ist so etwas wie ein wandelndes Lexikon. Er weiß auf Anhieb, wenn es in der Zinnwalder Wetterküche brodelt. 2004/05 und 2005/06 waren solche Jahre, in denen der Winter zu Höchstform auflief. „Da hatten wir wahnsinnige Schneehöhen“, erinnert sich Schirrmeister. „Mit dem Schneepflug ging nichts mehr, nur noch mit der Fräse.“ Schon als Kind hat der Dresdner mit privaten Wetteraufzeichnungen begonnen. Aus dem Hobby wurde schließlich Beruf, seit 1972 ist er Wetterbeobachter. In der Wetterwarte Radebeul-Wahnsdorf hat er zunächst Wetterballons mit Radiosonde starten lassen. Als diese Radiosondenaufstiegsstelle zur Jahrtausendwende automatisiert wurde, kam er nach Zinnwald und erlebt nun alles noch einmal. „Ich werde zum Glück 65 und gehe im Oktober in Rente“, sagt er, „für meine Kollegen tut es mir leid.“
Das Multitalent Die Wetterbeobachter haben Jahrzehnte sehr eigenständig und verantwortungsbewusst gearbeitet. Dazu gehörten nicht nur die Wetterbeobachtungen. „Wir haben uns auch ums Gebäude gekümmert“, sagt Lars Wagner, der hier seit 1989 tätig ist. „Früher haben wir sogar Holz gehackt.“ Sie sind selbst mit Fieber und auf Krücken zur Arbeit gekommen, weil sie sich sagten, der Dienst darf nicht ausfallen. Lars Wagner ist durch Zufall zu dem Job gekommen. „Das Berufsberatungszentrum hat mir angeboten, die Wetterstation zu besuchen“, erinnert er sich. „Das hat mir alles gut gefallen.“ Der gebürtige Glashütter konnte sich nicht vorstellen, mal in Zinnwald zu leben. Der 44-Jährige ist hier aber längst heimisch geworden. Er mag die Sonnenaufgänge und als Skifahrer möglichst viel Schnee. Nun ist er nur noch teilbeschäftigt. „Mit dem Landmarkt habe ich zum Glück ein zweites Standbein.“
Das Multitalent Die Wetterbeobachter haben Jahrzehnte sehr eigenständig und verantwortungsbewusst gearbeitet. Dazu gehörten nicht nur die Wetterbeobachtungen. „Wir haben uns auch ums Gebäude gekümmert“, sagt Lars Wagner, der hier seit 1989 tätig ist. „Früher haben wir sogar Holz gehackt.“ Sie sind selbst mit Fieber und auf Krücken zur Arbeit gekommen, weil sie sich sagten, der Dienst darf nicht ausfallen. Lars Wagner ist durch Zufall zu dem Job gekommen. „Das Berufsberatungszentrum hat mir angeboten, die Wetterstation zu besuchen“, erinnert er sich. „Das hat mir alles gut gefallen.“ Der gebürtige Glashütter konnte sich nicht vorstellen, mal in Zinnwald zu leben. Der 44-Jährige ist hier aber längst heimisch geworden. Er mag die Sonnenaufgänge und als Skifahrer möglichst viel Schnee. Nun ist er nur noch teilbeschäftigt. „Mit dem Landmarkt habe ich zum Glück ein zweites Standbein.“

Die meteorologischen Messdaten werden wie zuletzt schon nachts direkt nach Offenbach gesendet, erklärt Roman Kristof, der Leiter der Wetterwarte. Wie zuverlässig die Automaten sind, vermag er nicht einzuschätzen. Technisch sei heute vieles möglich. So könne auch die Schneehöhe automatisch gemessen werden. „Das funktioniert mit Ultraschall“, sagt er. Allerdings sei das nur eine Messung an einem Punkt. „Die Schneedecke bleibt aber nicht an einem Punkt, wir haben das Schnee-Mittel aus vielen Messwerten gebildet.“ Die Mitarbeiter, die hier nun noch tätig sind, werden noch gebraucht, um die Radioaktivität zu messen und das Messfeld zu betreuen. Auch wenn irgendwann eine Vollautomatisierung aller Messungen erfolgt, werden nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes wegen der besonderen Standort- und Messbedingungen die Geräte im Gebäude belassen – nach jetzigem Stand.