Von Heike Sabel
Heidenau. Noch knapp fünf Monate lang wird die Heidenauer Galvanik im Sondermodus arbeiten. Im Juni soll wieder produziert werden können, also im Normalmodus. Der war im Mai vorigen Jahres über Nacht ausgeschaltet worden. Damals brannte das Unternehmen an der Pirnaer Straße zum zweiten Mal ab – nun wird es zum zweiten Mal wieder aufgebaut. Die ersten Wände stehen schon. Im Dezember war der Kran das weithin sichtbare Zeichen für den Beginn des Neustarts. Nun hat der Winter erst einmal Pause verordnet. Dass gerade dieses Jahr mal wieder Schnee sein muss, darauf hätte Geschäftsführer Karsten Winkler gern verzichtet. „Ich hoffe, wir können den Termin im Juni für die Wiederinbetriebnahme halten.“
Nicht nur Winkler und seine Mitarbeiter warten darauf, auch die Kunden. Die Heidenauer fehlen nämlich. Einige Technologien, die sie anbieten, gibt es in Ostdeutschland nur in vier, fünf Firmen, sagt Winkler. Er hat seinen Kunden für die Zeit des Ausfalls ein Angebot gemacht. Die Heidenauer kooperieren mit Galvaniken in Dresden und Chemnitz und übernehmen den Transport. „Das ist ein Zuschussgeschäft“, sagt Winkler. Aber eines, das sein muss, um präsent zu bleiben. Natürlich ist das nicht für alle Kunden eine Option, denn es kostet mehr Zeit als sonst. Andere Kunden haben auf die Teilentschädigung für beim Brand vernichtete Produkte verzichtet. „Nehmt das für einen schnelleren Aufbau“, sagten sie. Damit hatte Winkler nicht gerechnet, umso besser fühlte es sich an.
Die Mitarbeiter konnten alle bleiben. Während der Betriebsunterbrechung erhalten sie den vollen Lohn über die Versicherung. Das ist wichtig, denn hätte Winkler sie entlassen müssen, wären sie wohl weg gewesen, weil sie gefragt sind. Winkler hat alle seine Leute selbst ausgebildet. Deshalb war ihm auch wichtig, den Lehrling zu behalten. Da ihm die Praxis etwas fehlt, wird die Zeit genutzt, um die Theorie zu vertiefen. Parallel dazu wurde eine Lehrverlängerung vereinbart. Der Unterricht erfolgt im großen Raum, in dem auch die Pläne für die neue Halle an der Wand hängen. Sie wird auf gleicher Fläche wieder aufgebaut. Die größte Veränderung ist nicht zu sehen. Es ist eine größere bzw. tiefere Säuretrasse vorgesehen. Damit wird eine Auflage des Brandschutzes erfüllt, mehr Flüssigkeit zurückzuhalten. Das Chemiekalienlager wird abgetrennt, und das Büro wird vor dem Übergreifen von Flammen geschützt. „Für den Fall, der hoffentlich nicht ein drittes Mal eintritt“, sagt Winkler.
Die Fassade des Neubaus zur Straße hin reiht sich gut ein in das Erscheinungsbild der Pirnaer Straße und ergänzt den Erweiterungsbau von Prototypenbau Schüßler und den Neubau der First Mould. Die Dachspitze nicht genau in der Mitte und im flachen Winkel, Fenster nicht nur nach symmetrischen Aspekten angeordnet. Die Pirnaer Straße ist schon lange ein nicht als solches anerkanntes Gewerbegebiet, gewinnt nun aber weiter an Attraktivität.
Dass der Galvanik-Wiederaufbau so schnell geht, sei auch den Behörden zu verdanken, sagt Winkler. „Die Teilbaugenehmigung zum Beispiel für die Fundamente war drei Wochen nach Einreichen des Antrags da.“ Alle haben mitgemacht, „abgesehen vom Wetter.“ Doch wir krempeln die Ärmel hoch und machen das Beste draus, sagt Winkler. Ihm und seinen Mitarbeitern kribbelt es in den Fingern. Sie meistern den Sondermodus, können es aber kaum erwarten, in den Normalmodus zurückzukehren.