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Das Ziel heißt Thailand

Ein ehemaliger Bulleritzer und seine Freundin fahren mit dem Rad nach Asien. Sie sind vorbereitet – soweit das geht.

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© René Plaul

Von Nicole Preuß

Bulleritz. Stefan Miertschnik und Lena Brüchmann sind gern gut vorbereitet. Der ehemalige Bulleritzer und seine Freundin haben in den vergangenen Wochen ihren Hausstand in zwölf Taschen verpackt. Ein Zelt, zwei Schlafsäcke, Wechselsachen, ein Mini-Herd, ein Wörterbuch und Technik haben Platz gefunden. Eines der wichtigsten Utensilien ist aber das Werkzeug. Schließlich wissen die beiden trotz aller Planung nur annähernd, was sie in den nächsten 13 000 Kilometern erwarten wird.

Der Software-Entwickler und die Architektin wollen mit dem Fahrrad nach Thailand fahren. 17 bis 20 Länder liegen vor ihnen, darunter der Iran, Usbekistan und China. Das Paar verbringt seinen Urlaub regelmäßig mit Wandern oder Radfahren. Die Tour nach Thailand ist aber das Aufwendigste, das die beiden bisher planten, immerhin nehmen sie sich für die Strecke mindestens ein Jahr Zeit.

Training im Stillen

Stefan Miertschink ist in der Gemeinde Schwepnitz aufgewachsen und wohnt jetzt mit seiner Freundin in Hamburg. Das Paar trägt sich schon lange mit dem Gedanken zu der Tour. Der ideale Zeitpunkt wäre vor mehr als drei Jahren gewesen, als die Architektin gerade ihr Studium beendet hatte. Doch damals spielten die Knie der Hamburgerin nicht mit, sie mussten operiert und langsam wieder an solche Belastungen herangeführt werden. „Die Idee blieb aber immer unser Kind“, sagt Lena Brüchmann, auch wenn die beiden ihren Familien und Freunden zunächst nichts davon erzählten. Sie trainierten im Stillen, besuchten Vorträge, recherchierten wochenendelang im Internet, kauften die Ausrüstung, kündigten ihre Jobs und informierten schließlich ihre Familien und ihre Freunde. „Wir wollten uns Zeit nehmen, bevor Kind, Haus, Auto und Hund kommen“, sagt die 30-jährige Lena Brüchmann.

Die Strecke ist im Groben festgelegt. Sie führt sie an der Elbe und Donau entlang bis ans Schwarze Meer. Sie wollen die Türkei durchqueren, dann durch den Iran reisen und schließlich über Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisistan, China, Vietnam und Laos nach Thailand radeln. „Wir sind, ehrlich gesagt, Nachfahrer, die Route haben vorher schon einige genommen“, sagt Lena Brüchmann. Sie wollen sich aber die Zeit nehmen, um zwischendurch mal ein Ziel neben der Strecke anzupeilen. Das Wetter macht dabei Vorgaben.

„Im Pamir-Gebirge wollen wir sicher nicht erst im Oktober ankommen und in der Wüste nicht im Hochsommer“, sagt Stefan Miertschink. Die Visa setzen auch Grenzen. Die Etappe China müssen die beiden zum Beispiel innerhalb von drei Monaten schaffen, weil das Visum nur für ein Vierteljahr gilt. „Das sind immerhin ungefähr 5 000 Kilometer“, sagt Stefan Miertschink. Er ist aber zuversichtlich, dass auch diese Strecke gemeistert werden kann. Schließlich haben sich die beiden vorgenommen, täglich 50 bis 70 Kilometer zu fahren und zwischendurch Besichtigungstage einzubauen. Sie wollen im Zelt schlafen und sich ab und zu ein Zimmer in einer Pension oder einem Hostel nehmen. Das Handy, der Laptop und der Fotoapparat müssen aufgeladen werden und die Wäsche gewaschen.

Vielversprechender Start

Die ersten Kilometer ihrer Tour führten sie in einer Woche von Hamburg nach Bulleritz. Sie bauten in der Zeit ihr Zelt in zwei Gärten auf und saßen an fremden Frühstückstischen. Die beiden erlebten, dass selbst 15 Grad in einem Schullandheim, verglichen mit einem verregneten Tag auf dem Rad, gemütlich sein können und sie badeten in der eiskalten Elbe. Der Start war vielversprechend und die Zwischenstation in Bulleritz unbedingt notwendig. „Wir sehen unsere Familie und unsere Freunde ein Jahr lang nicht. Wir verpassen die Junggesellenabschiede und Hochzeiten meiner beiden besten Freunde, das ist super mies“, sagt Stefan Miertschink. Sie haben versucht, eine Lösung zu finden, indem sie zwischendurch nach Hause fliegen, aber die Variante schließlich wieder verworfen. Sie kämen dadurch aus ihrem Rhythmus.

Das Abenteuer hat inzwischen begonnen. Sonntag wurde das Paar in Bulleritz von der Familie verabschiedet. „Wir haben einen ganz guten Menschenverstand und wenn man ein bisschen aufpasst, wird schon nichts passieren“, sagt Lena Brüchmann. Sie und Stefan Miertschink suchen nach den Begegnungen am Wegesrand und haben 100 Visitenkarten im Gepäck, die sie Leuten, die ihnen helfen, in die Hand drücken wollen. „Wir sind auf der Suche nach Geschichten, die wir nicht vergessen“, sagt Stefan Miertschink. Und was danach kommt, wird zu gegebener Zeit entschieden. Auf keinen Fall jetzt.

Lena und Stefan schreiben einen Blog über ihre Reise www.alles-in-12-taschen.de