Von Bernd Goldammer
Vor dem Radeberger Rathaus herrschte Sonnabend früh um zehn schon reger Betrieb. Gekommen waren all jene, die ein Herz fürs „Radeln in Radeberg“ haben. Kein Wunder, für sie war hier eine taghelle Sternenstunde im Gange: Eine Fahrrad-Übergabe der besonderen Art. Die Radeberger Kirchen haben mit der Initiative „Fahrradeberg“ zusammen etwas Besonderes auf die Beine gestellt. Alles begann mit einem Artikel in der katholischen Zeitung, in dem eine Leihrad-Initiative aus Emsdetten vorgestellt wurde. Schnell war klar, dass etwas Ähnliches auch in Radeberg klappen könnte. Es gab mehrere Zusammenkünfte, bei denen das Wie der Aktion besprochen wurde. Dann ging es Schritt für Schritt weiter, und immer mehr Menschen taten sich für den Erfolg zusammen. Das Ergebnis kann sich feiern lassen: In der Bierstadt können Fremde von nun an Fahrräder ausleihen. Und das gänzlich kostenlos! Nicht einmal eine Unterschrift muss dafür geleistet werden. Die Räder können aus den dafür bereitgestellten Ständern entnommen werden und müssen erst am dritten Tag nach der Ausleihe wieder zurückgegeben werden. Möglichst dort, wo die Entleihung begann, um den Ehrenamtlichen unnötige Arbeiten zu ersparen. „Wir wünschen uns, dass die Entleiher viel Freude beim Entdecken unserer Region haben“, sagt Gerd Loose, einer der Ideengeber.
Zu gut zum Wegwerfen
Besonders interessant ist die Geschichte hinter der Fahrrad-Initiative: In vielen Kellern und Schuppen standen genau diese Fahrräder nämlich ziemlich lange vor sich hin. Zum Wegwerfen waren sie zu gut erhalten. Doch die Technik neuer Fahrräder hatte sich längst weiter entwickelt. Bald schafften sich die Besitzer neue Fahrräder an. Die älteren gerieten hier und da in Vergessenheit. Bis ihre Besitzer eines Tages in der Zeitung lasen, dass die Radeberger Kirchen wieder einmal gemeinsam für ein neues ökumenisches Projekt warben. „Fahrradeberg“ wurde es genannt und mit der Zeit sollte es zu einem Zauberwort avancieren. Über vierzig Fahrradbesitzer wurden zu „Radgebern“. Ihre zuverlässigen Alt- Modelle wurden in den Dienst einer neuen und schönen Aufgabe überführt. Seit Sonnabend begrüßen nun 18 Fahrräder künftig Gäste der Bierstadt. Mitnehmen kann man die orangefarbenen Bikes Tag und Nacht demnächst an vier Stellen im Radeberger Stadtgebiet. Wo genau, wird noch entschieden. Die Räder sind in einen Top-Zustand versetzt worden. Die ehrenamtliche Crew des Stellwerk-Vereins und zahlreiche Helfer um Hartmut Gey haben sie gründlich aufgearbeitet. Zum Schluss bekamen sie die transparente Farbe orange verpasst. Sie sollten schon von Weitem zu erkennen sein. Für die Einen ist die Farbe Orange ein wichtiges Sicherheitsmerkmal, für die Anderen ist sie ein weithin sichtbarer Willkommensgruß der lebensfreudigen, weltoffenen Stadt Radeberg. „Das ganz Besondere ist die Gemeinsamkeit, zu der sich viele Radeberger im Rahmen dieser Aktion zusammengetan haben. Sei es als ’Radgeber‘ oder als Sponsoren, als Hobby Mechaniker oder in anderen hilfreichen Formen “, freut sich Bierstadt Oberbürgermeister Gerhard Lemm über die gelungene Initiative. Als Schirmherr der Aktion kündigte er weitere Unterstützung für diese Aktion an. Gerald Kluge, Pfarrer der katholischen Pfarrgemeinde segnete danach die orangenen Fahrräder. Auch er hob das Verbindende dieser Aktion hervor. Hilfe wird immer noch benötigt, denn jetzt stehen noch weitere 28 Fahrräder zur technischen Aufarbeitung an. Dafür werden weitere Spenden gebraucht.