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Dauerbaustelle Dorfstraße

Paußnitz’ wichtigste Straße wurde bei der Flut 2013 stark beschädigt. Sie soll repariert werden – aber nicht komplett.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Strehla. Es gibt Unmut im Strehlaer Ortsteil Paußnitz. Unmut darüber, dass bei der Schadensbeseitigung nach der 2013er-Flut an anderen Stellen in Strehla mehr getan wird als in Paußnitz. So zumindest empfinden es Anwohner. Insbesondere, wenn es um die wichtigste Straße im Ort geht.

Hier schoben sich im Juni 2013 große und kleine Baufahrzeuge durch, um für Sandsack-Nachschub aus der Dorfmitte zu sorgen. Darunter hat die Straße gelitten.
Hier schoben sich im Juni 2013 große und kleine Baufahrzeuge durch, um für Sandsack-Nachschub aus der Dorfmitte zu sorgen. Darunter hat die Straße gelitten. © Screenshot: SZ/ Quelle: Strehla TV

Rückblick: Anfang Juni 2013 herrscht in dem elbnahen Strehlaer Ortsteil Hochwasseralarm. Vielen Helfern gelingt es mit Tausenden Sandsäcken und Unterstützung durch die Bundeswehr, den Deich zu sichern. Letztlich kann so verhindert werden, dass die Elbflut ins Dorf schwappt. Was dabei gelitten hat, ist die ohnehin baufällige Dorfstraße im Unterdorf: Tagelang hatten sich schwere Baumaschinen und Bundeswehrfahrzeuge den Weg zu den Helfern am Deich über diese einzig mögliche Zufahrt gebahnt. Nach der Flut meldete die Stadt auch die Dorfstraße beim Land an, um Fördergeld für die Reparatur zu bekommen. Mehr als 150 000 Euro wurden für den Bau bewilligt.

Repariert wird dafür aber nicht die untere Dorfstraße auf ihrer gesamten Länge, sondern nur etwa 75 Prozent. Zu wenig, kritisieren Anwohner und Ortschaftsrat. Viele beschleicht das Gefühl, dass es ausgerechnet bei der Dorfstraße eine Flutreparatur auf Sparflamme geben soll.

Zumal es doch in Strehla auch anders zu gehen scheint: Etwa beim Flut-Reparaturprojekt Schluchtenwald – dem stark erodierten Steilhang im Strehlaer Stadtpark. Mit der Ertüchtigung ist vor Kurzem begonnen worden (SZ berichtete). „Für viele Bürger ist nicht ersichtlich, inwieweit das Hochwasser daran Schuld ist, dass der Schluchtenwald gemacht werden muss“, sagt Ortschafts- und Stadtrat Tobias Dietrich (Die Linke). Zwar sei die Paußnitzer Dorfstraße wie der Schluchtenwald 2013 nicht direkt überschwemmt worden. Im Fall der Dorfstraße sei das aber auch den Rettungsmaßnahmen zu verdanken, die darüber gelaufen waren. Angesichts der geplanten Teil-Reparatur „kommen bei Anwohnern natürlich Fragen auf, ob da Geld gespart werden soll“, sagt Tobias Dietrich.

„Glücklicher Umstand“

Strehlas Stadtverwaltung weist das entschieden zurück. Zur Reparatur des Schluchtenwaldes erklärt die Stadt, diese sei wegen des unkontrollierten Wildwasserabflusses in Richtung Elbe in den Wiederaufbauplan aufgenommen worden. Dass das Vorhaben vom Land so umfangreich genehmigt worden sei „darüber sind wir sehr froh“, sagt Bürgermeister Jörg Jeromin (FWG), der die Strehlaer Hochwasserschadensbeseitigung mit ihren gut 30 Einzelprojekten 2015 von Amtsvorgänger Harry Güldner „geerbt“ hat. Ähnlich froh müsse man bei der Paußnitzer Dorfstraße sein. Es sei „ein glücklicher Umstand“, dass die Straße überhaupt im Wiederaufbauplan stehe, sagt auch Stadtrat Heiko Zscheile (FWG). „Bei anderen Straßen hat das nicht geklappt“, so Zscheile, der als Bauplaner auch selbst einige Strehlaer Flutreparatur-Projekte für die Stadt betreut, allerdings nicht die Paußnitzer Dorfstraße.

Stadtchef Jeromin zeigt Verständnis für den Ärger der Paußnitzer. Doch die Messe ist gesungen, macht der Bürgermeister deutlich. „Fakt ist: Es ist jetzt so genehmigt. Selbst wenn wir in der Vergangenheit rühren: Wir können jetzt im Nachgang nichts anderes mehr machen.“

Auf die Reparatur des genehmigten Dorfstraßen-Teilstücks müssen die Paußnitzer derweil auch fast fünf Jahre nach der Flut vorerst noch warten. Nach dem Bau der Abwasserkanalisation 2017 soll nun erst noch eine Fernwärme-Leitung vom Agrarbetrieb van Esch aus ins Dorf hinein verlegt werden. Wenn dieses Projekt durch ist, kommt dann die Straße dran. Bis Mitte nächsten Jahres muss die Flutreparatur-Maßnahme abgeschlossen sein. So will der Fördermittelgeber, das Land Sachsen.