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Dauergast im Amtsgericht

Ein Mann aus Hainichen muss sich wegen zahlreicher Straftaten verantworten. Dabei sitzt er schon in Haft.

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Von Helene Krause

Ratlos schauen sich Richterin Christa Weik und der Staatsanwalt an. Dass ein Zeuge während der Verhandlung verschwindet, ist ihnen noch nie passiert. Weil der Geschädigte einfach gegangen ist, wird die Verhandlung unterbrochen und ein neuer Verhandlungstermin festgelegt.

Vorgeworfen werden in der Verhandlung einem 20-jährigen Mann aus Hainichen Betrug, Urkundenfälschung, gefährliche Körperverletzung und Diebstahl. Der Angeklagte steht nicht das erste Mal vor Gericht. Weil der Arbeitslose eine Geldstrafe nicht bezahlen konnte, sitzt er zurzeit in der JVA Zwickau ein. Nur 14 Tage nach seiner Entlassung aus dem Jugendarrest und noch unter Bewährung beging er den nächsten Diebstahl. In Hainichen und Rochlitz ist er wegen zahlreicher Straftaten stadtbekannt. Ehemals soll er der rechten Szene angehört haben. Doch von den Rechten distanziert er sich jetzt. Vor etwa drei Monaten wurde er von drei Männern in seiner Wohnung überfallen und zusammengeschlagen. Er erlitt schwere Kopfverletzungen, unter anderem einen Bruch des Kiefers. Auch Drogenkonsument soll der Beschuldigte sein. Regelmäßig nimmt er Crystal und trinkt Alkohol.

Im Zeitraum von November 2013 bis Februar 2014 soll er in neun Fällen mit dem Taxi gefahren sein, ohne die Fahrten zu bezahlen. Den Taxiunternehmen entstanden Schäden in Höhe von 15 bis 106 Euro. Auch soll er im gleichen Zeitraum mehrfach mit dem Zug gefahren sein, ohne einen Fahrschein zu haben. In einem Fall entwertete er einen alten Fahrschein doppelt.

Doch das ist noch nicht alles, was ihm die Staatsanwaltschaft Chemnitz in den sieben Anklageschriften vorwirft. Im Januar soll er einem Bekannten Pfefferspray in die Augen gesprüht und ihm ein Messer auf die Brust gesetzt haben. Der Geschädigte erlitt Rötungen der Augen und eine oberflächliche Schnittwunde auf der Brust. Außerdem wird der 20-Jährige beschuldigt, im Diska-Markt in Hainichen Lebensmittel und im Toom-Markt in Chemnitz zwei Päckchen Tabak gestohlen zu haben. Die Waren hatten einen Wert von rund 35 Euro. Auch soll er im Februar seiner damaligen Freundin die Kreditkarte entwendet haben. Damit hob er am gleichen Tag 210 Euro ab.

Bis auf die Körperverletzung gesteht der Angeklagte die Taten. Auf die Frage von Richterin Weik, warum er, ohne zu bezahlen mit dem Taxi und mit der Bahn gefahren ist, erklärt er: „Ich weiß nicht, warum ich das gemacht habe. Aber es ist so.“ Dass er der Freundin die Kreditkarte klaute, tue ihm leid. Dafür hat er sich entschuldigt. Das Geld will sie nicht zurück. Mit dem Messer will er den Bekannten nicht bedroht haben. „Ich hatte gar kein Messer“, erklärt er vor Gericht. „Nur das Pfefferspray habe ich mitgenommen.“