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DDR-Museum in die Centrum-Galerie

Ist das nur ein Werbetrick von Wolle Förster oder doch mehr? Manager und Unternehmer sprachen miteinander.

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© Sven Ellger

Von Peter Redlich

Radebeul. Der eine dirigiert einen Nachtclub, Restaurants, Diskothek, ein Gewerbegebiet in Naunhof und will jetzt dem Radebeuler DDR-Museum helfen. Der andere ist Manager großer Einkaufszentren wie der Centrum-Galerie in Dresden.

Das DDR-Museum in Radebeul. Wolle Förster mit nächster Idee zu DDR-Museum
Das DDR-Museum in Radebeul. Wolle Förster mit nächster Idee zu DDR-Museum © Norbert Millauer

Wolfgang Wolle Förster und Dirk Fittkau trafen sich gestern an Dresdens großer Einkaufsmeile Prager Straße. Der Anlass: Wolle Förster – findig, und wenn er eine Idee hat, davon getrieben – will für das in die Insolvenz geratene DDR-Museum vermitteln. Das Radebeuler Haus mit Trabi und Co. konnte in den letzten Monaten seine über 13 000 Euro teure Kaltmiete nicht oder nur schwer aufbringen. Grund dafür ist der drastische Besuchereinbruch von einst fast 60 000 auf jetzt rund 41 000 Gäste.

Seit dem 1. Juli läuft das reguläre Insolvenzverfahren. Bis Ende Oktober will der vom Gericht bestellte Verwalter, Wirtschaftsjurist Rüdiger Weiß, eine Lösung gefunden haben.

Die Zeit drängt – und Wolle Förster gibt – in der von ihm bekannten Art – Gas. Seine erste Idee war es, seine Gewerbehallen in Naunhof bei Radeburg anzubieten. 12 000 Quadratmeter Platz ist dort noch. Das DDR-Museum belegt jetzt im rotverglasten Plattenbau an der Meißner Straße, Ecke Wasastraße rund 3 500 Quadratmeter. 1,50 Euro je Quadratmeter könne sich der Multiunternehmer aus Dresden als Miete vorstellen. Jetzt zahlt die DDR Museum Zeitreise Wasaparkausstellungsgesellschaft mbH 3,80 Euro je Quadratmeter kalt an die spanischen Besitzer der Immobilie.

Bislang zuckten die Spanier auch nicht einmal auf Briefe, die vom Insolvenzverwalter geschickt worden waren. Erst seit wenigen Tagen haben sie einen sogenannten Korrespondenzanwalt benannt, mit dem zumindest in der gleichen Sprache um den Mietpreis verhandelt werden kann, hieß es von Museumsgeschäftsführer Hans Joachim Stephan.

Doch Wolle Förster hat eben schon wieder eine neue Idee. Wenn die Miete in Radebeul nicht gesenkt wird, dann müsse eben abgespeckt und umgezogen werden. Über einen Bekannten habe er die Pläne zu den Größenverhältnissen in der Centrum- Galerie bekommen. Nach seiner Schätzung wären in einem ehemaligen Restaurant und dem einstigen Theater zusammen rund 1 500 Quadratmeter frei. Und genau das meint Förster mit abspecken.

Dort sollten die DDR-Kaufhalle, das Wohnzimmer, die Post aus DDR-Zeiten und manches andere rein. Aus seiner Sicht müsste dort auch wieder ein kleines Restaurant sein, wo es Soljanka und Toast Hawaii gibt und der Kellner die Gäste platziert. „Eben das, was wir in der DDR so gerne gegessen oder auch nicht gerne erlebt haben“, so Förster. Auch ein Laden mit DDR-Produkten wie Nudossi aus Radebeul, Badusan Badeschaum und Schlager Süßtafel sollte dort viel größer aufgezogen werden als jetzt im Regal an der Museumskasse in Radebeul.

Aus Försters Sicht bietet Dresden noch viel mehr Möglichkeiten, Schulklassen und ältere Menschen sowie Touristen in so ein Museum zu locken. Eben auch Laufkundschaft an der Einkaufsmeile Prager Straße.

DDR-Museumsgeschäftsführer Hans Joachim Stephan reagiert leicht angesäuert auf den neuerlichen Vorstoß Försters. Vor allem ärgert ihn offenbar die Abspeckvariante von 3 500 auf 1 500 Quadratmeter. 60 000 Ausstellungsstücke sind es jetzt. Davon müsste ein großer Teil ins Depot. Auch hier ist Wolle Förster wieder zur Stelle: „Der könnte bei mir in Naunhof in die Hallen sicher eingelagert werden.“

Frank Stritzke, Geschäftsführer der Volkssolidarität Elbtalkreis, ist einer der wesentlichen Strippenzieher für den Erhalt des Museums. Erst vorige Woche hat er mit Hans Joachim Stephan und 19 Mitstreitern einen Verein zur Unterstützung des wackelnden Hauses gegründet. Stritzke: „Die neue Idee von Wolle Förster überrascht mich. Wir konzentrieren uns derzeit vor allem auf die Gespräche mit möglichen Investoren.“ Das müsse bis spätestens Mitte September geklärt werden.

Am Dienstagnachmittag gab es jetzt den Treff zwischen Manager Fittkau und Wolle Förster. Fittkau sagt, dass er erstaunt sei, wie nüchtern und geschäftsmännisch der Dresdner Multiunternehmer die Sache bereits im Kopf durchgerechnet habe. Förster habe er jetzt gebeten, ein Konzept zusammenzustellen, damit es den Besitzern der Centrum-Galerie in Frankreich vorgestellt werden kann. Wenn die grundsätzlich nicht abgeneigt sind, so Fittkau, dann könne weiter geplant werden.

Genau so will es jetzt auch Wolfgang Förster machen. „Wir haben uns nach anfänglichem Abtasten ordentlich verstanden. Ich werde mit Herrn Stephan vom DDR-Museum sprechen und auch versuchen, Kontakt zum Insolvenzverwalter zu bekommen“, sagt Förster, der die Idee vom neuen Standort mitten in Dresden gut findet. An einer solchen Stelle hätte ein solches Museum mit großem DDR-Shop, dazu passenden Veranstaltungen ein außergewöhnliches Alleinstellungsmerkmal.