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Sächsisches Museum baut DDR-Neubauwohnung nach

In einer nachgebauten Neubauwohnung aus den 1980er Jahren können Besucher in Auerbach ab diesem Wochenende in den DDR-Alltag von einst eintauchen.

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Am Wochenende öffnet im Auerbacher Stadtmuseum eine "neu" eingerichtete DDR-Wohnung.
Am Wochenende öffnet im Auerbacher Stadtmuseum eine "neu" eingerichtete DDR-Wohnung. © dpa/Hendrik Schmidt

Auerbach. Das Wernesgrüner Pils steht auf dem Küchenschrank, daneben ist der Tisch samt Tafelbutter in Originalpapier fürs Frühstück gedeckt. Es ist das Jahr 1983, wie der Kalender an der Schranktür verrät, der Ort eine typische Neubauwohnung jener Zeit.

Mit der neuen Ausstellung will das Stadtmuseum Auerbach im Vogtland die Illusion einer Zeitreise in die DDR erschaffen. Dazu wurde im Museum eine Plattenbauwohnung originalgetreu nachgestaltet. Sie wird am Samstag (24. September) eröffnet und soll zum Besuchermagnet des Hauses werden, wie Stadtsprecher Hagen Hartwig erklärt.

Nicht nur Möbel finden sich in den Zimmern. Die Schränke sind mit Geschirr gefüllt, Dekoration aus vergangener Zeit steht auf den Regalen, Spielzeug und die beliebten Plüschfiguren Pittiplatsch, Schnatterinchen und Moppi liegen im Kinderzimmer parat. "Wir sind stolz, dass diese Sammlung in unserer eigenen Stadt über die Jahrzehnte zusammengetragen wurde. Die Menschen wollen sich erinnern und mit der eigenen Geschichte beschäftigen", erläutert Hartwig. Das Interesse sei schon vor der Eröffnung groß, wie zahlreiche Anmeldungen und Anfragen zeigten.

Blick ins Badezimmer der DDR-Wohnung
Blick ins Badezimmer der DDR-Wohnung © dpa/Hendrik Schmidt

Die Sammlung selbst stammt von Roland Schmidt, ehemals Chef der Auerbacher Wohnungsbaugenossenschaft. "Die Sachen gehören zum deutschen Kulturgut. Jüngere Menschen sollen sehen, wie wir damals gelebt haben", sagt der heutige Rentner. Seine Sammelleidenschaft hat vor mehr als 30 Jahren begonnen - in einer Zeit, in der viele die Alltagsgegenstände der DDR eher loswerden wollten. Schmidt bewahrte sie in einer leerstehenden Wohnung der Genossenschaft auf. "Viele Menschen haben mir Sachen geschenkt, einiges habe ich auch vom Trödelmarkt bekommen."

Das Interesse der Stadt und der Vorschlag, im Museum eine typische Auerbacher Neubauwohnung nachzubauen, sei jetzt ein Glücksfall gewesen, findet Schmidt. Eine Fläche von über 120 Quadratmetern steht zur Verfügung. "Selbst die Badzelle wurde wieder aufgebaut, mit originalen Lichtschaltern." All das ermögliche den Gästen eine Zeitreise in die 1980er Jahre. "Es ist die Zeit, in der ich damals als Mittzwanziger selbst gelebt habe", erinnert sich Schmidt.

Auch ein Modellpanzer im DDR-Kinderzimmer durfte nicht fehlen.
Auch ein Modellpanzer im DDR-Kinderzimmer durfte nicht fehlen. © dpa/Hendrik Schmidt

Andere Museen mit DDR-Gegenständen hätten weniger Glück gehabt, sagt Conny Kaden als Leiter des DDR-Museums Pirna - der größten Einrichtung dieser Art in Sachsen. Umfangreiche Sammlungen etwa in Mühltroff im Vogtlandkreis oder in Radebeul seien in den vergangenen Jahren aufgelöst worden. "Die Gründe sind vielfältig, oftmals scheitert es an geeigneten Räumen." Steige beispielsweise die Miete, sei das für die Verantwortlichen nicht immer zu stemmen. "Und bei der Größe der Sammlungen ist ein Umzug oft einfach nicht möglich", so Kaden.

Woran es meistens nicht mangele, sei das Besucherinteresse. "Die Menschen mögen es, sich an Details zu erinnern. Sie loben oft die Kleinigkeiten, die sie aus ihrem früheren Alltag kennen", erzählt Kaden. Seit 2005 zeigt er in seinem Privatmuseum auf 2.000 Quadratmetern DDR-Geschichte mit den wichtigsten Etappen des damaligen Lebens - mit einer Geburtenstation, einem Kindergarten und einer Schule bis hin zum Erwachsenenalltag mit einem Besuch im Konsum oder einem Campingausflug. Ihm habe es leid getan, als Anfang der 90er Jahre die großen Sperrmüllhaufen an den Straßen standen, mit den Gegenständen aus einer vergangenen Zeit. "Damals habe ich angefangen, zu sammeln." (dpa)