Döbeln
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Debatte um schrägen Gehweg

Das Problem an der Döbelner Straße scheint aus Sicht der Behörde gelöst. Doch so einfach ist es nicht.

Von Maria Fricke
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Bei einem Vor-Ort-Termin Anfang Oktober 2019 hat Doris Drescher (rechts), Präsidentin des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr, eingelenkt. Der Gehweg an der Döbelner Straße soll nun begradigt werden. Wann dies passiert  steht noch nicht fest.
Bei einem Vor-Ort-Termin Anfang Oktober 2019 hat Doris Drescher (rechts), Präsidentin des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr, eingelenkt. Der Gehweg an der Döbelner Straße soll nun begradigt werden. Wann dies passiert steht noch nicht fest. © Lars Halbauer/DA-Archiv

Roßwein. Das Prinzip ist klar, nun hapert es an der Umsetzung. Ein 70 Meter langer Abschnitt der Döbelner Straße in Roßwein soll begradigt werden. Diese Zusage machte Doris Drescher, Präsidentin des zuständigen Landesamts für Straßenbau und Verkehr (Lasuv), bereits Anfang Oktober 2019 bei einem Besuch in der Stadt Roßwein. Getan hat sich aber seitdem: nichts.

Geplant ist, den nicht der Norm entsprechenden Gehweg zwischen der Ampel an der Kreuzung Dresdener Straße bis hin zum Markteingang umzugestalten. Um jedoch zu handeln, ist das Lasuv auf die Zustimmung eines Grundstückseigentümers angewiesen. Doch Annett Thiele, die Besitzerin der Fläche, die am meisten von den Änderungen betroffen ist, hat Bedenken, den Vorschlägen des Amtes zuzustimmen. „Wir wollen die Sache erst von einem Bausachverständigen prüfen lassen“, sagt Annett Thiele auf Nachfrage.

Zufahrt zum Grundstück in Gefahr

Das Problem: So, wie derzeit die Lösung das Lasuv aussieht, werden die Eigentümer die Zufahrt zu ihrem Grundstück nicht mehr nutzen können. Um den Gehweg zu verändern, sei eine Erhöhung des Bordanschlages am Fahrbahnrand geplant, informierte Lasuv-Sprecherin Isabel Pfeiffer.

 Geplant sei im Bereich der Zufahrt zwischen Gehweg und Fahrbahn ein schräger Bordstein, ergänzt Annett Thiele. Im Zuge der Veränderungen an dem Gehweg sei zudem eine höhenmäßige Anpassung der Zufahrt zu dem Grundstück erforderlich. Und genau da sieht Annett Thiele das Problem. Denn zwischen Grundstück und Gehweg sei ein weiterer Absatz geplant. „Mit Fahrzeugen mit weitem Radstand könnten wir dort aufsitzen“, befürchtet Annett Thiele.

Auf die Zufahrt zu dem Grundstück würde sie ungern verzichten. Zwei Firmen, das Friseurgeschäft sowie eine Sanitärfirma, haben dort ihren Sitz. „Wir bekommen auch Ware“, so Thiele. 

Zudem seien auf dem Grundstück Garagen errichtet worden. Gleichwohl kann die Roßweinerin den Wunsch nachvollziehen, den Gehweg zu begradigen. Nicht nur, weil er bei Glatteis zur Gefahr werden kann. Auch für die Probleme, die Menschen mit Gehbehinderung durch die Schräglage haben, hat sie Verständnis. 

Und schon einmal sei sie dem Amt entgegengekommen. Da musste das Tor an die Straßen- und Gehweghöhe angepasst werden. „Schon da haben sie an unserem Tor rumgebastelt“, sagt Thiele.

Hinweise nicht wahrgenommen

Am meisten ärgert die Eigentümerin, dass nun Probleme gelöst werden müssen, auf die sie schon vor Baubeginn hingewiesen hat. „Ich habe schon im Planfeststellungsverfahren gesehen, dass mit der Höhe der Gehwege etwas nicht stimmt“, sagt die Inhaberin des Friseurgeschäftes. Ihre Hinweise seien jedoch nicht wahrgenommen worden. 

Während der Bauphase hatte sich Annett Thiele auch an die Verantwortlichen auf der Baustelle sowie an Roßweins Bürgermeister Veit Lindner (parteilos) gewandt. „Wir haben das weitergegeben“, sagt Lindner. „Die Baufirmen haben nach Plan gebaut. Und der war damals noch anders.“

 Den nun vom Lasuv angebrachten Lösungsvorschlag findet das Stadtoberhaupt „vernünftig“. Sollte er nicht umgesetzt werden, so ist aus seiner Sicht nur ein Anheben der kompletten Straße möglich. „Das wird aber um ein Wesentliches teurer“, sagt Veit Lindner.

Wann es in Sachen Gehweg in Roßwein weitergeht, ist zurzeit unklar. „Erst nach Äußerung des Eigentümers zur vorgetragenen Lösung kann über das weitere Vorgehen entschieden werden“, informiert Franz Grossmann vom Lasuv. Sollte Annett Thiele dem Lösungsvorschlag des Landesamtes nicht zustimmen, dann muss neu verhandelt und beraten werden.

Seit der Straßenfreigabe im Sommer 2017 ringen die Roßweiner um eine Änderung des Gehweges, der stellenweise eine Querneigung von 15 Prozent aufweist. Auch der Behindertenbeirat der Stadt hatte mehrfach, auch während der Bauphase, darauf hingewiesen, dass die DIN für Querneigungen 2,5 Prozent nicht überschreiten dürfe. 

Die Mitglieder des Beirates wandten sich sogar an Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) sowie den Behindertenbeauftragten der Sächsischen Staatsregierung Stephan Pöhler, um Bewegung in die Sache zu bringen.

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