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Dem Gestank auf der Spur

Anwohner der Tolkewitzer Straße beschweren sich über schlechten Geruch. Der Grund dafür ist schnell klar.

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© André Wirsig

Von Nora Domschke

Ein übler Gestank liegt in der Luft, irgendwie riecht es vermodert. Solche oder ähnliche Anrufe gehen seit Wochen immer wieder bei der SZ ein. Die machte sich auf die Spur und kam dem Geruch, der offenbar seit Monaten über der Tolkewitzer Straße schwebt, auf die Spur. Anders als einige Anwohner vermuteten, ist das Krematorium auf dem Gelände des Urnenhains nicht der Verursacher.

... die Betonröhre unterhalb der Wehlener und Tolkewitzer Straße reinigen. Dort sammelt sich Abwasser.
... die Betonröhre unterhalb der Wehlener und Tolkewitzer Straße reinigen. Dort sammelt sich Abwasser. © René Meinig

Seit 2005 gibt es auf dem Friedhof eine neue Anlage für Feuerbestattungen. „Dort ist eine moderne Filteranlage eingebaut“, sagt Robert Arnrich, Betriebsleiter des städtischen Friedhofs- und Bestattungswesens. Die Ausstattung mit Abgas-, Kühl- und Filtertechnik erfüllt die strengen Auflagen der seit 1997 geltenden Verordnung über Anlagen für Feuerbestattungen. Bestandteile, die nicht verbrannt werden können, würden als Sondermüll entsorgt, erklärt Arnrich weiter. Zudem gebe es eine jährliche Messung, bei der das Umweltamt die Schadstoffbelastung in der Umgebungsluft ermittelt. „Die Werte wurden bislang noch nie überschritten.“

Das Problem könnte also eher unterirdisch zu suchen sein – im wahrsten Sinne des Wortes. Eine SZ-Anfrage bei der Stadtentwässerung bringt nun Licht ins Dunkel. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr blockierten Bauarbeiten mehrere Monate die Tolkewitzer Straße stadtauswärts. Das Unternehmen hatte dort eine riesige Betonröhre, den sogenannten Altstädter Abfangkanal, erneuern lassen. Diese Baustelle war Teil eines Großprojektes, bei dem in den vergangenen Jahren für gut 50 Millionen Euro ein neuer Kanal im Bereich zwischen dem Vogesenweg in Blasewitz und der Gasteiner Straße in Laubegast verlegt wurde. „Der Altstädter Abfangkanal ist die Hauptschlagader des Dresdner Kanalnetzes“, erklärt Torsten Seiler, Gebietsleiter für Investitionen bei der Stadtentwässerung. Über die rund zwei Meter dicke Betonröhre wird nicht nur das Abwasser aus dem Dresdner Osten bis zum Klärwerk nach Kaditz geleitet, sondern auch jenes aus Heidenau.

Warum es auf der Tolkewitzer Straße seit Monaten nicht immer gut riecht, kann Torsten Seiler schnell aufklären. Das Problem ist nur 60 Meter lang. „Ein Zwischenstück des Kanals konnte noch nicht erneuert werden.“ Das befindet sich im Bereich der Kreuzung von Wehlener und Tolkewitzer Straße. Weil die neu verlegte Betonröhre niedriger in der Erde liegt als das alte Teilstück, sammelt sich das Abwasser samt fester Bestandteile vor der „Stufe“. Mit der Folge, dass das Sammelgut an dieser Stelle seinen unangenehmen Geruch verbreitet.

Das alte Kanalstück sollte eigentlich im Zuge der Straßensanierung ausgetauscht werden. Es geht um das letzte Teilstück der Ostmagistrale Wehlener Straße, Alttolkewitz und Österreicher Straße, das schon längst Baustelle sein sollte. Allerdings benötigt das Dresdner Straßen- und Tiefbauamt hierfür die Genehmigung des Freistaates. Mit dem sogenannten Planfeststellungsbescheid soll unter anderem geregelt werden, wie eine Ausweichstraße durch den alten Elbarm aussehen könnte, die während der Bauzeit als Umleitungsstrecke genutzt werden soll. Schon jetzt steht fest, dass wohl noch etliche Monate, wenn nicht sogar Jahre vergehen werden, bis die Straßensanierung starten kann. Einen Termin dafür konnte das Straßen- und Tiefbauamt auf SZ-Anfrage noch nicht nennen.

Die Stadtentwässerung will nun schon eher mit dem Bau des neuen Kanalstückes beginnen, voraussichtlich 2019. „Das ist aber noch nicht endgültig beschlossen“, sagt Torsten Seiler. Um den schlechten Geruch etwas einzudämmen, soll die Röhre im April mit einem Hochdruckstrahl gereinigt und der Schmutz abgesaugt werden. Wenn nötig, wird die Prozedur wiederholt.