Demokratie in Hoyerswerda

Hoyerswerda. Es dürfte ein anregender Kongress sein, den die Stadt am Donnerstag nächster Woche ausrichtet. Überschrieben ist er mit „Demokratie, Lebensqualität, Bildung“. Mehr als 100 Gäste werden dazu im Saal der Sparkasse am Markt („Visavis“) erwartet: Vertreter aus Kommunen, Sozialwissenschaftler, Stadtplaner, Bildungsexperten. Sie wollen diskutieren, Erfahrungen austauschen, Ideen sammeln. Die drei Schlagworte stehen dabei nicht alleine für sich. Sie sind ein „dynamisches Dreieck“, hieß es am Donnerstag bei einem Pressegespräch im Rathaus. Ohne Bildung ist keine Demokratie möglich, sagt Hoyerswerdas Oberbürgermeister Stefan Skora (CDU). „Demokratie ist aber nicht einfach, ist langwierig und manchmal schwer zu verstehen.“ Ein Beispiel ist das laufende Verfahren um den Bürgerhaushalt der Stadt.
Erfolge nach außen tragen
Ein Ziel der nichtöffentlichen Fachtagung ist es, Erfolge aus Hoyerswerda nach außen zu tragen. „Wir haben so viele Dinge, die sich sehen lassen können“, so Skora. Kooperationspartner der Stadt auf dem Bildungssektor sind zum Beispiel die Regionalen Arbeitsstellen für Bildung, Demokratie und Lebensperspektiven (RAA), die vom Technologieunternehmen Freudenberg gegründete Freudenbergstiftung oder die deutschlandweit agierende Weinheimer Initiative diverser Kommunen.
Skora erinnerte an den laufenden Neubau der Oberschule im WK I und die Arbeit des Bildungsbeirates der Stadt zum pädagogischen Konzept. Das Haus werde eine „herausragende Oberschule“ in der Region. „Das ist für die Zukunftsfähigkeit eines kommunalen Standortes sehr wichtig.“
In Sachen Demokratieerziehung gibt es seit vielen Jahren schon Aktionen der RAA: Erinnert sei an das Projekt Wider das Vergessen, in dem sich Schüler alljährlich mit den Folgen der NS-Diktatur beschäftigen. Die Schüleragentur für berufliche Frühorientierung organisiert Ausbildungsmessen und Studieninformationstage, es gibt eine Bildungstour für Viertklässler, das Bürgerbündnis „Hoyerswerda hilft mit Herz“, die Interkulturelle Woche, die Aktion „Tag und Nacht der Toleranz“ und und und ... „Manchmal glaube ich, wir klappern zu wenig mit den Goldstücken, die wir haben“, sagt RAA-Vorsitzende Helga Nickich. Nächste Woche ist dazu Gelegenheit. Aber auch umgekehrt: „Solche Kongresse sind für Praktiker immer eine gute Möglichkeit, Ideen aufzusaugen“, sagt RAA-Geschäftsführerin Evelyn Scholz. „Auch wenn sich nicht alles 1:1 umsetzen lässt.“ So erhofft man sich zum Beispiel aus Freiberg Anregungen für die Arbeit des hiesigen Jugendstadtrates.
Ministerpräsident zu Gast
Unterteilt ist der Kongress in mehrere Blöcke mit Referaten und Foren. Gäste werden Praxisbeispiele aus ihren Städten vorstellen. Oberbürgermeister Stefan Skora wird Amtskollegen zum Beispiel aus Bautzen, Zittau und Senftenberg zum Erfahrungsaustausch begrüßen. Am Nachmittag ist Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) im Gespräch. Es geht um Herausforderungen für den Freistaat und für die Städte „in der Fläche“ heißt es. Zu Gast ist mit Michael Schüßler auch ein Dezernent aus dem hessischen Rodgau, einer Stadt mit 45000 Einwohnern. Sind die Problemlagen in einer westdeutschen Stadt grundsätzlich anderes als hier?
Auch wenn sich die Konferenz ausschließlich an Fachleute und nicht an interessierte Bürger richtet: Hoyerswerdas Einwohner sollen die Ergebnisse mitbekommen - zum Beispiel bei laufenden und neuen Projekten im großen Themenkreis „Demokratie, Lebensqualität und Bildung“. Oberbürgermeister Stefan Skora erhofft sich, dass sich die Experten-Runde am Ende auf eine gemeinsame Erklärung verständigen kann, also auf nächste Etappen, die angegangen werden können.