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Denkzettel für die CDU im Rödertal

Für den Direktkandidaten Arnold Vaatz reichte es knapp. Dennoch wurde die AfD auch hier insgesamt stärkste Kraft.

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© Christian Juppe

Von Jens Fritzsche, Thomas Drendel und Nadine Steinmann

Radeberg. Es war, um im politischen Farbenspiel zu bleiben, ein blaues Auge. Mit dem ist im Rödertal und in Dresden die CDU mit ihren beiden Direktkandidaten Arnold Vaatz und Andreas Lämmel noch einmal knapp davongekommen. Eng auf den Fersen folgte ihnen die AfD-Kandidaten. Im Rödertal hielt es AfD-Frau Anka Willms bis zum letzten, noch auszuzählenden Radeberger Wahllokal offen. Dann – mit den Ergebnissen der Briefwähler – überholte Vaatz die AfD-Kontrahentin in Radeberg sozusagen auf der Zielgeraden. Zuvor hatte er schon in Ottendorf und Arnsdorf knapp gewonnen; in Wachau allerdings lag er hinter Willms. Insgesamt reichte es für Vaatz im Wahlkreis Dresden II/Bautzen II – also dem rechtselbischen Dresden und dem Rödertal – zu einem fast 3,5-Prozent-Vorsprung vor der AfD-Frau. Und auch CDU-Mann Lämmel lag im Wahlkreis Dresden I vorn.

© SZ-Grafik: Gernot Grunwald

Dass es so knapp werden würde, hatte Andreas Lämmel offenbar geahnt. „Mir war immer klar, dass es bei den Direktmandaten ein Konkurrenzkampf mit der AfD wird“, so Lämmel am Wahlabend. Und die Erleichterung war ihm anzumerken. Wie auch Arnold Vaatz: „Viele Bürger, mit denen ich gesprochen habe, haben gesagt: So geht es nicht weiter“, machte er klar.

Derweil machte sich bei der Wahlparty der SPD im Dresdner Art-Hotel Enttäuschung breit; auch wenn Direktkandidat Richard Kaniewski das zumindest äußerlich nicht zeigte. Er hatte sich ja auch in und um Radeberg mächtig ins Zeug gelegt und war regelmäßig unterwegs gewesen. Dass das am Ende für den Gewinn des Direktmandats reichen würde, hatte aber – wohl nicht nur im Rödertal – kaum jemand ernsthaft geglaubt.

Radebergs Briefwähler machen am Ende den Unterschied aus

Dass letztlich CDU-Mann Vaatz auch in Radeberg die meisten Erststimmen hinter seinem Namen verzeichnen konnte, stand dabei erst kurz vor 23 Uhr fest. Und am Ende waren es die Briefwähler, die den Prozent-Unterschied zu Anka Willms ausmachten. Mit immerhin 2 450 Wählern waren es in Radeberg 16,1 Prozent der Wahlberechtigten, die ihre Kreuze schon vorab gemacht hatten, so viele wie bisher noch nie. „Deshalb dauerte die Auszählung ein wenig länger“, begründet Radeberg Stadtsprecher Jürgen Wähnert. Die AfD-Frau bekam in beiden Briefwahllokalen jeweils 21 Prozent der Stimmen, und damit fast sieben Prozent unter ihrem Gesamtergebnis. Während Vaatz und auch Linken-Kandidat Tilo Kießling bei den Briefwählern gut zwei Prozent über ihrem Radeberg-Durchschnitt lagen.

Wachau ist bei der Bundestagswahl die AfD-Hochburg im Rödertal

Für CDU-Bürgermeister Veit Künzelmann ist das Wahlergebnis in seiner Gemeinde bitter. Hier hat die AfD eins der besten Ergebnisse eingefahren. 34,4 Prozent der Wähler machten bei der Partei ihr Kreuzchen. Das ist mehr als bei jeder anderen Gemeinde rund um Radeberg. Die CDU kam in Wachau dagegen nur auf 27,4 Prozent. Für Veit Künzelmann ist dafür allein die Bundespolitik verantwortlich. „Die Menschen sind verunsichert. Sie sehen die Attentate, sie sehen, dass straffällig gewordene Asylbewerber nicht konsequent abgeschoben werden. Auf der anderen Seite gibt es Personalmangel bei der Polizei. Das erzeugt ein Gefühl der Unsicherheit.“ Als Lokalpolitiker lasse sich da nur begrenzt gegensteuern. „Bei uns ist die Welt ja gewissermaßen in Ordnung: Wir haben hier die niedrigste Arbeitslosigkeit überhaupt. Die Gemeindefinanzen sind sehr solide. Probleme mit Asylbewerbern gibt es in der Gemeinde auch nicht. Eigentlich müsste die CDU erste Wahl sein. Deshalb ist das Ergebnis auch unverständlich.“ Er wertet die Wahl als Protestwahl. Darauf deute auch die extrem hohe Wahlbeteiligung von 84,8 Prozent hin. Erfreut ist Veit Künzelmann darüber, dass Arnold Vaatz als Direktkandidat wieder in den Bundestag einzieht. „Wir werden jetzt mit den CDU-Landtags- und Bundestagsabgeordneten das Wahlergebnis genau auswerten. Dabei werden kritische Fragen nicht ausgespart.“

Arnsdorfer haben die geringste Wahlbeteiligung im Rödertal

Zugegebenermaßen ist diese Aussage ziemlich kritisch und vielleicht auch ein wenig unfair. Denn mit 73,8 Prozent haben trotzdem zahlreiche Bürger den Weg in das Wahlkreisbüro gefunden, um ihre Stimmen abzugeben. Doch sowohl die Radeberger (77,1 Prozent), als auch die Ottendorfer (81,4 Prozent) und vor allem die Wachauer (84,8 Prozent) setzen bei der Wahlbeteiligung noch einen drauf. Bürgermeisterin Martina Angermann kennt den Grund für die etwas „geringere“ Wahlbeteiligung. „Viele unserer Bürger, die im Wahlkreis der Grundschule wohnhaft sind, sind Patienten des Hauses am Karswald“, erklärt das Gemeindeoberhaupt. Die Wohnstätte kümmert sich vor allem um die Pflege und Förderung behinderter Menschen. „Die Leute dort gehen kaum wählen. Das Problem haben wir schon immer“, so Martina Angermann. Diese Theorie lässt sich auch mit Zahlen bestätigen: Im Wahlkreis Grundschule waren nur 53 Prozent der Bürger wählen, in Kleinwolmsdorf dagegen immerhin 71,4 Prozent der Wahlberechtigten.

Ottendorfer sind beim FDP wählen Spitzenreiter im Rödertal

Mit ihren Ergebnissen liegen die Ottendorfer Wähler quasi im Durchschnitt der Region. Auffällig ist lediglich, dass die FDP hier besser abschneidet, als in den Städten und Gemeinden ringsum. Mit 11,3 Prozent haben die Liberalen in Ottendorf zwischen zwei und drei Prozent mehr errungen, als in Wachau, Arnsdorf oder Radeberg.