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„Der Anblick macht mich traurig“

Karl-Heinz Richter schuf die Sumoringer vor der Arena. Jetzt hat der Chemnitzer sein Werk inspiziert.

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© Lutz Weidler

Von Britta Veltzke

Riesa. Karl-Heinz Richter klopft – auf dicke Bäuche, Köpfe, Musikinstrumente. Der Künstler hat sich in dieser Woche extra auf den Weg von Chemnitz nach Riesa gemacht, um sich ein Bild von seinem Werk zu machen: den musizierenden Sumoringern vor der Sachsenarena. „Es haben sich Hohlräume im Beton gebildet“, sagt Richter und schaut die fünf Schwergewichte sorgenvoll an.

Besonders der Sockel macht einen ramponierten Eindruck.
Besonders der Sockel macht einen ramponierten Eindruck. © Lutz Weidler
Der Künstler hofft, dass er den Auftrag zur Restaurierung bekommt.
Der Künstler hofft, dass er den Auftrag zur Restaurierung bekommt. © Lutz Weidler

Die Oberfläche wirkt porös, in den Löchern haben sich dunkle Ablagerungen gebildet. „So ein Kunstwerk muss man auch zwischendurch mal pflegen. Nicht bloß alle paar Jahre mal“, sagt er. „Mich macht das traurig, wenn ich das sehe.“ Am schlimmsten findet er den Zustand des Sockels. Das Fundament ist von Rissen durchzogen. „Hier müsste man zumindest nicht den ganzen Sockel erneuern, sondern nur die obere Schicht. Das muss dringend gemacht werden.“ Richter rechnet mit etwa 6000 Euro Kosten, wenn er sich um die Sanierung kümmern würde. „Das bekommt man wieder hin.“ Lang würde er mit einer Generalüberholung allerdings nicht mehr warten.

Eigentümer des Werkes ist die städtische Tochtergesellschaft FVG, die auch die Sachsenarena betreibt. Aufgestellt wurden die Figuren, die zwischen einer und 1,8 Tonnen wiegen, im August 1999 – kurz vor dem letzten Tag der Sachsen in der Sportstadt. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass wenige Monate später auch die Sumo-WM in Riesa stattfinden würde. Die üppigen Männerfiguren, ausgestattet mit Querflöte, Klarinette, Kleinflügel, Cello und Geige, sollten die Themen und Sport und Kultur auf künstlerische Weise miteinander verbinden.

Angeleiert hat das Projekt – wer sonst – Wolfram Köhler, damals noch im Amt des Ersten Bürgermeisters. Der Kontakt zwischen dem Politiker und dem Künstler kam über einen Sportler: Thomas Schönlebe (1987 Weltmeister über 400 Meter). Karl-Heinz Richter und der Leichtathlet wiederum kennen sich aus dem Chemnitzer Sportforum, wo der Künstler sein Atelier hat. Bei Köhlers letztem Besuch in Riesa im Juni dieses Jahres war dem ehemaligen Bürgermeister der schlechte Zustand der Skulpturen aufgefallen: „Die müssen mal wieder gemacht werden, aber das interessiert ja keinen mehr“, hatte er bei einem Stadtrundgang mit der Sächsischen Zeitung gesagt – und den Stein so ins Rollen gebracht.

Aber zurück in die Gegenwart: Die FVG bekennt sich gern zu den massigen Männern: „Die Sumoringer vor der Sachsenarena sind natürlich eng mit dem Veranstaltungsort Riesa sowie der Verbindung zwischen Sport- und Eventstadt geknüpft und haben eine wichtige Rolle als Blickfang im Eingangsbereich“, sagt FVG-Sprecher Tobias Czäczine. Die FVG habe die Figuren zuletzt vor knapp acht Jahren restaurieren lassen. In diesem Jahr kann das Unternehmen wohl aber kein Geld mehr für die Skulpturen in die Hand nehmen: „Aktuell ist im Jahresplan 2018 kein Budget für eine Restaurierung vorgesehen. Allerdings werden wir im Sinne des öffentlichen Interesses für die neue Jahresplanung kalkulieren, in welchem Umfang eine Restaurierung notwendig ist und den genauen Kosten-Nutzen-Faktor abwägen“, so Czäczine weiter. „Derzeit ist es aber noch zu früh, eine finale Aussage zu treffen, da der Wirtschaftsplan für das kommende Jahr noch nicht erarbeitet ist. Natürlich haben wir aber ein Interesse daran, die Sumoringer auch weiterhin in einem ordentlichen Erscheinungsbild zu präsentieren.“

Das hört der Künstler gern. Karl-Heinz Richter jedenfalls steht für die Restaurierung bereit. „Ich könnte im September anfangen“, sagt er.