Görlitz
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"Der Bachchor wartet auf Entwarnung"

Abgesagte Konzerte und Gottesdienste machen den Kirchenmusikern zu schaffen. Der Görlitzer Kirchenmusikdirektor Reinhard Seeliger erzählt davon.

Von Ines Eifler
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Voriges Jahr führte Reinhard Seeliger mit dem Bachchor vor Ostern die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach in der Görlitzer Kreuzkirche auf. In diesem Jahr gab es kein Konzert in der Passionszeit.
Voriges Jahr führte Reinhard Seeliger mit dem Bachchor vor Ostern die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach in der Görlitzer Kreuzkirche auf. In diesem Jahr gab es kein Konzert in der Passionszeit. © nikolaischmidt.de

Herr Seeliger, eigentlich hätten Sie jetzt ein arbeitsreiches Wochenende vor sich mit vielen festlichen Gottesdiensten. Wie geht es Ihnen in Zeiten abgesagter Veranstaltungen?

Nicht sehr gut, zurzeit findet ja nichts mehr statt, keine Gottesdienste, keine Chorproben, keine Konzerte. Vergangenes Wochenende wollten wir eigentlich mit dem Bachchor in Stettin das Passionsoratorium "Das Sühnopfer des neuen Bundes" von Carl Loewe aufführen, aber das mussten wir genau wie das Görlitzer Konzert Ende März schon beizeiten absagen. Es war natürlich alles geplant, die Busse bestellt und die Hotelzimmer reserviert. Auch zu auswärtigen Konzerten in Bern, Konstanz, Prag und Basel bin ich als Organist eingeladen, ein Teil davon findet nun nicht statt.

Haben Sie sich trotzdem für diese Wochen etwas vorgenommen?

Am Karfreitag wird es einen Streaming-Gottesdienst mit der Generalsuperintendentin Theresa Rinecker aus der Golgatha-Kapelle am Heiligen Grab geben, außerdem mit einer Flötistin, einem Gesangsquartett und mir an der E-Orgel. Auch bereite ich mich schon auf die Konzerte im Sommer im Prager Veitsdom und in Basel vor, in der Hoffnung, dass sie nicht abgesagt werden. Für August ist eine Uraufführung im Bautzener Dom geplant, die ich gerade einstudiere. Und ich komme endlich einmal dazu, Noten zu sortieren und zu inventarisieren, dafür habe ich sonst nur wenig Zeit.

Wird die Reise nach Stettin nachgeholt, die Sie mit dem Bachchor geplant hatten?

Wir haben das Görlitzer Konzert des „Sühneopfers“ auf den 13. September verschoben und die Reise nach Stettin auf den 26. September. Wir hoffen einfach, dass dann Konzerte wieder möglich sind, irgendwann muss man ja wieder beginnen zu planen. Wir werden also im Herbst ein Passionswerk aufführen.

Das ist ungewöhnlich, außerhalb von Ostern.

Richtig, aber es geht allen so. Viele Chöre haben jetzt österliche Werke einstudiert, die sie auch gern aufführen möchten. Auf Ostern 2021 können wir Loewes Werk nicht verschieben, weil der Bachchor dann 100 Jahre alt wird. Nächstes Jahr wollen wir ausschließlich Werke von Bach aufführen.

Für Juli hatten Sie ein Konzert des Bachchors mit Haydns „Schöpfung“ geplant, fällt das auch aus?

Das muss ausfallen, weil wir jetzt beginnen müssten, dafür zu proben. Der Bachchor kann sich aber erst wieder treffen, wenn es Entwarnung gibt. Sobald es wieder möglich ist, bereiten wir uns auf Konzerte im Rahmen der Bachwoche und des 33. Schlesischen Musikfests im September und Oktober vor sowie auf unser Konzert am Buß- und Bettag mit Werken von Medek und Mozart.

Zurzeit wird die Sonnenorgel in der Peterskirche gereinigt und neu intoniert. Haben Sie das bewusst in diese Wochen ohne Gottesdienste verlegt?

Das ist Zufall, die Arbeiten an der Orgel waren schon lange geplant und sollen am 24. April abgeschlossen sein. Die Orgel ist trotzdem einsatzfähig mit den Registern, an denen gerade nicht gearbeitet wird. Vergangenen Sonntag habe ich gespielt für die Menschen, die am Vormittag die Peterskirche besuchten. Sie war offen zur Gottesdienstzeit. Sie ist ja so groß, dass man gut Abstand zueinander halten kann. Wann wir zum ersten Orgelpunkt nach Corona einladen können, werden wir sehen.

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