Von Nora Miethke, Teheran
Teheran. In letzter Sekunde haben sich die Iraner ihrer Gastfreundschaft besonnen. Als Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) am Sonnabend abflog von Dresden nach Teheran, stand kaum ein hochrangiger politischer Termin fest. Für den Sonntag waren eigentlich ein Besuch des Basars und der Rundblick vom Milad Tower, mit 435 Metern der sechsthöchste Fernsehturm der Welt, geplant. Den Blick von oben auf die Megastadt - in Teheran leben zwölf Millionen Menschen - konnte Dulig werfen, doch der Basarbummel musste ausfallen. Denn die 120 köpfige Wirtschaftsdelegation aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern erwartete bei ihrer Ankunft der „ganz große Bahnhof“.
Irans ehemaliger Verkehrs-und Transportminister Akbar Torkan, der heute persönlicher Berater von Präsident Rohani ist, schickte seinen Beraterstab, die Chefs der sieben Freihandelszonen und die Direktoren der Hafenverwaltung und der Luftfahrtverwaltung zur Begrüßung. Er selbst erschien persönlich zum Abendessen im besten Hotel Teherans, dem Espinas Resort, mit dem staatlichen Fernsehen im Schlepptau. Noch keine Länderdelegation habe so eine hochrangige Betreuung erfahren. Das werde sonst nur Delegationen der deutschen Bundesregierung zu teil, freuen sich die sächsischen Organisatoren. Ein guter Auftakt für die erste Markterkundungsreise.
Iran will in den kommenden fünf Jahren umgerechnet rund eine Billion US-Dollar in den Ausbau der Infrastruktur und die Modernisierung der Wirtschaft des Landes investieren. Dabei hoffen die Perser nach der Aufhebung eines Teils der Sanktionen auf hohe Direktinvestitionen aus Deutschland. Die Sachsen hoffen im Gegenzug auf Exportaufträge für ihre Maschinen - und Anlagenbauer. Martin Dulig kommt seiner Rolle als Türöffner bestens nach und verteidigt die Reise in den Iran, wo die Menschenrechte nach westlichem Verständnis nicht geachtet werden. „Der Wandel durch Annäherung hat schon einmal geholfen, den Kalten Krieg zu überwinden. Wirtschaftliche Zusammenarbeiten hilft dabei, aufeinander zu zu gehen“, sagte der Politiker am ersten Tag seiner Reise.