Von Sabine Dobel, München
Das Münchner Rathaus ohne Christian Ude – wie wird das aussehen? Nach gut 20 Jahren und vier Amtszeiten verabschiedet sich der bekannteste bayerische SPD-Politiker an diesem Mittwoch als Oberbürgermeister der Landeshauptstadt.
Seine Amtsführung brachte Ude zeitweise den Spitznamen „Bürger King“ ein. Ging es um eine Rede zu einem festlichen Anlass, stach der gelernte Jurist und Journalist nicht selten auch die Landesfürsten aus. Und auf dem Oktoberfest glänzte er bei der Eröffnung volksnah mit einem besonderen Talent: zwei Schläge, um das erste Fass Bier anzuzapfen – das schaffte vor ihm kein Oberbürgermeister.
Als Münchner OB war Ude zwei Jahrzehnte lang vom Erfolg verwöhnt. Seit 1993 regierte er unangefochten und holte zuletzt 66,8 Prozent. Zwei-Drittel-Mehrheiten kannte man sonst in Bayern nur von der CSU. Doch aus Altersgründen durfte Ude nun nicht mehr antreten. In München hat Ude zweifellos viel erreicht. Er mehrte Ansehen und Reichtum der Stadt und verringerte die Schulden. Die liegen laut Ude heute mit 967 Millionen Euro deutlich unter den 1,373 Milliarden, die bei seiner Übernahme von Georg Kronawitter auf der Stadt lasteten. Er widersetzte sich stets der Privatisierung wichtiger kommunaler Aufgaben. Auf der Haben-Seite verbucht Ude auch den Ausbau des Verkehrsnetzes, der Kinderbetreuung, des Kulturangebots und den Bau von 125 000 Wohnungen in seiner Amtszeit. Das ändert allerdings nichts daran, dass in München nach wie vor Wohnungen und Krippenplätze fehlen.
Doch Udes Bilanz ist keineswegs ungetrübt. Zum Karriereende musste er bei der Landtagswahl als Herausforderer von Ministerpräsident Seehofer eine herbe Niederlage verkraften. Das Wunder, auf das die Bayern-SPD gehofft hatte, hat er nicht vollbracht: das große Ziel eines historischen Machtwechsels im CSU-dominierten Freistaat. Und auch in München ging es nicht immer nach seinem Kopf, wie etwa bei der gescheiterten Olympia-Bewerbung. Auch der Bürgerentscheid von 2004, dass in München keine Hochhäuser über 100 Meter gebaut werden dürfen, war ein Rückschlag für Ude. Also keine schicke Skyline.
Jetzt ist Ude also mal weg. Im Ruhestand dürfte er wohl seine Hobbys stärker pflegen: Ude ist Autor und Kabarettist, und er hat mehr Zeit für Reisen auf seine Lieblingsinsel Mykonos. (dpa)