Von Annechristin Kleppisch
Ein besonders Ständchen zu ihrem 60. Geburtstag holte sich Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz am Sonnabend ab. Sie besuchte das Internationale Parlamentarische Fußballturnier im Jägerpark. Dort sangen 22 Abgeordnete aus dem Deutschen Bundestag und dem Schweizerischen Nationalrat „Happy Birthday“. Und kickten dann auf dem Rasen. Für die Abgeordneten ging es am Wochenende nicht um hitzige Rededuelle über Steuern und ein Tempolimit auf der Autobahn. Sie standen als FC Bundestag auf dem Rasen.
Seit mehr als 50 Jahren gibt es den FC Bundestag. 40 der insgesamt 620 Abgeordneten kicken in ihrer Freizeit. Sie tragen die Trikots der Nationalmannschaft. „Schließlich sind wir die einzig wahre Nationalmannschaft, denn wir wurden richtig gewählt“, sagt Heinz-Peter Haustein. Der 58-Jährige ist für die FDP im Bundestag und vertritt das Erzgebirge. Einmal in der Woche spielt er mit seinem Team gegen Unternehmen und Vereine für den guten Zweck. „Die Partei ist dabei vollkommen egal“, sagt er. „Beim Fußball geht es uns um den Spaß und natürlich um viele Tore.“
Er hat sich dafür eingesetzt, dass das Internationale Parlamentarierturnier nun in Dresden stattfand. Seit 41 Jahren treten die Abgeordneten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Finnland gegeneinander an. Jedes Jahr stellt ein anderes Land den Austragungsort. Der war noch nie in den neuen Bundesländern. Die 150 Gäste aus vier Ländern besichtigten die Altstadt und fuhren Dampfer. „Das ist eine super Werbung für die Stadt“, sagt er.
Als Austragungsort hatte der SC Borea den Jägerpark zur Verfügung gestellt. „Man sieht, dass in den Teams keiner untrainiert ist“, kommentiert Vizepräsidentin Jenny Linke. Das hat auch Klaus Schulz gemerkt. Der 59-Jährige stand als Schiedsrichter auf dem Rasen. „Die sind alle ehrgeizig, aber fair“, sagt er. Die Gelbe und Rote Karte hat er nicht gebraucht. „Geschenkt haben sich die Spieler trotzdem nichts.“
Damit meint er auch den Bundestagspräsidenten Norbert Lammert. Der 64-Jährige, der nach dem Bundespräsidenten das höchste Staatsamt in Deutschland innehat, ist einer der ältesten Spieler in der deutschen Mannschaft. Am Freitagabend war er nach Dresden gekommen. Da hatte das deutsche Team schon 2:1 gegen Österreich gewonnen und sich von Finnland mit einem Unentschieden getrennt. Im strömenden Regen.
Nun stand Norbert Lammert bei besserem Wetter gegen die Schweiz auf dem Rasen. Position Mittelfeld, rechts außen. Getroffen hat er nicht. Ohne Tore trennten sich die beiden Mannschaften. Das reichte der Schweiz für den Turniersieg. Und Deutschland für den zweiten Platz. Ganz ohne hitziges Rededuell.