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Der Burger ist der neue Döner

Vor allem in der Neustadt eröffnen immer mehr Burger-Restaurants. Der Trend kommt mit Verspätung.

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© Sven Ellger

Von Sarah Grundmann

Das Clubleben ist tot, es lebe die Systemgastronomie – und vor allem der Burger. Dresdens einstiger Partykönig Christian von Canal hat den Food-Trend erkannt und eröffnet an diesem Sonnabend die erste Dresdner Filiale der Kette Burgerheart an der Ecke Alaun-/Louisenstraße. Doch braucht die Neustadt wirklich noch ein Burger-Restaurant?

Dass die Konkurrenz im Umkreis nicht gerade klein ist, ist von Canal bewusst: „Ich gebe den Leuten nur, was sie wollen“, sagt er. Burger seien halt momentan in Dresden voll im Trend. Immer mehr Lokale haben in den vergangenen Jahren eröffnet. Aber auch über die Stadtgrenzen hinaus kommt das Fast-Food an. Deswegen eröffnet Burgerheart bis Ende 2017 zwölf weitere Filialen. Das Angebot ist in allen Städten gleich. Neben dem klassischen Cheese- und Hamburger stehen auch ausgefallenere Varianten sowie vegane und vegetarische Burger auf der Karte. Dass er sich mit diesem Angebot zu wenig von den anderen Lokalen abheben kann und dass die Preise mit mindestens 6,90 Euro im Vergleich zu teuer sein könnten, befürchtet der Hauseigentümer nicht. Schließlich gebe es in der Neustadt auch viele Italiener mit einem ähnlichen Angebot, die sich seit Jahren halten.

Die Burgerlandschaft explodiert

Dass Burger zurzeit angesagt sind, weiß auch Daniel Jentschke. Als er vor zehn Jahren das Devils Kitchen auf der Alaunstraße eröffnete, war es eines der ersten Burger-Restaurants in der Neustadt. In den vergangenen sechs bis sieben Jahren habe die Zahl enorm zugenommen, sagt der Gastronom. Seine Erklärung dafür, dass die Dichte gerade im Ausgehkiez hoch ist: „Die Neustadt ist ein Viertel, in dem neue Trends ausprobiert werden. Und Burger sind momentan voll im Trend“, sagt Jentschke. „Der Burger ist der neue Döner.“ Angst vor der wachsenden Konkurrenz hat er nur bedingt.

Man müsse sich abheben: „Da wir alle unsere Burger selber machen, ist das unser Alleinstellungsmerkmal“, sagt der Gastronom. Außerdem gibt es im Devils Kitchen eine große Auswahl an Fleischsorten. Auch Exotisches wie Strauß, Pferd, Wild und Känguru steht auf der Karte. „Und wir haben bereits seit zehn Jahren auch vegetarische und vegane Burger“, so Jentschke. Damals war das etwas ganz Neues.

Das hat in diesem Jahr auch Diana Helbig gemacht. Die Betreiberin des Burgermeisters gehört ebenfalls zu den Neustädter Burger-Pionieren. Seit sieben Jahren gibt es den Imbiss auf der Louisenstraße. Sechs Monate lang war es geschlossen. Im Inneren wurde umgebaut und auch die Karte hat einen neuen Anstrich bekommen. So gibt es nun auch Burger ohne Brot für den figurbewussten Esser, der auf Kohlenhydrate verzichten möchte. Die Chefin persönlich greift in der Mittagspause zu dieser Variante, damit sie trotz aller Versuchungen nicht aus der Form gerät.

Das Brot wiederum ist das Alleinstellungsmerkmal von Kings Bread. Das hat der ehemalige Bacchus-Koch Stefan Flügge erst vor drei Monaten eröffnet – ebenfalls auf der Louisenstraße, nur einen Steinwurf vom Burgermeister entfernt. Da er sein Lokal nicht als klassischen Burger-Laden versteht, hatte er keine Angst vor zu großer Konkurrenz. Bei Flügge landet der Belag zwischen einer Mischung aus Brötchen, Laugengebäck und Blätterteig – ein Merkmal, das ihn von den vielen anderen Restaurants in der Umgebung unterscheidet. Dass der Burger ein deutschlandweiter Trend ist, bezweifelt der erfahrene Gastronom. „Ich glaube, woanders gibt es schon genügend solcher Restaurants“, sagt er. „Leider kommen die Trends in Dresden immer erst etwas später an. Deswegen erscheint es uns wahrscheinlich so, als würde die Burgerlandschaft in den vergangenen Jahren explodieren.“

Jemand, der sich darüber freut, ist Chris Kloss. Der Wahl-Dresdner organisiert eine Gemeinschaft, die sich Blog‘n‘Burger nennt. Die Idee dazu stammt aus Berlin, mittlerweile gibt es die Gruppierung in elf deutschen Städten sowie in Wien und Taipeh. Kloss trommelt seit zwei Jahren regelmäßig alle Blog-interessierten Burger-Liebhaber in verschiedenen Restaurants zusammen. Dort werden Themen rund ums Internet, kreatives Schreiben und natürlich den Geschmack der Burger besprochen. Das Ergebnis landet im sozialen Netzwerk, auf Facebook und Twitter. Der Burger-Fan ist gespannt auf das neue Angebot.

„Ich habe eigentlich alle Dresdner Lokale schon durch“, sagt er und lacht. Dafür, dass sich das Angebot gerade in der Neustadt so ballt, hat Kloss seine eigene Erklärung: „Das passt gut zu der Barvielfalt im Viertel.“ Seiner Meinung nach sind es nicht unbedingt die Neustädter, sondern auch die Besucher, die zum beliebten Fast-Food greifen. „Wenn man etwas trinken geht, braucht man eine gute Grundlage. Da ist fettiges Essen prädestiniert.“

Aber auch auf der anderen Elbseite ist der Trend schon seit einer Weile angekommen. So haben in der Altstadt im vergangenen Jahr zunächst die Burgerei und anschließend die Systemgastronomie-Kette Hans im Glück eröffnet. „Das ist immer noch ein himmelweiter Unterschied zu großen Fast-Food-Ketten wie McDonalds oder Burger King. An deren Produkten haben die meisten den Geschmack verloren“, meint der Blogger. Zu behaupten, dass der Burger der neue Döner ist, so weit geht er nicht. „Das dauert sicher noch. Aber wir sind auf einem guten Weg.“