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Der Damm im Pöbeltal steht

Jetzt wird bei dem Schmiedeberger Projekt noch die Steuerungstechnik eingebaut. Der Hochwasserschutz wird aber erst in einem Jahr greifen.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Schmiedeberg. Bald nach dem Augusthochwasser 2002 wurde das Projekt ins Auge gefasst, an der Roten Weißeritz drei Hochwasserschutzdämme zu errichten: am Pöbelbach, am Langen-Grund-Bach und direkt an der Weißeritz bei Waldbärenburg. Ein besserer Schutz für Schmiedeberg, Dippoldiswalde, aber auch Freital und Dresden soll damit erreicht werden.

Hier wird noch eine Asphaltstraße gebaut, dann können Autos durch den Damm fahren.
Hier wird noch eine Asphaltstraße gebaut, dann können Autos durch den Damm fahren. © Egbert Kamprath
Auf dem Damm ist das Fundament betoniert für das Betriebsgebäude, in dem die Technik untergebracht wird.
Auf dem Damm ist das Fundament betoniert für das Betriebsgebäude, in dem die Technik untergebracht wird. © Egbert Kamprath
Der Hochwasserüberlauf nimmt das Wasser auf, wenn das Rückhaltebecken nichts mehr fassen kann.
Der Hochwasserüberlauf nimmt das Wasser auf, wenn das Rückhaltebecken nichts mehr fassen kann. © Egbert Kamprath

Die Pläne für den Langen Grund wurden schnell wieder beiseitegelegt. Sie versprachen nicht genügend Wirkung. Das Vorhaben bei Waldbärenburg liegt derzeit zur Genehmigung bei der Landesdirektion, die für die Planfeststellung zuständig ist. Wann hier gebaut wird, ist momentan noch offen.

Der Dammbau im Pöbeltal steht aber kurz vor der Vollendung. Ende Oktober 2019 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Danach könnten hier die Staumeister bei einer drohendenden Flut die Durchlässe schließen und 1,2 Millionen Kubikmeter Wasser aufhalten. Thoralf Hinz, der bei der Landestalsperrenverwaltung für das Projekt verantwortlich ist, gibt einen Überblick über den Stand der Arbeiten.

Die Arbeiten 2018: Der Damm wurde aufgeschüttet

Bis zum Abschluss der Bauarbeiten hat die Firma Jaeger aus Bernburg noch eine Menge Arbeit auf der Baustelle zu erledigen. Jaeger ist Generalauftragsnehmer für den Bau im Pöbeltal. Diesen Sommer haben die Bauleute den eigentlichen Damm aufgeschüttet. Dafür haben sie einen halben Kilometer oberhalb des Damms an der Seite des Pöbeltals einen Steinbruch eingerichtet. Dort wurde das Gestein herausgesprengt und mit einem Brecher auf die benötigte Größe von maximal 20 Zentimetern Durchmesser zerkleinert. Im Ringverkehr sind die sogenannten Dumper – große Baustellenkipper – gefahren, die gar nicht auf öffentlichen Straßen rollen dürfen. Die Bauleute haben dafür im Pöbeltal eine eigene Baustraße angelegt. Darauf rollten die vollen Transporter vom Steinbruch zur Baustelle, auf der eigentlichen Pöbeltalstraße, die derzeit gesperrt ist, fuhren sie leer wieder zurück. Nun hat der Damm die vorgesehene Höhe von 28 Metern über der Talsohle erreicht.

Zugleich haben die Bauleute den Hochwasserüberlauf gebaut. Der wird dann benötigt, wenn das komplette Rückhaltebecken gefüllt ist. Denn das Wasser darf nie unkontrolliert über die Dammkrone laufen. Es würde dann den Damm ausspülen und der könnte brechen, so wie es 2002 in Glashütte passiert ist.

Oben ist ein Einlauf, wo das Wasser dann hinströmt und über eine Rinne nach unten in den Pöbelbach geleitet wird. An der Rinne arbeiten die Bauleute noch. „Damit sind dann für dieses Jahr die Stahlbetonarbeiten abgeschlossen“, informierte Thoralf Hinz. Unten ist ein Tosbecken bereits fertiggestellt. Dort verwirbelt das Wasser und verliert so seine gefährliche Kraft.

Was 2019 läuft: Die Technik für die Steuerung wird eingebaut

Die Besonderheit des Pöbeltaldamms ist der Durchlass für die Autos. Der wird im Ernstfall mit einer 45-Tonnen-Stahlplatte versperrt. Fachleute sprechen von einem Schütz. Um diesen Brocken sanft abzusenken und danach wieder anzuheben, ist spezielle Antriebstechnik erforderlich. Ebenso wie verschiedene Sensoren und Überwachungsanlagen den Zustand des Damms und auch die Wasserstände immer unter Kontrolle halten werden. Die dafür erforderliche Mess-, Steuerungs- und Regeltechnik samt Verkabelung wird im kommenden Jahr verlegt und eingebaut. Auf dem Damm, genau über den Durchlässen wird noch ein Betriebsgebäude errichtet, das die Anlagen vor Wind und Wetter schützt.

Es wird eine komplexe technische Anlage. „Die müssen wir auch sichern“, sagt Hinz. Deswegen wird der Damm im Pöbeltal anders als andere Stauanlagen nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sein und mit einem Zaun abgesperrt. Wanderer können an der Seite am Damm vorbeigehen, ihn aber nicht überqueren.

Seitlich werden zwar Wege hoch auf die Dammkrone angelegt. Doch die sind nur für Fahrzeuge gedacht, die bei Wartungs- und Reparaturarbeiten an den technischen Anlagen eingesetzt sind. Selbst ein Autokran kann hier hochfahren.

Der Abschluss 2020: Probestau ist im Frühjahr geplant

Im Oktober nächsten Jahres sollen planmäßig alle Arbeiten am Damm abgeschlossen sein. Dann folgen noch die Abnahmen und ein Probestau. Das offizielle Bauende ist also im Jahr 2020 zu erwarten. Für einen Probestau hoffen die Verantwortlichen der Talsperrenverwaltung immer auf die Schneeschmelze. „Wenn wir aber vorher schon im Winter ein Hochwasser bekommen, werden wir natürlich die Durchlässe auch schließen und mit dem Aufstau beginnen“, sagt Hinz. Das wäre dann außerplanmäßig auch ein Probestau. Und die Anwohner unterhalb an Pöbelbach und Weißeritz würden es danken, wenn die Gefahren durch das Wasser verringert würden.

Insgesamt kostet das Vorhaben im Pöbeltal rund 50 Millionen Euro. Im Ernstfall hat es zwei positive Wirkungen. Erstens kann es über eine Million Kubikmeter Wasser zurückhalten. Das ist ein Drittel der Wassermenge, die derzeit in der Talsperre Malter steht. Zweitens bringt es einen Zeitgewinn. Selbst dann, wenn mehr Wasser kommt als das Rückhaltebecken aufnehmen kann, dauert es einige Stunden, bis das Becken überläuft. In dieser Zeit haben die Anwohner des Pöbelbachs und der Weißeritz die Möglichkeit, sich selbst und ihren Besitz in Sicherheit zu bringen.