Dippoldiswalde. Ob die Dippser in 300 Jahren das Motiv wieder zum Stadtjubiläum in ihren Umzug aufnehmen? Als Gast zum großen Festumzug ist Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) am Sonntag nach Dippoldiswalde gekommen. Dort sah er auch das Bild, das an den Besuch von Kurfürst August vor über 30 Jahren erinnerte. Ein Besuch des sächsischen Herrschers war schon damals etwas Besonderes. Das gilt für das ganze vergangene Wochenende in Dippoldiswalde. In einem Festreigen an vielen verschiedenen Veranstaltungsorten feierten die Dippser ihr Stadtjubiläum „800 Jahre Dippoldiswalde“ mit Tausenden von Besuchern und ebenfalls einer vierstelligen Zahl von Helfern und Teilnehmern an Marktständen, auf Parkplätzen, bei Umzugsbildern, Bühnenauftritten und der Versorgung. (SZ/fh)
Dipps feiert sich
Von Pauken und Trompeten
Aus Bösel, Dippoldiswaldes niedersächsischer Partnergemeinde, ist eine Abordnung mit rund 200 Besuchern zum Dippoldiswalder Stadtfest gekommen. Vier Busse, mehrere Wohnmobile und Privatautos haben sich auf den Weg gemacht, wie Bürgermeister Hermann Block informierte. Sie waren knapp acht Stunden unterwegs. Die Verbindung zu Dippoldiswalde entstand kurz nach der Wende und hält nun schon 28 Jahre!
Zur Delegation gehörte auch das Niedersachsen Sound Orchester, das die Festteilnehmer mit spritziger Blasmusik beschenkte und einer Gabe von 500 Euro für ein Spielgerät auf Böhms Wiese. Das Orchester ist Weltklasse und begeistert immer wieder die Dippser. Aber auch für die Musiker ist jeder Auftritt hier im Osterzgebirge ein Highlight, wie Dirigent Heinrich Lübben sagte. „Es ist immer wieder toll.“ Das Orchester – übrigens alles Amateure – pflegt eine enge Beziehung zu den Schmiedeberger Musikanten, wovon die Festbesucher auch eine Kostprobe zu hören bekamen.
Das Sicherheitskonzept für das Jubiläumsfest musste ganz neuen und schärferen Regeln folgen als bei anderen Festen in früheren Jahren. Das hat den Veranstaltern im Vorfeld viel Arbeit gemacht. Es war aber auch für die Besucher erkennbar. So waren an beiden Ecken des Marktplatzes große grüne Banner angebracht mit der Aufschrift „Exit“, die auf die Fluchtwege hingewiesen haben.
Das Wetter hat es mit den Dippsern zu ihrem Fest doch noch gut gemeint. Zum Auftakt am Freitag regnete es zwar, aber das Gewitter vertrieb die schwüle Luft. Und am Sonnabend und Sonntag blieb es trocken bei angenehmen Temperaturen, nicht zu heiß und nicht zu kalt.
Der Umzug zum Stadtjubiläum hat die ursprünglichen Erwartungen weit übertroffen. Waren erst 40 Bilder geplant, sind es am Ende rund 60 geworden, für die sich rund 800 Teilnehmer engagiert haben.
Die Einführungsbilder zu den einzelnen Umzugsbildern wurden von Angelika Hillig und ihrer Mal-Arbeitsgemeinschaft gestaltet. Wer beim Umzug nicht genug Muße hatte, sie genau zu betrachten, hat noch reichlich Gelegenheit dazu. Sie werden in einer Ausstellung im Sportpark gezeigt.
Altbürgermeister Ralf Kerndt war extra zum Stadtfest angereist, um seinen Dippsern zum 800-Jährigen zu gratulieren und mit ihnen zu feiern. Die Liebe hat ihn nach Pausa bei Plauen verschlagen. „Das ist die Stadt am Mittelpunkt der Erde“, erzählte er. „Ich hatte damals meine Frau im Internet kennengelernt“, verriet er und machte einen glücklichen, zufriedenen Eindruck. Langweilig sei ihm auch nicht. Er engagiere sich in seiner neuen Heimat zum Beispiel im Fußballverein und für Senioren.
Andrea Dombois, die CDU-Landtagsabgeordnete aus Paulsdorf, war total begeistert von der Feststimmung. „Das ist wie eine große Familie“, sagte sie. „Alle haben mitgemacht, die Einwohner haben sich so viel einfallen lassen.“ Vor allem zollte sie dem Veranstalter, dem Verein Kulturraum- und Brauchtumspflege, Lob und Respekt für das besondere Engagement. (SZ/fh/ks)