Von Yvonne Popp
Freital. Der Bolide von Franzi Heyne ist nicht zu übersehen. Die 24-Jährige sitzt in einem großen, knallbunten Drachenkopf, der ursprünglich einmal für eine Faschingsveranstaltung angefertigt worden ist. Vier Wochen haben Freunde und Familie getüftelt, gebaut und geschraubt, bis der schmucke Drache mit dem stechenden Blick endlich pistentauglich war. Auf die Jagd nach Bestzeiten will Franzi damit aber nicht gehen. „Mir ist es wichtig, ins Ziel zu kommen“, sagt sie und macht sich auf den Weg nach unten.
Buntes Teilnehmerfeld
Rund 70 begeisterte Hobbyrennfahrer sind am Wochenende in Kleinnaundorf zu den 19. Internationalen Sachsenmeisterschaften im Seifenkistenrennen angetreten. Mit welchem Enthusiasmus die Teilnehmer ihrem Hobby nachgehen, konnte man, wie bei Franzi Heynes Gefährt, an der Gestaltung der fahrbaren Untersätze erkennen. Von aufgemotzten Bobbycars über nachgebaute Formel-1-Rennwagen bis hin zu gummibereiften Almhütten war alles vertreten, was Fantasie und Geldbeutel hergaben. Sogar ein fliegender Teppich flatterte recht flott über den Asphalt.
Anspruchsvoll in ganz Europa
Dass es gar nicht so einfach ist, die 800 Meter lange Strecke bis ins Ziel unfallfrei zu meistern, musste Franzi Heyne vor drei Jahren gleich bei ihrem ersten Rennen feststellen. Das Fahrgestell ihrer Seifenkiste – damals eine Feuerwehr – war den Ansprüchen der abschüssigen Strecke nicht gewachsen. Der Rahmen war nicht stabil genug und brach mitten auf der Strecke durch. „Das lag an den vielen Bodenwellen“, erklärt Franzi. „Wir hatten einfach unterschätzt, wie stark die sich auf das Fahrgestell auswirken.“
Generell gilt die Kleinnaundorfer Rennstrecke unter Seifenkistenfahrern in ganz Europa als anspruchsvoll. Bei einem Gefälle von fünf Prozent sind gleich auf dem ersten Streckenabschnitt drei 90-Grad-Kurven zu meistern. Dabei darf man sein Gefährt aber nicht zu stark bremsen, denn man braucht die Geschwindigkeit aus der Abfahrt, um im Ort eine kleine Anhöhe überwinden zu können, bevor es dann auf der Zielgeraden noch einmal bergab geht.
Die Kleinen üben im Bobbycar
Anders als in der Formel 1 herrscht beim Seifenkistenrennen, was Streckenwahl und Technik angeht, keine Geheimniskrämerei. Alle Teilnehmer tauschen sich rege aus, geben Tipps und holen sich Anregungen. Dabei wird auch viel gelacht, denn bei allem sportlichen Ehrgeiz steht der Spaß beim Seifenkistenrennen im Vordergrund. Dazu passte auch das Rahmenprogramm am Wochenende, welches den Zuschauern entlang der Strecke geboten wurde. Neben Fahrerparade, Fackelumzug und den Veranstaltungen im Festzelt gab es auch für die Kleinsten jede Menge zu erleben. Sie konnten sich beim Kinderfest austoben oder ihre Kräfte beim Bobbycar-Rennen messen.
Am Ende des aufregenden Rennwochenendes holte sich Lokalmatador Thomas Käfer den Sachsentitel. Der Ortsvorsteher von Kleinnaundorf siegte ganz knapp vor dem Tschechen Jiri Janovsky in der Kategorie „Einsitzer Speed“. Und Franzi Heine? Sie konnte ihre eigene Zielvorgabe mehr als erfüllen. Ihr Drache überstand alle vier Wertungsläufe unbeschadet. Von den schnellsten Zeiten war sie zwar weit entfernt, dafür bekam sie den zweiten Preis für das gelungenste Design.