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Der erste Profisieg

Radprofi Nils Politt gewinnt das Finale der Deutschland-Tour und die Wette mit seiner Freundin.

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© dpa

Von Christoph Sicars

Nils Politt hat seine Freundin eines Besseren belehrt. „Sie hat gesagt, dass ich dieses Jahr kein Rennen mehr gewinne. Daraus ist eine Wette entstanden. Die habe ich hiermit gewonnen“, sagte der Radprofi und zeigte sein schönstes Zahnpastalächeln. Kurz zuvor hatte der 24-jährige Kölner auf der vierten und letzten Etappe der Deutschland-Tour am Sonntag in Stuttgart seinen ersten Profisieg eingefahren.

Im Sprint nach 207,5 Kilometern vom südhessischen Lorsch in die baden-württembergische Landeshauptstadt konnte Politt sich im Sprint gegen Matej Mohoric behaupten. Der Slowene verteidigte damit sein Rotes Trikot und feierte eine Woche nach seinem Gesamtsieg bei der BinckBank-Tour seinen zweiten Rundfahrterfolg. „Meine Teamleitung hat mir über Funk gesagt, ich solle im Finale die Ruhe bewahren. Das habe ich getan, und es hat geklappt. Natürlich bin ich nach meinem ersten Profisieg superglücklich“, sagte Politt, der in der Endabrechnung der Deutschland-Tour den zweiten Platz belegte.

Schachmann hadert mit Dumoulin

„Ich bin glücklich und brauche jetzt erst mal etwas Urlaub“, sagte Mohoric, der sechs Sekunden vor Politt lag. Auf den dritten Rang kam mit weiteren sechs Sekunden Rückstand Maximilian Schachmann. Der Berliner, Sieger des zweiten Teilstücks in Bonn, hatte im packenden Finale in Stuttgart mit aller Macht versucht, Mohoric durch eine Attacke auf der Schlussrunde zu distanzieren und ihm den Gesamtsieg noch zu entreißen. Doch besonders der Niederländer Tom Dumoulin verweigerte die Schützenhilfe und leistete kaum Führungsarbeit. „Dadurch hat er seine Siegchancen begraben. Ich habe getan, was ich konnte und probiert, das Rennen am Berg schwer zu machen. Ich kann mir keine Vorwürfe machen“, sagte Schachmann. Politt polierte die bis dato magere Bilanz seines Katusha-Alpecin-Teams auf. „Wir haben seit März kein Straßenrennen mehr gewonnen. Das ist natürlich nicht das, was wir uns vorgestellt hatten“, sagte Politt, der am Sonnabend in Merzig hinter Mohoric nur knapp am Sieg vorbeigesprintet war.

Tour-de-France-Sieger Geraint Thomas beendete die Rundfahrt mit 7:14 Minuten Rückstand auf Mohoric als 41. „Ich hatte viel Spaß. Für mich war es toll, ins Renngeschehen zurückzukehren“, sagte der Brite, der das Rennen auch als Test für die Tour of Britain Anfang September nutzte. Nicht mehr zur Schlussetappe angetreten war dagegen André Greipel. Der 36-jährige Rostocker musste aufgrund einer Halsentzündung passen. Bereits nach der 1. Etappe am Donnerstag hatte Politts Teamkollege Marcel Kittel das Rennen verlassen und damit seine verkorkste Saison fortgesetzt.

Zufrieden mit der ersten der Deutschland-Tour nach 2008 zeigten sich die Veranstalter-Organisation Aso und der Bund Deutscher Radfahrer. „Wir können eine absolut positive Bilanz ziehen. Das Zuschauerinteresse war da. Das war für uns das Ungewisse“, sagte Deutschland-Tour-Chef Claude Rach. „Es ist oberhalb der Erwartungen“, sagte BDR-Präsident Rudolf Scharping. Auch die Schlussetappe in Stuttgart lockte Zehntausende Zuschauer in die Landeshauptstadt und sorgte für Tour-de-France-Feeling in Baden-Württemberg.