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Der erste Werksbus fährt nach Seifersbach

Für rund 100 AL-KO-Mitarbeiter wird der Arbeitsweg bald 20 Kilometer länger. Am Montag beginnt der schrittweise Umzug.

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© Lutz Weidler

Von Elke Görlitz

Werksbusse gab es in Hartha wohl seit dem Niedergang der einstigen volkseigenen Betriebe nicht. Am Sonnabend fuhr wieder einer – einmal nach Seifersbach und zurück. In den 20 Kilometer entfernten Ortsteil der Gemeinde Rossau verlagert die AL-KO Dämpfungstechnik GmbH Hartha ihren Firmensitz. Das war notwendig geworden, nachdem die AL-KO Kober Group sich letztes Jahr von der defizitären Sparte Anhängevorrichtungen trennte. Der Käufer, der australisch-amerikanische Mischkonzern TriMas, will das Objekt in Hartha vollständig nutzen.

Der Umzug ist auch für Uwe Gebhardt, seit der Ausbildung beim Stoßdämpfwerk später bei AL-KO, eine große Umstellung: „Weil man 33 Jahre zur Arbeit laufen konnte.“ So wie ihm geht es vielen Mitarbeitern. Etliche haben nicht mal einen Führerschein. Unter anderem deshalb setzte sich der Betriebsrat dafür ein, dass ein Werksbus nach Seifersbach fährt. Und auch ein zusätzlicher Tag Urlaub und eine finanzielle Zuwendung sind ausgehandelt worden.

Einige Mitarbeiter sahen den neuen Firmensitz am Sonnabend dann auch zum ersten Mal. „Schön hell und freundlich“, so ihr erster Eindruck. „Und mitten im Grünen.“ Beim Gang durch das neue Verwaltungsgebäude war Fantasie gefragt. Wände, die noch umgestellt werden müssen, Kabelstränge, die aus Boden und Wänden ragen – der neue Firmensitz ist noch Baustelle. „Das für eine Fertigteilhausfirma gebaute Gebäude ist aufgrund seiner Holzständerkonstruktion aber leicht auf unsere Bedürfnisse umzubauen“, so Geschäftsführer Gerhard Rank beim Rundgang. Komplett neue Datenleitungen werden in Büros und Konferenzräumen installiert, so dass Kommunikation intern wie extern nach dem neuesten Stand der Technik möglich ist. Zweifelsohne eine Verbesserung. Manche sahen beim Rundgang auch, dass sie nun größere Büros bekommen werden und registrierten zufrieden: „Mehr Platz.“. Einen Nachteil hat Seifersbach für die AL-KO-Verwaltung aber auch: Die großzügig mit Glas ausgestattete Fassade wird viel Sonne hereinlassen, eine Klimaanlage wie in Hartha gibt es aber nicht.

Die größten Veränderungen sind im Untergeschoss vorgesehen. Dort entsteht eine neue Küche mit Kantine, die 70 Personen Platz bieten soll. „Bei der Versorgung sollen die Mitarbeiter nicht schlechter gestellt werden“, so Gerhard Rank. Sanitärräume sind zudem im Untergeschoss des Verwaltungsgebäudes untergebracht. Mancher der Mitarbeiter zweifelte jedoch, ob die Zahl der Duschen genügen werde.

Gleich nebenan in der 100 mal 25 Meter großen Produktionshalle mit nagelneuer Kranbahn war das Staunen größer. Neuer heller Fußboden im Gegensatz zum alten in Hartha, großzügige Fenster und Oberlichter. Einbauten für Werkzeug- und Musterbau sowie Instandhaltung sind schon beinahe fertig, nun kommt der Aufbau der Produktionslinien an die Reihe. Die Arbeitsvorbereiter Winnie Klees und Lutz Metzig erklärten, dass aufgrund der geringeren Platzverhältnisse technologische Abläufe verändert werden. „Wir müssen dahin kommen, just in time, also Aufträge aktuell abzuarbeiten, weil nicht so viel Lagerkapazität vorhanden ist. Aber keine Angst, dass Umstellen erfolgt schrittweise“, so Klees. Das geringere Platzangebot wird auch zur logistischen Herausforderung, denn Kolbenstangenfertigung und Lackierung bleiben vorerst in Hartha, Teile müssen zwischen beiden Standorten transportiert werden. Die Mitarbeiter interessierte vor allem, ob die Halle im Winter genug geheizt und im Sommer gelüftet werden kann.

Etwa 1 Million Euro kostet der Umzug laut Rank. Unter anderem gehören dazu auch ein Trafohaus und die Optimierung der Stromversorgung, weil in Seifersbach nicht genug Leistung anliegt. Und auch eine Werkserweiterung stellt Rank in Aussicht. Platz dafür ist genug in Seifersbach, wo in den nächsten drei Jahren zwei neue Hallen entstehen sollen – ausreichend Kapazität für die gesamte Produktion.

Trotz des nun längeren Arbeitswegs – die Stimmung ist noch verhalten optimistisch. Doch am Ende des Rundgangs stoßen einige sogar mit Sekt an – der Anfang ist gemacht.