Von Holger Gutte
Ruhig ist es in diesem Jahr im Hainewalder Schloss nicht gerade gewesen. Auch wenn kaum Baufirmen im Gebäudeensemble zu sehen waren. Vor allem kulturell wurde den Besuchern einiges geboten. Aber was ist sonst im barocken „Sanssouci der Oberlausitz“ passiert? Die SZ sprach mit dem Vorsitzenden des Fördervereins zur Erhaltung des Kanitz-Kyaw’schen Schlosses in Hainewalde, Jan Zimmermann.



Herr Zimmermann, am 5. November ruft der Schlossverein wieder zu einem Arbeitseinsatz im Schloss auf. Es ist einer von vielen in diesem Jahr. Was ist bisher alles geworden?
Wir haben noch reichlich Arbeit. Aber fangen wir dabei mal mit dem Negativen an. Wir müssen in diesem Jahr im Schlossgarten noch eine paar große Bäume fällen. Mindestens eine Blutbuche und eine Fichte – vielleicht aber auch zwei Blutbuchen. Die Blutbuchen sind vom Riesenporling befallen. Diese Pilzart zerstört die Wurzeln und lässt dann die Bäume langsam absterben. Und so wie der eine Baum aussieht, ist das bei ihm schon weit fortgeschritten. Dadurch besteht nun Unfallgefahr. Der Baum könnte selbst ohne Sturm einfach umkippen. Deswegen müssen wir handeln. Auch wenn das vielleicht einige sehr bedauern werden. Ansonsten haben wir in diesem Jahr vor allem viel für die Parkpflege und -gestaltung gemacht. Neben der ständigen Pflege des Gartens ist gerade bei den historischen Parkelementen noch viel zu tun.
Was meinen Sie mit historischen Elementen?
Wir haben jetzt die Treppe der einstigen mittleren Orangerie – drei gab es am Hainewalder Schloss mal – wieder ausgegraben. Sie war verschüttet und zugewuchert. Hier kann man nun auch gut den Grundriss des früheren Gebäudes sehen. Schöne Sandsteinelemente liegen nun wieder frei. Die alte Mauer neben der Treppe soll ebenso noch komplett freigelegt werden. Auch beim Kutscherhaus haben wir Ablagerungen abgetragen. Wir haben in den Parkanlagen überhaupt viel Wildwuchs entfernt. Aber man sieht auch, was dabei alles geworden ist. Man kann eigentlich zu jeder Jahreszeit den Schlossgarten betreten – er ist immer gepflegt. Ein Blickfang ist dabei natürlich auch immer das schön gestaltete Blumen-Rondell.
Große Bauarbeiten für die Notsicherung des Hainewalder Schlosses gab es in diesem Jahr aber nicht – oder?
Nein. Das ist in Absprache mit der Gemeinde Großschönau als Eigentümer in diesem Jahr aber auch nicht vorgesehen gewesen.
Dennoch ist aber kürzlich bei der Vorstandssitzung des Schlossvereins von einem erfolgreichen Jahr gesprochen worden?
Ja, das ist es auch. Unser Hauptaugenmerk lag in diesem Jahr bewusst auf Veranstaltungen. Und die sind im Schloss außerordentlich erfolgreich gewesen. Wir hatten großartige Einnahmen, die wir nun für das weitere Baugeschehen verwenden können. Bei fast allen Veranstaltungen konnten wir uns 2016 über steigende Besucherzahlen gegenüber den Vorjahren freuen. Der grüne Saal war teilweise – so wie zuletzt beim Mandau-Jazz – überfüllt. Wegen des zu erwartenden Besucherandrangs fand deshalb auch das Live-Konzert mit Mardi Gras aus München extra in der Hainewalder Kirche statt und ist ebenfalls sehr gut besucht gewesen. Auch wegen vieler Sponsoren und Spenden ist das Jahr 2016 sehr erfolgreich für uns gewesen. Dank eines Sponsors ist es im nächsten Jahr möglich, als Textildruck Kopien in Originalgröße von allen 20 bisher entdeckten Ahnenbildern im Rittersaal auszustellen. Und dann haben wir noch seit dem 1. Oktober 2016 erstmals einen jugendlichen Helfer, der ein freiwilliges ökologisches Jahr im Schloss absolviert und von unserem Verein betreut wird.
Was macht er?
Er unterstützt uns beispielsweise bei Park- und anderen Pflegearbeiten. Zudem macht er eine kleine Kartierung über den Baum- und sonstigen Gehölzbestand im Schlossgelände und sammelt Kenntnisse über die Parkhistorie.
Was ist für das Schloss im nächsten Jahr noch vorgesehen?
Der Windfang des historischen Nordportals kann mit Hilfe eines Sponsors aufgearbeitet werden. Von weitaus größerem Umfang ist aber natürlich die weitere Notsicherung des Schlosses. Unter der Federführung der Gemeinde Großschönau laufen hierfür die vorbereitenden Gespräche für den zweiten Bauabschnitt. Zu diesem gehört auch das Wiederaufsetzen der restaurierten Turmhaube. Thema ist dabei außerdem die Sicherung des Nordanbaues mit dem architektonisch wertvollen Nordportal. Das Wellblechdach ist hier durchgerostet. Wenn die Fördermittel für diese Arbeiten bewilligt würden, hätten wir als Verein durch die Spenden und den Einnahmen bei Veranstaltungen die nötigen Eigenmittel schon zusammen.
Die nächsten öffentlichen Arbeitseinsätze im Hainewalder Schloss sind am 5. und 26.November sowie am 3.Dezember – jeweils ab 9 Uhr. Helfende Hände sind hier sehr willkommen.