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Der Herr der Düfte

Der Parfümeur Uwe Herrich hat einen Beruf, den es gar nicht mehr gibt. Seiner Leidenschaft tut das keinen Abbruch.

Von Annett Kschieschan
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Uwe Herrich übersetzt Erinnerungen und Emotionen seiner Kunden in Düfte
Uwe Herrich übersetzt Erinnerungen und Emotionen seiner Kunden in Düfte © privat/PR

Dresden. Der Weg ins Reich der Düfte ist stufenlos. Eine holzgefasste Tür, ein kleines Ladengeschäft in Dresden-Cotta. Auf den ersten Blick alltäglich, auf den zweiten wundersam, auf den dritten faszinierend. Das Auge muss sich entscheiden und kann es nicht. Da ist die bauchige Flasche mit Rosenblättern, der hohe Glasbehälter, gefüllt mit Amalfi-Zitronen, das Regel mit zig Gläsern mit für Unkundige kaum definierbaren Inhalten. Holz? Stein? Früchte? Und dann die Gerätschaften, die ein bisschen nach Technik und noch viel mehr nach Kunst aussehen und die auch gut und gern in einem Museum stehen könnten.

Der Mann inmitten der unzähligen Utensilien ist alles andere als museal. Uwe Herrich, Ende 50, weit gereist und eloquent, ein bisschen Forscher, ein bisschen Handwerker, und ganz viel Künstler. Er ist Parfümeur, ein Beruf, den es heute so praktisch nicht mehr gibt. Weshalb Uwe Herrich international so gefragt ist, dass er die Internetseite seines Geschäftes inzwischen stillgelegt hat. Zu viele Anfragen. Was nicht verwundert, wenn man erfährt, dass der Dresdner allein 65 Düfte für das Fürstentum Liechtenstein entwickelt hat. Mehrere europäische Königshäuser haben schon bei ihm bestellt. Bei den Details bleibt Uwe Herrich diskret, wie das so ist mit so prominenter Kundschaft. Wie die alle auf die kleine Parfümerie im Dresdner Westen gekommen sind - noch dazu ohne Werbung im Netz? „Nun ja, so etwas spricht sich herum. Auf den Empfängen, auf denen zum Beispiel die Düfte für das Fürstentum Liechtenstein vorgestellt wurden, sind natürlich auch immer viele Gäste aus anderen Königshäusern oder von großen Unternehmen“, erzählt Uwe Herrich.

Faible für den Duft

Viele seiner Kunden kommen aus der Wirtschaft. Und der Laie staunt, welche Gerüche so mancher gern in einem Flakon hätte. Holz, Teer, Metall – je nachdem, was die Betriebe herstellen und verkaufen wollen. Kein Problem für Uwe Herrich. „Man kann aus allem einen Duft machen“, sagt der Parfümeur und lächelt. Nur brauche man eben dieses spezielle Faible für Duftnoten und die Fähigkeit, zu erspüren, was womit harmoniert. Das könne man letztlich nicht lernen, man hat es oder man hat es nicht. Uwe Herrich, ausgebildeter Drogist, hat es - und braucht es auch. Denn gerade, wenn jemand ein ganz persönliches Parfüm haben möchte, aber nicht genau definieren kann, was er sich eigentlich vorstellt, kommt die Erfahrung des Dresdners zum Tragen. „Wir unterhalten uns dann einfach, ich frage, wo jemand besonders glücklich ist, womit er sich gern beschäftigt, woran er sich gern erinnert“. Und so duftet aus dem Flakon später zum Beispiel nach Pinien vom Lieblingsurlaubsort, oder nach den Himbeeren aus dem Garten der Großeltern. Alle Düfte basieren auf natürlichen Zutaten. Das ist Uwe Herrich wichtig. Er ordert kiloweise Blütenblätter, Früchte und auch so manche Zutat, die man nicht unbedingt in einem Duft erwartet.

Eine seiner jüngsten Kreationen nimmt sich dagegen recht klassisch aus. Etwas Besonderes ist sie dennoch. Uwe Herrich hat den Duft der Kamelien, die jeden Jahr tausende Besucher auf das Schlossgelände in Königsbrück bei Dresden locken, eingefangen und dem rührigen Heimatverein der Stadt damit einen großen Wunsch erfüllt.

Blüten sind die Basis vieler Düfte. Es gibt aber auch weitaus exotischere Zutaten.
Blüten sind die Basis vieler Düfte. Es gibt aber auch weitaus exotischere Zutaten. © privat/PR