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Der Husar darf wieder reiten

Vor 80 Jahren wurde das Reiterstandbild in Großenhain eingeweiht, vor 65 Jahren zerschlagen. Jetzt kehrt es als Zinnfigur zurück.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain/Nünchritz. Morgen ist es genau 80 Jahre her, dass Großenhain sein Husarendenkmal an der Poststraße bekam. Damals, 1934, beging man die 200-Jahrfeier des ersten sächsischen Husarenregiments König Albert Nummer 18. Das bronzene Reiterstandbild auf einem über zwei Meter hohen Granitsockel war eine durch Spenden finanzierte Erinnerung an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Viele Spekulationen gab es später um die Demontage des Denkmals 1942 und seine endgültige, politisch motivierte Zerschlagung am 15. September 1949. Nur Tage vorher war die neue Gedenkstätte der Verfolgten des Naziregimes eingeweiht worden. Dazu hatte man den Sockel um 90 Grad gedreht. „Die Symbolik des neuen Denkmals aber war um 180 Grad gedreht worden“, so Manfred Leubner, Chef des Großenhainer Husarenvereins.

Aus Anlass des 80-jährigen Jubiläums der Einweihung und für den Tag der Sachsen lässt der Verein das Reiterstandbild nun wieder als kleines Erinnerungsstück anfertigen. „Nicht als Glorifizierung wie früher“, so Leubner, „sondern als Souvenir.“ Das ist Vereinsmitglied Lutz Otto aus Nünchritz zu verdanken. Der hatte das Husarendenkmal bereits 2010 en miniature und figürlich in Zinn gegossen. Davon gibt es rund 50 Stück. Nun stellte er sich einer noch größeren Herausforderung. Die neuerliche Zinnfigur ist flach, aber wesentlich filigraner und genauer als die Figur. Knöpfe, die Kordel an der Lanze, ja selbst die Unterschiedlichkeit beider Seiten sind herausgearbeitet. Unten auf dem Fuß hat die flache Figur, die etwa fünf Zentimeter hoch ist, sogar eine Aufschrift zum königlich-sächsischen Regiment.

Diese Detailtreue zum einstigen Standbild des Leipziger Bildhauers Alfred Brumme ist zuallererst der Schiefergravur von Werner Otto aus Delitzsch zu verdanken. Der Rentner ist allerdings mit Zinngießer Lutz Otto nicht verwandt. „Ich habe ihn übers Internet gefunden, weil ich die Gussform nicht selbst gravieren konnte“, sagt der Nünchritzer. Es hätte lange gedauert, bis Hobby-Graveur Werner Otto diese Eins-zu-eins-Nachbildung des einstigen Originalwerkes geschafft hatte.

Wie exakt Otto und Otto vorgehen, lässt sich an den Strichen in der Gussform ablesen. „Die sind dazu da, dass beim Einfüllen des heißen Zinns die Luft entweichen kann und damit das Material auch noch in den kleinsten Hohlraum gelang“, erklärt Lutz Otto. Der Nünchritzer will zum Tag der Sachsen allen Interessenten die Möglichkeit geben, sich im Standquartier des Husarenvereins eine solche Zinnfigur selbst herzustellen. „Von 10 bis 16 Uhr ist am Festsonnabend Schaugießen“, kündigt Manfred Leubner an. Um das Souvenir attraktiv zu komplettieren, hat Lutz Otto eine Schmuckschatulle entwickelt, in die die Zinnfigur auf einen imitierten Sattel passt. dabei sind auch ein Foto des einstigen Reiterstandbildes und ein Text über die Entstehung und Entfernung des Denkmals.

Lutz Otto und Manfred Leubner verhehlen nicht ihre Hochachtung vor der künstlerischen Arbeit des Bildhauers Brumme. Die neue Zinnfigur wird dieser Ehrung gerecht. Auch die Innenaufmachung der hölzernen Schatulle ist hochwertig. Für sich selbst sieht Lutz Otto nur noch eine Steigerungsmöglichkeit. Er will die flache Figur – wie schon den kleinen Reiter – originalgetreu farbig bemalen.

Reservierungen bei Manfred Leubner: 0352237574