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Der Keulenberg lebt

Ein neuer Verein legt los. Erstes großes Ziel ist ein dauerhafter Gipfelimbiss an den Wochenenden.

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© René Plaul

Von Reiner Hanke

Oberlichtenau. Zu Himmelfahrt war auf dem Keulenberg richtig etwas los. So viele Besucher hatte der Gipfel wohl lange nicht mehr gesehen. Um die 500 Ausflügler zog es hinauf. Erstmals seit über drei Jahren bekamen sie eine frisch gegrillte Bratwurst. Der Imbiss, die „Goldene Wurzel“, hatte nach der langen Zwangspause geöffnet. Der neu gegründete Keulenbergverein, die „Heimatfreunde-Keulenberg“ wollte damit ein Zeichen setzen – hier tut sich wieder etwas. Rund 200 Bratwürste gingen über die Theke, „nicht schlecht für den Anfang“, schätzt Thomas Berke ein. Vorstandsmitglied im neu gegründeten Bergverein. „So einen Andrang hatten wir nicht erwartet“, sagt auch Vereinsvorstand Rick Hanisch.

Der Weg zur Ruine des Bergschlösschens auf dem Gipfel ist derzeit gesperrt.
Der Weg zur Ruine des Bergschlösschens auf dem Gipfel ist derzeit gesperrt. © Reiner Hanke
Ganz großes Fernziel ist es, die frühere Baude auf dem Gipfel wieder aufzubauen. An der Stelle befindet sich derzeit ein Spielplatz. Ob das klappen kann, ist aber ungewiss.
Ganz großes Fernziel ist es, die frühere Baude auf dem Gipfel wieder aufzubauen. An der Stelle befindet sich derzeit ein Spielplatz. Ob das klappen kann, ist aber ungewiss. © Reiner Hanke
Eines der wichtigsten Ziele für den neuen Verein ist es, die Gastronomie im Imbiss, der Goldenen Wurzel, wieder zu beleben.
Eines der wichtigsten Ziele für den neuen Verein ist es, die Gastronomie im Imbiss, der Goldenen Wurzel, wieder zu beleben. © Reiner Hanke

Der Erwartungsdruck ist jetzt hoch. Der frisch gegründete Verein muss die Hoffnungen aber ein bisschen dämpfen. Die seien verständlich. Um einen Dauerbetrieb gewährleisten zu können, seien jedoch noch eine ganze Reihe von Voraussetzungen zu schaffen. Das Trink- und Abwasser gehört dazu. Und damit auch die ungelöste Toilettensituation. Ohne die eine dauerhafte Gastronomie kaum möglich wird. Hierbei hofft der Verein auf eine schnelle Lösung, damit es vorwärtsgeht. Denn die Wurzel ist als Anlaufpunkt wichtig.

Die Vereinsmitglieder haben schon einiges unternommen und sich mit den entsprechenden Behörden in Verbindung gesetzt. Eng sei die Zusammenarbeit mit der Stadt als Grundstückseigentümerin und den Ämtern für Hygiene- und Lebensmittelüberwachung – wegen der Gastronomie. Die Ämter seien auch sehr kooperativ. So wurde bereits der Untergrund untersucht, um festzustellen, welche Leitungen wo anliegen. Thomas Berke ist zuversichtlich, dass hier noch in diesem Jahr gegraben wird. Der Verein will das selbst in die Hand nehmen. Ums Thema Trinkwasser kümmere sich derzeit die Stadtverwaltung. Ein Brunnen für das Brauchwasser ist auch im Gespräch.

Die Ziele sind klar: Der Gipfel soll als Ausflugsziel wieder attraktiver für Besucher werden. Dafür will der Verein schrittweise die Gipfeleinrichtungen auf Vordermann bringen. An Bänken fehlen Latten. Die Holzgebäude müssen aufgemöbelt werden. Neben dem Imbiss ist das auch noch der frühere Souvenirkiosk. Derzeit das Materiallager der Vereinsmitglieder. Perspektivisch will der Verein das marode Gebäude durch einen Neubau ersetzen mit Schauer, unter dem Wanderer Schutz finden und ihr Gipfelbier trinken können.

Der Souvenirkiosk ist eher Zukunftsmusik. Erst ist die Wurzel dran. Die soll dauerhaft an den Wochenenden öffnen und das möglichst zügig. Allerdings sei auch das Gebäude marode. Ein Neubau soll den jetzigen Imbiss ersetzen. Thomas Berke denkt an Blockbohlenbauweise. Damit kennt sich der Oberlichtenauer aus. Holzbearbeitung ist seine Leidenschaft, Blockhäuser gehören dazu. Vielleicht, so die vorsichtige Prognose, kann der Neubau schon im kommenden Winter eingeweiht werden. Bis dahin muss es die alte Wurzel tun. Aber die Pausen in der Gastronomie sollen auch nicht mehr zu lange dauern. Der nächste Termin steht aber noch nicht fest.

Stolperfallen beseitigen

Der Impuls zum neuen Verein kam aus einer Bierlaune heraus“, erinnert sich Thomas Berke. Wir haben zusammengesessen, über den Berg gesprochen und am Ende gesagt: „Kommt, wir müssen was machen!“ Inzwischen sind es an die 20 Aktive im Verein, dazu Fördermitglieder. Der Berg mobilisiert. Die Mitglieder haben alle eine besondere Beziehung zum Berg. „Die Oma wohnte vor vielen Jahren auf dem Gipfel“, verrät Rick Hanisch. Der ist Thema in den Familien, viele wandern immer wieder hinauf. Deshalb war klar: Der Berg der Heimat darf nicht einschlafen. Damit es oben immer schön munter bleibt, sind „weitere Mitglieder herzlich willkommen“, wirbt Rick Hanisch. Der Berg soll zu einem verbindenden Ort für die Bewohner rund um den Gipfel werden, an dem man sich wieder trifft. An dem Gipfel haben sich freilich auch schon viele die Zähne ausgebissen. Das soll dem neuen Verein nicht passieren.

Thomas Berke lässt den Blick schweifen: „Der Rasen müsste mal wieder gemäht werden.“ Über Jahre hatten Stadt und freiwillige Helfer wohl das Nötigste erledigt. Aber vieles sei auch liegengeblieben. In den vergangenen Wochen habe der Verein erst einmal für eine Grundordnung gesorgt, morsches Holz und Laub weggeräumt, den Bäumen im Lindengarten einen Schnitt verpasst, Stolperfallen beseitigt, Bänke gereinigt. Und natürlich die Wurzel hergerichtet. Dort musste zum Beispiel ein neuer Fußbodenbelag rein. Eine Forderung des Hygieneamtes. Rick Hanisch: „Der Berg muss vorzeigbar, muss repräsentativ sein.“ Dafür ist in der nächsten Zeit noch einiges zu tun – Bänke reparieren und streichen zum Beispiel.

Inzwischen ist der Aufgabenberg auf dem Berg noch ein Stück gewachsen. Seit Kurzem ist die Ruine des Bergschlösschens samt Zugang, ein weiteres Highlight neben dem Aussichtsturm auf dem Gipfel, gesperrt. Das sei ärgerlich. Ein Gutachten sei der Hintergrund. Danach ist die Statik der Trockenmauer unter dem Zugang unsicher. An der Ruine sind wohl ein paar Steine locker. Die Vereinsmitglieder wollen sich mit der Stadt in Verbindung setzen und sehen, ob Reparaturen auch mit vertretbaren Aufwand aus Vereinskräften möglich sind. Damit der Bauzaun verschwinden kann – nicht der schönste Anblick. Die Ruine soll später einmal überdacht werden. Und dann ist da ja auch noch ein Fernziel, die historische Baude wieder zu errichten. Das hatte schon der Vorgängerverein: „Wenn die irgendwann wieder steht, dann hat es der Verein geschafft.“

Wer den Verein unterstützen möchte, kann sich unter [email protected] melden.