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Der kleine Herr und die großen Bilder

Ursprünglich war Peter Jäckel als Staatsschützer tätig. Jetzt malt er Bilder und sucht doch wieder Kontakt zur Polizei.

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© Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. Das ist doch mal schön. Ein Artikel der Sächsischen Zeitung hat den Kontakt hergestellt. Als der Meißner Revierleiter Hanjo Protze vor knapp zwei Jahren in der SZ davon las, dass in seinem Revier ein pensionierter Polizist als Maler lebt, begann in ihm eine Idee zu wachsen. „Ich habe den Kontakt zu Peter Jäckel in Niederau gesucht und bin dann bei ihm und seiner Frau gewesen, weil er mich einfach als Persönlichkeit interessierte“, sagt Protze.

Die Idee hat sich mittlerweile zu einer veritablen Ausstellung gemausert. Der kleine Herr Jäckel und der hochgewachsene Revierchef stehen in einem größeren Konferenzraum des Meißner Polizeigebäudes. Es gibt Kaffee, Plätzchen und Obst. Dort wo sonst eher angespannte Gesichter zu sehen sind, herrschen jetzt heitere Mienen vor. An den Wänden hängt ein Jäckel neben dem anderen.

Hanjo Protze haben es die Karikaturen besonders angetan. Das kann kaum wundernehmen. Die Motive beschäftigen sich oft mit dem Polizeialltag. Der Wiedererkennungseffekt übt auf die Lachmuskeln offenbar einen besonderen Reiz aus. Da gibt es den Landpolizisten, wie er in Lommatzsch oder Nossen arbeiten könnte. In den überschaubaren Städtchen sind die Kleinkriminellen den Polizisten oft persönlich bekannt. „Einige Kollegen erkennen ihre Pappenheimer im Dunkeln allein schon an ihrem Gang“, sagt Hanjo Protze. Genau diese Idee hat der 73-jährige Karikaturist mit Farbe konzentriert zu Papier gebracht.

Das Format der Karikatur sei sein neuestes Steckenpferd, sagt der pensionierte Staatsschützer. Wie er das meint? Bei einem Abstecher ins Treppenhaus lässt sich das erfahren. Dort hängt eine Auswahl von Jäckels oft großformatigen, abstrakten Arbeiten. Treppen gehören dazu, die eindrückliche Strukturen bilden, und der Maya-Architektur ähnelnde Pyramiden. Ein bisschen erinnert dieser Teil des Werks an die unmöglichen Figuren des niederländischen Grafikers und Maler Maurits Cornelis Escher. Ein bisschen Salvador Dali schwingt ebenfalls mit. Der Surrealismus hat es dem Niederauer besonders angetan. Diese Malart gebe ihm eine besondere Freiheit. Er lege gar keinen Wert darauf, seinen Bildern einen Interpretationsrahmen vorzugeben, sie auf einen Titel zu reduzieren. „Jeder Betrachter soll sich seinen ganz eigenen Reim zu machen können“, sagt Jäckel und freut sich insgeheim schon darauf, was seine Polizeikollegen von heute möglicherweise in die Bilder hineininterpretieren.

In der Faszination für den Surrealismus trifft sich der frühere Staatsschützer mit Revierleiter Protze. Der wollte mit der Ausstellung vor allem von den blanken Wänden im Revier wegkommen, den Augen der Mitarbeiter ein paar Blickfänge liefern, sie so mit ihren Gedanken vielleicht auch kurz einmal von der Arbeit lenken, eine kleine Auszeit im stressigen Alltag schaffen.

Dabei soll die Schau nicht nur den Polizisten vorbehalten bleiben. Wer sich die Bilder betrachten möchte, muss nicht auf eine Vorladung ins Revier warten. Es genüge, wenn Interessenten sich unten an der Pforte meldeten und ihren Wunsch vortragen. Dann werde sich in der Regel schon ein Kollege finden, um die Besucher bei einem Rundgang durch die Ausstellung zu begleiten, so Protze.