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Der kleine Lord erobert das Stadtmuseum

Was wäre Weihnachten ohne den Film-Klassiker? Dem Buch und der Geschichte widmet sich eine Sonderschau in Neustadt.

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Museumsleiterin Ulrike Hentzsche kleidet eine Puppe mit einem Originaloberteil des „Fauntleroy-Styles“ aus dem 18. Jahrhundert ein.
Museumsleiterin Ulrike Hentzsche kleidet eine Puppe mit einem Originaloberteil des „Fauntleroy-Styles“ aus dem 18. Jahrhundert ein. © Daniel Schäfer

Der britische Fernsehfilm „Der kleine Lord“, aus dem Jahr 1980 ist für viele zur Weihnachtzeit ein Muss. Ab Sonnabend dreht sich im Neustädter Stadtmuseum alles um diesen Kultfilm und die Buchvorlage. „Wir haben die Ausstellungsstücke von einem Ehepaar aus der Burg Burgliebenau bei Merseburg erhalten. Matthias und Dagny Prasse haben uns die Exponate bis zum 10. November geliehen. Danach gehen sie zurück in die alte Burg des Ehepaares“, erzählt Museumsleiterin Ulrike Hentzschel. Nach ihren Recherchen hatte die Buchvorlage vor zweihundert Jahren für einen regelrechten Hype gesorgt. Die New York Times betitelte den „kleinen Lord“ als den „Harry Potter“ des 19. Jahrhunderts: „Die Schriftstellerin, die das Buch geschrieben hatte, auf dem der Film basiert, hatte ihren Sohn als Vorbild für die Rolle des kleinen Lords genommen“, sagt Ulrike Hentzschel. Sie nähte ihm selbst entworfene Kleidungsstücke, der Sohn musste lange, lockige Haare tragen. Da der englische Originaltitel „Little Lord Fauntleroy“ ist, wurde der Modetrend von ca. 1885 bis 1900 der „Fauntleroy-Style“ genannt. Viele Mädchen und Jungen der damaligen Zeit wollten in den USA so gekleidet werden. „Wir haben passend dazu unserer Lord-Puppe in der Ausstellung auch ein Original-Oberteil aus der Epoche angezogen“, sagt die Museumsleiterin. Die Autorin Frances Hodgson Burnett hatte das Buch ab 1884 als Fortsetzungsroman in Wochenendbeiträgen einer Tageszeitung veröffentlicht. Als sich herausstellte, dass die Nachfrage nach dem „Little Lord Fauntleroy“ sehr groß ist, wurde das erste Exemplar 1886 als komplettes Buch gedruckt. In deutscher Sprache sind bis heute mehr als dreißig Ausgaben erschienen.

Die Schriftstellerin ist übrigens dafür verantwortlich, dass es einen Rechtsanspruch auf geistiges Eigentum gibt. „Sie hatte mitbekommen, dass ein Theater in den USA nach ihrer Buchvorlage eine Aufführung plant und hatte vor Gericht dagegen geklagt. Sie gewann den Prozess und erhielt für die Benutzung ihres geistigen Eigentums von den Theaterbetreibern Geld. Seit dem gilt das Recht auf das geistige Eigentum“, erklärt Ulrike Hentzschel.

In der Sonderausstellung im Stadtmuseum hängen viele Banner und Infotafeln zu dem berühmten Buch und den Verfilmungen. Zu sehen sind, neben zahlreichen Büchern, auch in Russisch und Japanisch, natürlich auch Objekte zu den einzelnen Filmen. Die erste Verfilmung des kleinen Lords war 1914 als Stummfilm abgedreht worden. Danach folgten elf weitere Filme. Der Stifter der Ausstellungsobjekte, Matthias Prasse, wird am 5. September ab 19 Uhr einen Vortrag zu den Filmen und zur Autorin der Buchvorlage halten. Und wer wissen möchte, was Walt Disney’s Donald Duck mit dem kleinen Lord zu tun hat, sollte sich die Ausstellung in den kommenden Monaten ansehen.

Die Sonderausstellung „Der kleine Lord“ ist bis 10. November im Stadtmuseum Neustadt zu sehen. Öffnungszeiten: Di-Do, 9.30-16 Uhr; Fr 9.30-14 Uhr; Sa/So, 13-17 Uhr.