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Der Kloster-Bäcker backt nicht mehr

Die Produktion in St. Marienthal wurde vorerst eingestellt. Doch es soll weitergehen.

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© Matthias Weber

Von Jan Lange

Marienthal. Etwas überrascht ist Peter Knüvener schon gewesen, als plötzlich der Schriftzug der Klosterbäckerei St. Marienthal von der Filiale am Aldi-Markt in Zittau verschwunden war. In der Klosterbäckerei wird vorläufig nicht gebacken, wie Äbtissin Elisabeth Vaterodt erklärt. Die Produktion über die Wirtschaftsverwaltungsgesellschaft (WVG) des Klosters musste demnach Ende Januar eingestellt werden. Dieser Schritt sei der Geschäftsleitung wahrlich nicht leicht gefallen, so die Mutter Oberin weiter. Aber es habe dafür verschiedene Gründe gegeben. Die Bäckerei konnte nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden. Alle Aktivitäten, eine Verbesserung zu erreichen, hätten laut Äbtissin nicht ausgereicht. „So wie in ganz Deutschland fortlaufend kleine Bäckereien schließen, weil sie immer mehr Absatzprobleme haben, war die Situation in dieser relativ schwachen wirtschaftlichen Region mit Grenzlage von vorn herein schwierig“, sagt die Vorsteherin vom Kloster St. Marienthal. Eine Veränderung zeichnete sich deshalb nach ihren Worten schon seit längerer Zeit ab.

Hinzugekommen sei, das es immer schwieriger wurde, Fachpersonal zu finden, nennt die Äbtissin einen weiteren Grund für die vorläufige Einstellung des Betriebes. „Eine Bäckerei gänzlich mit Mitarbeitern zu betreiben, ist eben schwierig und kostenintensiv bei Einhaltung aller arbeitsrechtlichen Belange“, so Mutter Elisabeth. „Ein Bäckermeister, der privat eine Bäckerei betreibt, kann sich anders einbringen als ein Angestellter.“

Im Grunde genommen hätte das Kloster die eigene Bäckerei eigentlich nach dem Hochwasser 2010 schon schließen müssen. Denn die Bäckerei war nach der verheerenden Überschwemmung nicht nur von den Gebäuden her, sondern auch ausstattungsmäßig komplett geschädigt. Im Hinblick auf die Ängste der Mitarbeiter, ihren Arbeitsplatz zu verlieren und weil das Kloster vertragliche Kundenbindungen hatte, ist dann doch umfangreich in die Bäckerei investiert worden. Sie ist wieder voll ausgestattet und sogar verbessert worden, erklärt die Äbtissin.

Trotz der Teilnahme an Klostermärkten in anderen Bundesländern sowie in Österreich und auf den Weihnachtsmärkten in einigen sächsischen Großstädten konnte die Marienthaler Klosterbäckerei die erforderlichen Umsätze nicht erwirtschaften. Vor etwa zwei Jahren habe auch das Internationale Begegnungszentrum (IBZ) St. Marienthal den Vertrag gekündigt. Dieser Umsatzverlust konnte nicht ausgeglichen werden, fügt die Mutter Oberin hinzu.

Dass das Kloster seine Bäckerei überhaupt auf Umsatz ausgerichtet und sie in die Wirtschaftsverwaltungsgesellschaft übernommen hatte, sei laut Äbtissin ein Ergebnis von Wirtschaftsberatungen Anfang der 1990er Jahre im IBZ-Gremium gewesen. „Man wollte im Begegnungszentrum ganz bewusst Backwaren auf Natursauerteigbasis den Gästen anbieten“, sagt sie und ergänzt: „Das und die lange Tradition war eines der Merkmale unserer Bäckerei und wurde immer gut angenommen. Zudem haben wir uns bemüht, den Bedarf der Gäste des IBZ mit ökologischen Sonderprodukten abzudecken.“ Die Bestellungen seien aber über die Jahre, besonders nach dem Hochwasser, zurückgegangen.

Die Schließung der Bäckerei sei also ein längst fälliger Schritt, um aus den roten Zahlen zu kommen, betont die Äbtissin. Gleichzeitig sollte mit dem Schritt eine Insolvenz der WVG, die mit den anderen Dienstleistungsbereichen durchaus positiv arbeitet, verhindert werden.

Den Mitarbeitern bot das Kloster eine Umbesetzung in andere Bereiche der WVG an, was zwei angenommen haben. „Ein Bäcker arbeitet nun in einer anderen Bäckerei. Zwei Mitarbeiter haben von sich aus gekündigt“, sagt die Äbtissin. In der Klosterbäckerei sind damit derzeit keine Mitarbeiter tätig. Das endgültige Ende der jahrhundertealten Backtradition im Kloster bedeute das aber nicht, betont sie. „Die Bäckerei gibt es noch und sie bleibt auch bestehen. „Die Bäckerei ist jetzt wieder – wie in früheren Zeiten – beim Kloster direkt angesiedelt. „Was wir damit langfristig vorhaben, steht noch nicht fest“, sagt die Äbtissin. Mit dem noch zu erstellenden Zukunftskonzept ergebe sich dann auch, ob wieder Mitarbeiter eingestellt werden. „Sollte es erforderlich sein, so sind wir durch die Übernahme eines Bäckers in den Mitarbeiterstab des Klosters durchaus in der Lage, für zeitweisen Eigenbedarf und zur Erhaltung der Klostertradition eine überschaubare Menge an Brot im altdeutschen Steinofen, der geradezu unverwüstlich ist, zu backen“, sagt die Äbtissin. Geprüft werde in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeit einer Verpachtung.

Dass vorerst nicht im Kloster gebacken wird, wirkt sich über Marienthal hinaus aus. So wurde das Backmobil, das täglich in Görlitz auf dem Elisabethplatz stand, verkauft. Eine Person, die nicht aus der Region stammt, erwarb es übers Internet. Und die Filiale in Zittau hat ebenfalls einen neuen Besitzer: die Bäckerei Lock aus Leutersdorf. Diese Bäckerei beliefert jetzt ebenso das Kloster regelmäßig mit Backwaren. Die Produkte, die teilweise nach den Rezepten der Marienthaler Abtei hergestellt werden, sind auch im Klosterladen erhältlich.