Sebnitz
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Der Kultur-Rebell

Im 25. Jahr der Kulturwerkstatt startet der Hinterhermsdorfer Gerald Schädlich durch. Sein Haus ist für alle offen. Ihm geht es aber um viel mehr.

Von Anja Weber
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Der Hinterhermsdorfer Keramiker Gerald Schädlich war schon immer ein kritischer Zeitgeist.
Der Hinterhermsdorfer Keramiker Gerald Schädlich war schon immer ein kritischer Zeitgeist. © Steffen Unger

Kunst und Kultur haben in der hinteren Sächsischen Schweiz keinen hohen Stellenwert. Das sagt der Hinterhermsdorfer Keramiker Gerald Schädlich. Und er will das ändern. Er kann sich diese provokante These leisten. Denn er ist viel herumgekommen, kennt sich aus. Gerald Schädlich wird als weltoffener, engagierter, kritischer Zeitgeist geschätzt. „Die Türen in meinem Atelier stehen allen Interessierten offen. Jeder kann kommen. Mir ist die kulturelle Bildung im ländlichen Raum ganz wichtig“, sagt er. Und er hat dafür schon einiges getan.

Vor 25 Jahren hat er sich mit dem ersten internationalen Künstlersymposium auf den Weg gemacht, Kunst und Kultur in die hintere Sächsische Schweiz zu bringen. Er war einer der Vorreiter, internationale Gäste in die Region zu holen, für mehr Weltoffenheit zu werben. Künstler aus West- und Osteuropa kamen, aus Australien und Südkorea. Große Plastiken entstanden im Freifeuer. Eine Kunst, die er wie kein Zweiter beherrscht. Die Plastiken aus Hinterhermsdorf stehen heute noch in Australien, Korea oder auch in der Schweiz. Konzerte, Workshops, Kurse folgten.

Gerald Schädlich lebt in Hinterhermsdorf. 
Gerald Schädlich lebt in Hinterhermsdorf.  © Steffen Unger

Bei der Aktion „Kunst: offen“ lädt er jährlich in sein Atelier an die Neudorfstraße ein. Er widmet sich Projekten in Dresden, in seiner Heimatstadt Torgau und anderen Städten, lädt aber auch immer zu Kursen in sein Hinterhermsdorfer Atelier. „Damit Menschen miteinander kommunizieren und sich begegnen, mit kulturellen, gesellschaftlichen und naturbezogenen kritischen Themen.“ Ein sanfter, weltoffener Tourismus mit einer Vielfalt an kulturellen Angeboten für Gäste und Einheimische bereichere die Region, sagt er. Natur lebe nur, wenn diese sich nähren könne.

Nur auf Wanderer, Pauschaltouristen und Abenteurer zu setzen, das hält Gerald Schädlich auf Dauer für keinen guten Weg für die Sächsische Schweiz. Mit etwas mehr Kunst und Kultur könne die Region die Verweildauer von Touristen verlängern. Davon ist er überzeugt.

"Würfelhocker" heißt dieses Werk.
"Würfelhocker" heißt dieses Werk. © Steffen Unger

25 Jahre Kulturwerkstatt Hinterhermsdorf heißt für ihn auch eine Zäsur. „Ich stand vor der Entscheidung, wegzugehen oder weiterzumachen“, sagt er. Er hat sich für Letzteres entschieden, trotz Widersprüchen und Widrigkeiten, die er hier verspürt. Er hat beschlossen, weiter für seine Mission zu kämpfen, dafür, dass sich Menschen bilden, dass sie Kunst zu einem Teil ihres Lebensgefühls entwickeln. „Ich möchte die Leute mitnehmen auf dem Weg, eigene Lebensräume zu gestalten. Ich möchte ein Umdenken in der Bevölkerung erzeugen“, sagt er. Kunst sei eine Riesenchance vor allem auch für Kinder und Jugendliche. Bei dieser Generation glaubt er, noch ansetzen zu können, und möchte mit Ganztagsangeboten unter anderem zum Thema „Kreativität statt Aggression“ an Schulen gehen, Kurse zum Beispiel im Modellieren in seiner Werkstatt anbieten.

„Idolsucht und Vermassung“ nennt sich dieses Werk.
„Idolsucht und Vermassung“ nennt sich dieses Werk. © Steffen Unger

Doch wer hier denkt, es ginge nur um Töpferkurse, der irrt. Bei Gerald Schädlich geht es immer um mehr. Es geht um Kunst, Kreativität, Lebensgefühl und um Politik. Zudem will er die Kulturwerkstatt auch wieder als internationale Begegnungsstätte für junge und auch erfahrene Künstler unterschiedlicher Genres aufleben lassen.

Für Gerald Schädlich ist es ein zweiter Versuch, Kunst und Kultur in die hintere Sächsische Schweiz zu bringen. 25 Jahre Kulturwerkstatt wird er am 1. September begehen, dem Weltfriedenstag. „Für mich das wichtigste Thema überhaupt.“

www.kulturwerkstatt-hinterhermsdorf.de