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Der Kulturpalast bekommt eine große Orgel

Der Vorgänger, ein kleines Instrument der Firma Jehmlich Orgelbau, fand in einer Kirche in Cottbus eine neue Heimat.

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© André Wirsig

Von Bettina Klemm

Im neuen Konzertsaal sieht die etwa 15 Meter breite und acht Meter hohe Orgel bereits perfekt aus. Doch bis sie im Kulturpalast wirklich erklingen kann, vergehen noch Monate. Jede ihrer etwa 4 000 Pfeifen muss auf die Bedingungen im Saal abgestimmt werden. Im September soll das Königsinstrument mit einer Orgel-Woche eingeweiht werden. Gebaut wurde die Orgel, die über vier Manuale und 67 Register verfügt, von der Firma Hermann Eule Orgelbau aus Bautzen.

Die einstige Orgel im Dresdner Kulturpalast war sehr viel kleiner. Die Firma Jehmlich Orgelbau Dresden hatte 1970 das Instrument geschaffen. Es wurde bei Konzerten in den Saal gerollt. Als die Stadt Dresden die alte Orgel 2011 zum Verkauf ausgeschrieben hatte, gab es nur einen Bewerber. So erhielt die Kirchgemeinde St. Maria Friedenskönigin in Cottbus für 7 000 Euro den Zuschlag.

Der Kaufpreis war am Ende der geringste Kostenfaktor, erklärte der Cottbusser Orgelvereinschef Daniel Sobotta. Er hatte 2009 einen Verein gegründet, um Spenden für eine Orgel zu sammeln. Die Idee, die nicht mehr benötigte Kulturpalast-Orgel in die Friedenskirche zu bringen, hatte der Geschäftsführer des Dresdner Orgelbauunternehmens Ralf Jehmlich. Er stellte nicht nur den Kontakt her, sondern sein Unternehmen übernahm auch, unterstützt von fast 50 Freiwilligen, den Ab- und Aufbau der Orgel in Cottbus. Bevor die Orgel im Juni 2015 wieder geweiht werden konnte, waren umfangreiche Umbauten erforderlich. Es wurde ein moderner Orgelprospekt geschaffen, der sich dennoch harmonisch in den Kirchenbau einfügt . Am Ende kostete das gesamte Orgelprojekt in der katholischen Kirche in Cottbus fast 300 000 Euro.

Auch die neue Orgel im Dresdner Kulturpalast verdankt ihre Existenz einem Förderverein. Die Stadt wollte ursprünglich aus Kostengründen auf eine Orgel im neuen Konzertsaal verzichten. Lutz Kittel vom Förderverein der Dresdner Philharmonie redete sich den Mund fusselig, um das Rathaus von der Notwendigkeit einer Orgel zu überzeugen. Am Ende sammelte der Förderverein mit zahlreichen und zum Teil auch recht ungewöhnlichen Aktionen rund eine Million Euro für die Orgel. Die Stadt legte 300 000 Euro drauf. Wenn am 7. September die neue Orgel im ersten Konzert erklingt, geht für Lutz Kittelmann ein Traum in Erfüllung.

Buchtipp: „Der Dresdner Kulturpalast. Eine Zeitreise von 1969 bis heute“, Verlag Bild und Heimat