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Der lange Weg zur Notaufnahme

Weil ihre Tochter in der Nacht Schmerzen hat, fährt die Mutter sie ins Bautzener Krankenhaus. Doch dort gibt es Probleme.

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© Uwe Soeder

Von Marleen Hollenbach

Diesen Tag wird Kathleen Fritzsche nicht so schnell vergessen. Am späten Abend ging es ihrer Tochter auf einmal schlecht. Die 13-Jährige hatte Schmerzen, die immer stärker wurden. Ein Albtraum für jede Mutter. Die Bautzenerin entschied sich, schnell mit dem Auto zum Krankenhaus zu fahren. Doch was sie dort Anfang September erlebte, macht sie auch zwei Wochen nach dem Vorfall wütend.

Nicht die Ärzte und Schwestern kritisiert sie. Die hätten an dem Abend alles getan, damit es ihrer Tochter besser geht. Doch es war für die Mutter unheimlich schwer, überhaupt zum Behandlungszimmer zu gelangen. Mit ihrer Tochter, die eine Schwerbehinderung hat, war sie schon öfter im Bautzener Krankenhaus. Deshalb wusste sie auch: Von der Schäfferstraße aus gelangt man tagsüber schnell in die Notfallambulanz. Doch an eben jenem Abend waren die Türen dort verschlossen. „Ich bin dann zum Eingang der Kinderambulanz gegangen, aber auch dort kam ich nicht weiter“, erklärt die Bautzenerin.

Sie berichtet davon, dass sich eine Männerstimme an der Wechselsprechanlage meldete und ihr sagte, dass sie unbedingt zum Haupteingang müsse. Kathleen Fritzsche brachte also ihr Kind zurück zum Auto und fuhr einmal komplett um das Gebäude. Ihr Auto stellte sie genau am Haupteingang rechts neben die Schiebetür. Endlich konnte sie das Gebäude betreten. Doch der Gang war lang und ihrer Tochter ging es immer schlechter. Als die Ärzte die Tochter sahen, hätten sie ihr sofort geholfen, erklärt die Mutter. Für den Rückweg bekam sie sogar einen Rollstuhl, um die 13-Jährige sicher zum Auto zu bringen.

Teures Parken trotz Notfall

Doch am Fahrzeug angekommen, wartet der nächste Ärger auf die Mutter. Um das Krankenhausgelände verlassen zu können, musste die Bautzenerin vier Euro für die Parkkarte zahlen. „Ich kann das nicht verstehen, weil ich doch wegen einer Notfallbehandlung da war“, sagt sie. Dass das Krankenhaus am Tag Parkgebühren verlangt, findet sie in Ordnung. Schließlich kommen dann auch Menschen, die ihre Angehörigen besuchen wollen. Aber Gebühren in der Nacht hält sie für sinnlos. Kathleen Fritzsche ist so verärgert, dass sie einen Beschwerdebrief an das Krankenhaus geschrieben hat. „Ich denke, dass es noch mehr Eltern so geht wie mir“, sagt sie.

Inzwischen hat die Klinik auf das Schreiben der besorgten Mutter reagiert. „Aus sicherheitstechnischen Gründen ist in der Zeit von 20 und 6 Uhr der Zugang von Patienten, welche sich als Notfall selbst vorstellen, ausschließlich über den Haupteingang möglich“, heißt es im Antwortschreiben. In der Nacht sei lediglich die Information am Haupteingang besetzt. Von dort aus werden die Patienten dann zur Ambulanz geleitet. „Am Eingang der Zentralen Rettungsstelle haben nur Rettungssanitäter in den Nachtstunden direkten Zugang“, heißt es weiter.

Auch das Thema Parkgebühren lässt das Bautzener Krankenhaus nicht unkommentiert. Am Haupteingang dürften die Patienten in dringenden Fällen nur kurzzeitig parken, erklärt das Qualitätsmanagement des Krankenhauses. Die Stellflächen sind dafür da, Patienten ins Krankenhaus zu bringen, oder sie abzuholen. Die ersten 30 Minuten sind deshalb gebührenfrei. Danach müssen Patienten zahlen. Auch das Parkhaus können Patienten nutzen, allerdings ist auch das kostenpflichtig.

Lieber den Rettungswagen rufen?

Die Erklärungen kann Kathleen Fritzsche nur zum Teil verstehen. Sie findet es gut, dass die Türen aus Gründen der Sicherheit nachts verschlossen sind. „Aber es wäre schön, wenn es gerade für die kleinen Patienten auch am späten Abend und nachts einen schnelleren Zugang geben würde“, sagt sie. Die Stellungnahme zu den Parkgebühren verärgert die Bautzenerin hingegen sehr. „Keine Mutter geht nach einer halben Stunde wieder zum Auto zurück, wenn die Tochter mit Krämpfen in der Notaufnahme sitzt“, sagt sie.

Kathleen Fritzsche hat aus dem Vorfall für sich selbst Konsequenzen gezogen. Sollte es ihrer Tochter noch einmal schlechtgehen, wird sie sich nicht mehr ins Auto setzen und selbst zum Krankenhaus fahren. Stattdessen will die Bautzenerin den Rettungsdienst rufen. „Das ist zwar für alle teurer, aber dann wird uns tatsächlich schnell geholfen“, sagt sie.